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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Widmung

Zitat

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

Epilog

Anmerkungen der Autorin

Danksagungen

Die Autorin

Die Romane von Mimi Matthews bei LYX

Impressum

Mimi Matthews

Belles of London

Die Nähe, die uns trennt

Roman

Ins Deutsche übertragen
von Stephanie Pannen

Zu diesem Buch

Evelyn Maltravers’ Familie ist verarmt und sie selbst gilt als »Blaustrumpf«. Ihre einzige Chance, die Aufmerksamkeit heiratswilliger Adeliger auf sich zu ziehen, sieht sie darin, mit ihren Fähigkeiten als Reiterin aufzufallen. Doch dazu braucht sie die richtige Ausstattung. Kurzerhand beschließt sie, denselben Schneider aufzusuchen, der auch einige berühmte Londoner Kurtisanen mit spektakulären Reit-Outfits ausgestattet hat. Ahmad Malik erhofft sich, durch seine Kreationen ein eigenes Atelier aufbauen zu können. Sein Talent, die Schönheit jeder Frau zu betonen, ist außergewöhnlich. Als Evelyn zu ihm kommt, ist er sofort fasziniert von der klugen und mutigen jungen Frau, und die Anziehung zwischen ihnen ist fast magisch. Die unvermeidliche Intimität bei den Anproben stellt sie beide auf eine harte Probe, doch Ahmad weiß, wie hart die Engländer mit denen umgehen, die sich über Standesunterschiede hinwegsetzen. Als Kind einer indischen Mutter, aufgewachsen in einem der ärmsten Viertel Londons, kennt er die hässlichen Seiten des Lebens nur zu gut. Evelyn jedoch lässt sich nicht so leicht entmutigen. Aber kann ihr Traum, die Vorurteile der Gesellschaft gegen alle Widerstände zu überwinden, wirklich wahr werden?

Für Centelleo

Wer reitet das beste Pferd in der Reihe? Wer führt die wildesten Ponys? Wen imitieren die schönsten Mädchen in Kleidung und Benehmen, und in Gespann, wenn sie können, ja, selbst in der Art, wie sie reden? … Natürlich eine unserer »Hübschen Bereiterinnen.«

– The Times (London), 29. Januar 1861

1. KAPITEL

London, England

März 1862

Evelyn Maltravers betrat den schwach beleuchteten Laden in der Conduin Street. Ein schlichtes Schild über der Tür verkündete Namen und Gewerbe der Inhaber: Messrs. Doye und Heppenstall, Herrenschneider. Das Innere des Ladens war ebenso schlicht – ein kleiner Ausstellungsraum, ausgestattet mit zwei bequem aussehenden Ledersesseln, einem Dreifachspiegel und einem hohen Tresen aus poliertem Mahagoni. Die Gaslampen an den Wänden warfen ihr diffuses Licht auf die dahinter lagernde Ware. Ballen feiner Wollstoffe in gedämpften Schwarz-, Braun- und Blautönen.

Es war Viertel vor sieben, kurz vor Ladenschluss. Eine tiefe männliche Stimme war gedämpft aus dem Hinterzimmer zu hören, das durch einen Vorhang vom Verkaufsraum getrennt wurde.

Evelyns Puls beschleunigte sich. Eine Herrenschneiderei war eine Männerdomäne. Eine, in der die Anwesenheit einer Dame so selten wie unwillkommen war. Aber sie ließ sich von dieser Tatsache nicht abschrecken. Sie richtete sich auf, trat an die Ladentheke und betätigte die Klingel.

Die Stimme im Hinterzimmer verstummte. Einen Moment später trat ein dünner, weißhaariger Herr hinter dem Türbehang hervor. Seine Augen waren wässrig und sein Rücken gebeugt, als hätte er sein ganzes Leben über einem Werktisch hockend verbracht.

»Kann ich Ihnen helfen, Madam?« Seine Stimme war so dünn wie seine Gestalt.

»Ja, vielen Dank. Ich würde gern mit Mr Doyle sprechen.«

»Ich bin Mr Doyle.«

Ihr sank der Mut. Sie hatte einen modisch gekleideten Mann erwartet. Jemanden mit einer Vision. Mit Magie in seinen Fingern. Nicht diesen betagten Herrn, der weder modisch noch besonders kompetent wirkte. Seine Finger waren gekrümmt, und seine Hände zitterten, als litte er an einer Art Lähmung.

Ihr kam ein hoffnungsvoller Gedanke. »Und Mr Heppenstall? Ist er auch zugegen?«

»Mr Heppenstall ist im vergangenen Herbst verstorben.«

»Oh.« Wieder sank ihr Mut. Die tiefe Männerstimme hinter dem Vorhang musste einem Gehilfen oder Zuschneider gehören. Jemandem ohne Bedeutung.

»Gibt es etwas, das ich für Sie tun kann?«, fragte Mr Doyle mit einer Spur Ungeduld.

Sie rief sich ins Gedächtnis, dass das Äußere einer Person oftmals täuschen konnte. In ihrem Fall traf das jedenfalls zu. Es war durchaus möglich, dass dieser Schneider trotz seines hohen Alters ein wahrer Zauberer mit Nadel und Faden war. »Das hoffe ich doch. Wissen Sie …« Evelyn schob das zierliche Silbergestell ihrer Brille fester ihre Nase hoch. »Sie wurden mir empfohlen. Von einem Freund.«

Nicht ganz die Wahrheit, aber auch keine glatte Lüge.

Er zog die buschigen weißen Augenbrauen hoch. »Einer meiner Kunden?«

»In der Tat«, sagte sie. »Ich würde gern einen Reitrock in Auftrag geben.«

Sein skeptischer Blick glitt zu ihrer Brille, dann über ihre schlichte Kleidung.

Plötzlich empfand sie Befangenheit.

Vielleicht hätte sie sich vor ihrem Besuch ein neues Kleid machen lassen sollen? Etwas Elegantes von einer angesagten Modistin, das ihr ein wenig Schick verliehen hätte? Stattdessen trug sie nun einen schmucklosen Rock mit einem Caraco. Ein vernünftiges Ensemble, angefertigt von der Dorfnäherin in Combe Regis. Zweifellos ließ es Evelyn wie eine Landpomeranze aussehen.

Doch es war müßig, sich darüber jetzt Gedanken zu machen …

Momentan mochte sie wie eine Provinzlerin wirken, doch nicht mehr lange.

»Jeder, der sich auch nur ein wenig mit Mode auskennt, weiß, dass Herrenschneider die besten Reitröcke für Damen anfertigen«, fuhr sie unbeirrt fort. »Und ich gedenke, den allerbesten zu haben.«

»Verständlich, aber mit Verlaub …« Er machte eine Pause. »Wir entwerfen keine Kleidung für Blaustrümpfe.«

Evelyn gelang es nicht, ihr Zusammenzucken zu überspielen, auch wenn die Anschuldigung wenig überraschend war. Dies war nicht das erste Mal, dass man sie einen Blaustrumpf nannte. Oder ein Mauerblümchen und sie mit einer Reihe anderer, nicht besonders origineller Bezeichnungen für junge Damen bedachte, denen es nicht gelang, sich anzupassen. Dennoch fühlten sich Mr Doyles Worte an, als hätte er ihr einen Eimer kaltes Wasser ins Gesicht geschüttet. »Sie verkennen mich, Sir.«

»Ich denke nicht, Ma’am. Dürfte ich Sie an Mr Inglethorpe in der Oxford Street verweisen? Er hat sich auf Damenkleidung spezialisiert und hätte keine Bedenken, Ihren Auftrag anzunehmen.« Mr Doyle verbeugte sich kurz und wandte sich zum Gehen. »Ich wünsche Ihnen einen guten Abend.«

Sie setzte zu einem Widerspruch an, doch bevor sie ihre Argumente formulieren konnte, war er bereits hinter dem Vorhang verschwunden. Sie stand allein im leeren Laden und verschränkte fest die behandschuhten Finger ineinander.

Es kostete Evelyn Kraft, die Worte des alten Schneiders nicht durch den Schutzpanzer dringen zu lassen, den sie sich geschaffen hatte. Sie wusste nur zu gut, was die Leute sahen, wenn sie sie betrachteten – wenn sie sie überhaupt bemerkten. Genau das war der Grund, warum sie sich ihren Plan in den Kopf gesetzt hatte. So leicht würde sie sich nicht abwimmeln lassen. Nicht von Mr Doyle. Von niemandem.

Sie dachte darüber nach, erneut zu klingeln. Nachdem sie so weit gekommen war, würde sie sich nicht so leicht entmutigen lassen. Aber was würde es nutzen, Mr Doyle zurückzurufen? Sie konnte den Mann schließlich nicht zwingen, ihren Auftrag anzunehmen. Außer …

Sie könnte ihm anbieten, einen höheren Preis zu zahlen.

Laut Evelyns Quellen hatte Miss Walters für ihre neueste Robe dreizehn Pfund bezahlt. Evelyn konnte doch bestimmt ein paar Schillinge mehr zusammenkratzen?

Lange Sekunden der Unentschlossenheit vergingen, begleitet vom lauten Ticken einer Wanduhr. Evelyn zählte die Minuten herunter, bis sie in das Haus ihres Onkels in Bloomsbury zurückkehren musste.

Nein, entschied sie schließlich. Sie würde Mr Doyle nicht bestechen. Das konnte sie nicht. Es war eine Frage des Prinzips. Des persönlichen Stolzes. Wenn er sie nicht für würdig erachtete, eine seiner Kreationen zu tragen, musste sie einfach einen anderen Schneider finden. Jemanden mit vergleichbarer Kunstfertigkeit.

Wenn solch eine Person überhaupt existierte.

Entschlossen wandte sie sich zum Gehen, doch der Klang einer tiefen Stimme hinter ihr ließ sie innehalten.

»Der Laden schließt um sieben.«

»Ja, dessen bin ich mir bewusst. Ich wollte gerade …« Sie drehte sich um, und die Worte erstarben auf ihren Lippen.

Hinter der Ladentheke stand ein Mann. Ein großer, kräftig gebauter Mann mit kupferfarbener Haut und kohlrabenschwarzen Haaren. Der schwache Schein der Gaslampen warf Licht und Schatten auf seine kantigen Gesichtszüge, was ihn fast unheimlich aussehen ließ.

Plötzlich hatte sie einen ganz trockenen Mund.

Dies war also der Besitzer der Stimme, die sie hinter dem Vorhang gehört hatte. Die Stimme, die ihr Herz hatte schneller schlagen lassen. Die es immer noch schneller schlagen ließ.

Sie befeuchtete ihre Lippen. »Ich wollte gerade gehen.«

Doch sie ging nicht.

Denn sie war von seinem unverschämten Blick wie gebannt. Er wanderte über sie und schien eine Bestandsaufnahme ihrer gesamten Person zu machen, von der Spitze ihres bereits dreimal überarbeiteten Filzhuts bis zum Saum ihres braunen Popelinerocks.

Ihr stockte der Atem. Noch nie in ihrem Leben hatte ein Mann sie so angesehen. So kühn und wissend. Sie hatte das beunruhigende Gefühl, er könne durch den Stoff ihrer Kleidung auf die nackte Haut darunter blicken.

Wärme schoss ihr in die Wangen. »Sind Sie Mr Doyles Assistent?«

Seine Augen blickten in die ihren. Sie waren so dunkel wie sein Haar. Schwarz und leuchtend, wie Obsidian.

Wenngleich sie wusste, dass dies nicht möglich war. Es musste sich um eine optische Täuschung handeln.

»So etwas in der Art«, sagte er mit einem fast amüsierten Unterton.

Ihre Verlegenheit wurde rasch durch Verärgerung ersetzt. Es war das eine, von Mr Doyle beleidigt und abgetan zu werden, doch von einem seiner Untergebenen verspottet zu werden war etwas ganz anderes. Sie bedachte ihn mit ihrem verächtlichsten Blick. »Mit Verlaub, Sir, der Service in diesem Geschäft ist grässlich.«

»Haben Sie eine spezielle Beschwerde?«

»Die habe ich.« So würdevoll wie möglich kehrte sie an die Theke zurück. »Bitte richten Sie Ihrem Arbeitgeber aus, nur weil eine Dame eine Brille trägt, gerade erst in London eingetroffen ist und sich daher noch keine neue Garderobe anfertigen lassen konnte, bedeutet dies nicht, dass sie ein Blaustrumpf ist.«

Einen angespannten Moment lang schwieg er. »Bei allem Respekt, Ma’am, ein Geschäft muss auf seinen Ruf achten.«

»Und ich auf meinen.« Sie beugte sich über die Theke. »Ich bin kein Blaustrumpf. Ich besuche keine intellektuellen Salons oder Vorträge über geziemende Kleidung. Ich schreibe nicht im Geheimen Romane oder Zeitungsartikel. Und ich beschäftige mich auch keinesfalls mit wissenschaftlichen Experimenten. Ich habe nur zwei Leidenschaften im Leben: Pferde und Mode. Was Erstere angeht, gebe ich bereits eine hervorragende Figur ab, doch für Letzteres brauche ich Mr Doyles Hilfe.«

»Selbst wenn das, was Sie sagen, wahr ist, müsste Doyle Sie dennoch abweisen. Seine weiblichen Kunden existieren in einer anderen Sphäre …«

»Er stattet die Hübschen Bereiterinnen aus«, unterbrach ihn Evelyn. »Ja. Ich weiß. Genau deshalb bin ich hier.«

Der Blick des Mannes wurde noch intensiver. »Diese ›Hübschen Bereiterinnen‹, wie Sie sie nennen, sind keine gewöhnlichen Frauen.«

Trotzig hob sie das Kinn. »Ich weiß, was sie sind.« Kurtisanen. Berühmt-berüchtigte, wunderschöne Kurtisanen, bei denen es sich zugleich um die bestgekleideten und versiertesten Reiterinnen handelte, die jemals die Rotten Row entlanggaloppiert waren. »Und ich bin fest entschlossen, sie alle zu übertreffen.«

»Sie?« Glücklicherweise lachte er sie nicht aus, sondern betrachtete sie nur auf die gleiche taxierende Art wie zuvor, als wäre sie ein Exemplar einer seltsamen Gattung, über das er unerwartet gestolpert war. »Haben Sie Miss Walters und ihresgleichen schon einmal gesehen?«

»Fast jeden Nachmittag, seit ich in London angekommen bin. Ihre reiterischen Fähigkeiten sind gut, aber nicht überragend. Und mit Sicherheit nicht so gut wie meine.« Evelyn straffte ihre Schultern. »Zugegeben, was die Kleidung angeht, übertreffen sie mich. Aber ich habe vor, dies zu korrigieren.«

»Mit Mr Doyles Hilfe?«

»Nicht unbedingt. Mr Doyle ist nicht der einzige Schneider in London.«

Er betrachtete sie nachdenklich. »Warum dann er?«

Sie hätte gedacht, dass die Antwort offensichtlich war. »Weil seine Reitkostüme wunderschön sind. Und weil sie die Damen, die sie tragen, ebenfalls wunderschön machen. Ich halte es für eine Art Magie. Kleidung zu erschaffen, die das für eine Person tun kann. Sie in etwas Außergewöhnliches zu verwandeln.« Und genau das wollte sie für sich. Ein bisschen von Mr Doyles Magie, um ihr Schicksal auf den richtigen Weg zu bringen. »Aber wie ich bereits sagte, ist Mr Doyle nicht der einzige Schneider in London. Ich bin sicher, ich kann …«

»Wo reiten Sie?«, fragte der Mann abrupt.

Sie blinzelte ihn durch die Gläser ihrer Brille an. »Wie bitte?«

»Sie behaupten, eine exzellente Reiterin zu sein – die allerbeste. Besser noch als Miss Walters. Wo demonstrieren Sie Ihr enormes Talent?«

Sie presste die Lippen zusammen. »Ich würde es nicht als Demonstration bezeichnen.«

»Wo?«, fragte er erneut.

»Ich bin in London noch nicht geritten. Mein Pferd ist erst heute Morgen eingetroffen. Ich wollte damit warten, bis ich meinen neuen Reitrock habe. Auf diese Weise …« Sie verstummte, als ihr bewusst wurde, wie berechnend sie klingen musste.

»Sie wollen Eindruck machen.«

»So etwas in der Art.« Sie warf ihm seine eigenen Worte entgegen.

Es schien ihm nichts auszumachen. »Morgen früh bei Sonnenaufgang werde ich entlang der Rotten Row spazieren gehen. Um diese Stunde sind noch nicht viele Leute unterwegs.«

Sie starrte ihn an. »Sie wünschen, mich reiten zu sehen?«

Unverwandt erwiderte er ihren Blick.

Und da dämmerte ihr die Wahrheit. Das Selbstbewusstsein, das er ausstrahlte. Die wissenden Blicke, mit denen er sie bedachte. Und die Art, wie er sprach. Nicht auf die unterwürfige Weise eines Ladengehilfen oder Dieners, sondern im Tonfall der Autorität.

»Wer sind Sie?«, fragte Evelyn.

»Ahmad Malik. Ich bin der Schöpfer der Reitröcke.«

»Sie?« Neue Hoffnung stieg in ihr auf. Sie machte unwillkürlich einen Schritt vorwärts und stolperte fast über ihre eigenen Füße. »Aber mir wurde gesagt, dass Mr Doyle …«

»Momentan ist Doyles Name noch anerkannter als meiner.«

Sie runzelte die Stirn. Malik war ein indischer Name, nicht wahr? Und doch kam ihr Mr Malik nicht indisch vor. Nicht völlig. Tatsächlich konnte er von überall her kommen – Indien, Persien, Italien oder Spanien. Er mochte sogar Roma-Blut in sich tragen, wie die Travellers, die manchmal durch ihr Dorf in Sussex gereist waren. Es war schwer zu sagen. Er hatte keinen hörbaren Akzent. Alles, was man bemerkte – das Einzige, was sie bemerkte –, war, dass er groß, dunkel und enervierend attraktiv war.

»Aber sie sind Ihr Werk?«, fragte sie. »Sie schneidern sie selbst?«

Er nickte.

»Und Sie erwägen, auch für mich einen davon anzufertigen? Wenn ich so gut reite, wie ich sage?«

»Ich kann nichts versprechen.«

Zum ersten Mal, seit Evelyn den Laden betreten hatte, wusste sie, dass alles gut werden würde. Sobald er sie reiten sah – sobald er einen Blick auf Hephaestus geworfen hatte –, würde er erkennen, dass sie würdig war. Mehr als würdig. »Dann also morgen? Bei Sonnenaufgang?« Sie streckte ihre behandschuhten Finger aus. »Ich werde Sie nicht enttäuschen, Mr Malik.«

Sein Gesicht nahm einen seltsamen Ausdruck an. Als hätte sie ihn überrumpelt. Ihn irgendwie überrascht … oder gekränkt. »Sie haben mir etwas voraus.«

Ihr Selbstbewusstsein geriet ins Wanken. »Es tut mir leid. Ich …«

»Ich kenne Ihren Namen nicht.«

»Ach so.« Sofort lächelte sie wieder und streckte ihm ihre Hand noch ein bisschen weiter entgegen. »Evelyn Maltravers.«

»Miss Maltravers.« Seine große und starke Hand legte sich um ihre.

Und … gütiger Himmel. Sie fühlte es überall. Diesen warmen, pulsierenden Kontakt. Sie hallte tief in ihr wider, die seltsamste Empfindung. Gleichzeitig beängstigend und aufregend. Als wäre ein Blitz zwischen ihnen übergesprungen. Der Funke von etwas Neuem. Etwas Wichtigem.

Erstaunt sah sie zu ihm auf, und da sah sie es in seinen Augen. Er fühlte es auch.

Seine schwarzen Brauen zogen sich zusammen. »Es ist doch Miss, oder?«

Sie nickte stumm und spürte ihr Herz bis zum Hals schlagen.

Er betrachtete sie prüfend. Dann ließ er ihre Hand los. »Morgen bei Sonnenaufgang«, sagte er. »Seien Sie pünktlich!«

Ahmad stieg die knarrenden Stufen zu seiner Junggesellenwohnung hinauf, die er über der Teehandlung in der King William Street gemietet hatte. Fern der eleganten Gegend um Mayfair, handelte es sich um eine gewöhnliche Adresse in einer Nachbarschaft voller Lagergebäude und Geschäfte. Eine Umgebung, in der sich ein Mann im geschäftigen Treiben der Kunden und übereifrigen Straßenhändler ungestört bewegen konnte.

Seine Wohnung befand sich am Ende eines schmalen Flurs. Unter der Tür drang Licht hervor. Ein schwerer Seufzer entfuhr ihm, denn er hatte gehofft, an diesem Abend ein wenig Ruhe zu haben, um an dem Kleid zu arbeiten, das er für Viscountess Heatherton anfertigte.

Es war der erste von hoffentlich vielen Aufträgen in dieser Saison. Eine Gelegenheit, um seine Kreationen nicht nur von den Kurtisanen der Rotten Row präsentiert zu sehen, sondern von einem hochrangigen Mitglied der eleganten Londoner Gesellschaft.

»Bist du das, Ahmad?«, drang Miras schwache Stimme durch die Tür.

»Wer sonst?« Er schloss auf und sah seine Cousine, die in der Stube am runden Holztisch saß. Sie nähte ein Stück Spitze an den Kragen von Lady Heathertons unfertigem Abendkleid aus eisblauem Musselin. Er sah sie verärgert an. »Was machst du denn hier?«

Mira sah von ihrer Näharbeit auf. Mit vierundzwanzig war sie sechs Jahre jünger als er. Sie hatte schwarzes Haar wie er, doch ihre Augen waren im Gegensatz zu seinen dunklen von einem überwältigenden Olivgrün. Ein Zeugnis ihrer gemischten paschtunisch-englischen Herkunft.

Ihre Mutter Mumtaz war Ahmads Tante gewesen, eine Inderin, die am Stadtrand von Delhi gewohnt hatte. Nach dem Tod seiner Mutter hatte Mumtaz Ahmad zu sich genommen und ihn wie ihr eigenes Kind behandelt. Diese gute und liebenswürdige Frau war im Sommer 1846 dem Schweißfieber erlegen. Auf ihrem Totenbett hatte sie Miras leiblichem Vater, einem britischen Soldaten, das Versprechen abgerungen, Mira bei seiner Rückkehr nach England mit sich zu nehmen. Und Ahmad, der versprechen musste, auf seine Cousine achtzugeben, hatte die beiden begleitet.

Und er hatte auf sie achtgegeben.

Kurz nach ihrer Ankunft in London hatte sich Miras Vater zu Tode gesoffen und sie allein und völlig mittellos auf den Straßen des East End zurückgelassen. Ihr Überleben war völlig von Ahmad abhängig. Er hatte alles in seiner Macht Stehende getan, doch er war erst fünfzehn gewesen, selbst noch ein Kind.

Zusammen hatten Mira und er einige der schlimmsten Erfahrungen gemacht, die die Metropole zu bieten hatte. Doch in letzter Zeit hatte sich ihr Glück gewandelt, was größtenteils Miras Arbeitgebern, dem Anwalt Tom Finchley und seiner Frau Jenny, zu verdanken war. Mira war Mrs Finchleys Gesellschafterin, und Ahmad hatte ebenfalls für die Finchleys gearbeitet, bis es ihm vor einem Jahr endlich gelungen war, auf eigenen Beinen zu stehen.

»Mrs Finchley hat mich heute Nachmittag nicht gebraucht«, sagte Mira. »Also hatte ich Zeit, dich zu besuchen.«

»Wie lange bist du denn schon hier?«

»Seit siebzehn Uhr.«

Natürlich. Im Kamin brannte ein Feur, die Kohlen glühten hell. Und aufgeräumt hatte sie auch. Die Kissen des fadenscheinigen Sofas aufgeschüttelt und seine Bücherstapel und halbfertigen Skizzen geordnet.

Sie hob das Abendkleid an. »Diesen Teil der Bordüre habe ich fast fertig.«

Ahmad ging zum Tisch, um ihre Arbeit zu prüfen. »Sehr gut.«

Sie lächelte selbstzufrieden. »Finde ich auch.«

Er tätschelte sie unterm Kinn. In den vielen gemeinsam verbrachten Jahren hatte er ihr fast alles beigebracht, was er über die Damenschneiderei wusste.

Anfangs war das herzlich wenig gewesen.

In Indien war er bei einem Herrenschneider in die Lehre gegangen. Bei seiner Arbeit auf dem Chandni-Chowk-Basar in Delhi hatte er gelernt, wie man mit Effizienz und Präzision Hemden, Jacken und Hosen im europäischen Stil anfertigte. Doch es war nicht die Garderobe der britischen Männer gewesen, die ihn inspiriert hatte. Sondern die Kleider der britischen Damen. Die Eleganz eines enganliegenden Mieders und der sinnliche Schwung eines voluminösen Rocks.

»Du solltest nicht hier sein«, sagte er.

Mira machte sich wieder an ihre Näharbeit. »Und wieso nicht? Wäre es dir lieber, deinen Abend allein zu verbringen?« Sie sah kurz zu ihm auf. »Du hattest doch vor, allein zu bleiben, oder?«

»Das geht dich nichts an, bahan.« Er legte seinen Gehrock ab und warf ihn über die Rückenlehne eines Stuhls. Dann streckte er sich. Das Nähen war eine Belastung für Nacken und Rücken. Und in letzter Zeit hatte er viel genäht und versucht, seine Bestellungen für Abendkleider und die für Reitröcke gleichzeitig zu erfüllen.

Das alles war Teil seines Plans. Ein notwendiges Opfer, das ihn einen Schritt näher an die Eröffnung seines eigenen Modegeschäfts bringen würde.

Er unterdrückte ein Gähnen.

»Warst du heute den ganzen Tag in der Schneiderei?«, fragte Mira.

»Fast. Doyle hatte zwei Aufträge für Anzüge, die er fertig bekommen musste.«

»Und du musstest sie fertigstellen, oder?« Ihre Missbilligung war klar ersichtlich. »Er glaubt, du arbeitest für ihn.«

Das tat Ahmad nicht. Jedenfalls nicht offiziell. Der alte Schneider und er hatten eine mündliche Abmachung getroffen, an die sie sich seit dem Herbst hielten.

Nach Heppenstalls Tod hatte Doyle nur ungern weitermachen wollen. Und genauso ungern hatte er einen Inder als Partner akzeptiert.

Mit Finchleys Hilfe hatten sie einen Kompromiss gefunden.

Ahmad würde vom Laden aus arbeiten und sein Talent der Herrenschneiderei widmen. Dafür hatte Doyle zugestimmt, dass er in einem Jahr in den Ruhestand gehen und Ahmad das Geschäft übernehmen lassen würde.

Seit sie diese Abmachung getroffen hatten, waren bereits sechs Monate vergangen. Das bedeutete, noch sechs Monate länger, und Doyle und Heppenstall würde ihm gehören. Das nötige Kapital hatte Ahmad bereits zusammen. Das Einzige, was noch fehlte, war die Klientel.

»Und die restliche Zeit?«, fragte Mira.

»Am Morgen war ich für eine Anprobe am Grosvenor Square«, antwortete er.

»Für Lady Heatherton?« Mira runzelte die Stirn. »Ich mag sie nicht.«

»Du musst sie auch nicht mögen.«

Viscountess Heatherton hatte angedeutet, mit dem Gedanken zu spielen, seine Patronin zu werden. Seit Beginn der Saison hatte sie bereits drei Abendkleider bei ihm bestellt. Und sobald die Damen der Gesellschaft seine Arbeit sahen, würden sie bestimmt auch Kleider von ihm haben wollen.

»Es ist die Art, wie sie dich ansieht«, sagte Mira. »Als würde sie dich am liebsten mit Haut und Haaren verschlingen.«

Er verzog das Gesicht. »Je weniger wir darüber reden, umso besser.«

Mira ignorierte ihn. »Ich nehme an, sie hat dich wieder gebeten, bei ihr Maß zu nehmen.«

Ja, das hatte sie. Und zwar in ihrem Boudoir. Wie immer hatte er ihre zweideutigen Bemerkungen und die vertrauliche Art, auf die sie ihn berührte, ignoriert. Was für eine andere Wahl hatte er denn? Er brauchte eine Patronin. Eine, die seine Kreationen den richtigen Leuten auf die richtige Weise präsentierte.

Mira schnalzte mit der Zunge. »So gefordert von ihr und deinen ruchlosen Täubchen ist es ja kein Wunder, dass du immer so erschöpft bist.«

»Meine ruchlosen Täubchen«, schnaubte er.

»Sind sie das denn nicht? Diese Kreaturen, die deine Reitröcke tragen?«

Er löste den Knoten seines Halstuchs. »Was weißt du denn schon über sie?«

»Ich lese die Zeitung. Ich höre, was die Leute über diese Miss Walters sagen. Sie nennen sie ›Inkognita‹ oder ›Anonyma‹, aber jeder weiß, wer gemeint ist.«

»So ist es wohl«, sagte er tonlos.

Catherine Walters war die berühmteste Kurtisane Englands und eine hervorragende Reiterin. Dadurch hatte sie die Gesellschaft auf dem Reitweg ebenso im Sturm erobert wie im Ballsaal. Ihre schlanke Gestalt, noch betont durch die hinreißenden Reitkostüme, die sie trug, war für jeden, der sich regelmäßig im Hyde Park aufhielt, zu einem gern gesehenen Anblick geworden. Jeden Tag versammelte sich zur angesagten Zeit eine Zuschauermenge entlang Rotten Row, um sie vorbeireiten zu sehen.

Nachdem Miss Walters in der letzten Saison eine von Ahmads Kreationen an Mrs Finchley gesehen hatte, war sie mit der Bitte an ihn herangetreten, ihr ebenfalls ein Reitkostüm anzufertigen. Zuerst hatte sie nur einen Reitrock bestellt, nach dessen Fertigstellung dann weitere fünf. Das war so etwas wie sein Durchbruch gewesen. In Anbetracht ihres Publikums die beste Art Werbung und fast die Kosten wert, die er in Zeit und Materialien gesteckt hatte.

Seit Miss Walters das erste Mal in einer seiner Schöpfungen aufgetreten war, hatten zwei weitere Kurtisanen ihre Reitkostüme bei ihm bestellt. Die »Hübschen Bereiterinnen« nannte die Presse sie. Ihrem Stil und ihren Reitkünsten eiferten alle Frauen der Gesellschaft nach.

»Du kannst beruhigt sein«, sagte er. »Miss Walters wird London bald verlassen.«

Mira hob die Augenbrauen. »Hat sie einen neuen Gönner gefunden?«

»Ich denke, ja. Mit ein bisschen Glück bezahlt er noch ihre Rechnungen, bevor er mit ihr verschwindet.«

»Sag nicht, sie hat dich noch nicht bezahlt?«

»Nicht für die Bestellungen dieser Saison.« In Wahrheit hatte Miss Walters erst jetzt die Rechnung für ihre Garderobe von letztem Jahr beglichen. Wie die meisten Damen der Gesellschaft hatte sie kein Problem damit, ihre Rechnungen monatelang unbezahlt zu lassen.

»Wie viel schuldet sie dir?«, fragte Mira.

»Eine beträchtliche Summe.«

»Wie beträchtlich?«

»Hundert Pfund.« Es laut auszusprechen ließ Ahmad ganz mulmig zumute werden. Das war keine kleine Summe, besonders nicht für einen Mann in seiner Position. Weil Miss Walters nicht bezahlte, sah er sich gezwungen, für die Begleichung seiner Ausgaben seine Ersparnisse anzutasten. Ebenjene Rücklage, die er für die Eröffnung seines eigenes Geschäfts brauchte.

»Einhundert Pfund?« Miras Gesicht verzog sich zu einer wütenden Miene. Als Gesellschafterin einer Dame erhielt sie nur dreißig Pfund im Jahr, und dabei handelte es sich bereits um einen großzügigen Lohn. »Ich wusste, dass du keine Bestellung von ihr hättest annehmen sollen. Sie hat den Ruf, ihre Schulden nicht zu begleichen. Erst gestern habe ich gelesen …«

»Weiß Mrs Finchley eigentlich von deiner Leidenschaft für das Lesen von Skandalblättchen?«

»Wechsle nicht das Thema.«

Er ging zum Kabinett, in dem er seinen Alkohol aufbewahrte. Auf dem Weg drückte er ihre Schulter. »Hast du schon gegessen?«

Sie nickte. »Und du?«

»Noch nicht.« Er nahm eine Flasche Brandy und ein Glas heraus. »Ein Drink«, sagte er. »Und dann rufe ich dir eine Droschke. Ich muss morgen früh raus.«

»Wieder Lady Heatherton?«

Er schüttelte den Kopf. »Eine potenzielle neue Kundin.« Er setzte sich an den Tisch und erzählte Mira von der sonderbaren jungen Frau, die heute in den Laden gekommen war.

»Eine weiteres ruchloses Täubchen?«, fragte Mira, als er geendet hatte.

»Ich weiß es nicht«, entgegnete er stirnrunzelnd. »Sie hat sich wie eine Dame verhalten und gesprochen, aber …«

»Aber?«

»Sie hatte keine Zofe dabei. Und es wartete auch keine Kutsche auf sie. Ich nehme an, sie ist mit dem Omnibus gekommen.«

»War sie sehr hübsch?«

Er starrte in seinen Brandy. »Möglich.«

Es war schwer zu sagen, denn was für Vorzüge Miss Maltravers besitzen mochte – wenn überhaupt –, sie waren gut verborgen gewesen.

Dennoch hatte er einen Blick auf ihr Potenzial erhaschen können.

Die großen, ausdrucksstarken Augen hinter ihrer Brille waren grünbraun gewesen und eingerahmt von unmöglich langen schwarzen Wimpern. Und die Locken, die unter ihrem schäbigen schmalkrempigen Hut hervorgeschaut hatten, schienen von einem schimmernden Braun zu sein, durchsetzt mit Strähnen aus Rot und Gold, die im Licht der Gaslampen gefunkelt hatten. Kastanienbraunes Haar. Lang und üppig, frisiert zu einem unvorteilhaften Knoten in ihrem Nacken.

Was ihre Figur anging, hatte diese unter ihrem schlecht sitzenden Caraco und dem unförmigen Rock gut proportioniert gewirkt. Sie war ungefähr ein Meter siebzig, eine respektable Größe für eine Dame, und schien über eine großzügige Büste zu verfügen.

Alles darüber hinaus wäre zu diesem Zeitpunkt nur geraten. Er würde es erst sicher wissen, wenn er sie unbekleidet sah.

Die Vorstellung ließ seine Wangen plötzlich heiß werden.

Miras Augen funkelten. »Du weißt es nicht genau? Du musst sie doch hübsch genug gefunden haben, um zuzustimmen, einen Reitrock für sie anzufertigen.«

»Ich habe noch nicht zugestimmt. Ich bin nur neugierig.«

»Sie ist wahrscheinlich nur eine dieser Damen, die den Stil der Kurtisanen kopieren will.«

Ahmad nahm an, dass sie damit recht haben könnte. Davon gab es heutzutage genug. Doch bis jetzt hatte keine dieser jungen Damen den Scharfsinn besessen, Doyle und Heppenstall zu besuchen.

Bis heute.

Miss Maltravers hatte erkannt, dass seine Kreationen etwas Außergewöhnliches waren. »Magie« hatte sie sie genannt. Er hatte sich lächerlich geschmeichelt gefühlt.

»Oder vielleicht hat sie vor, selbst ins Geschäft einzusteigen?«, sagte Mira.

»Als Kurtisane?« Das hielt er für unwahrscheinlich. Und doch …

Und doch hatte eine bloße Berührung ihrer behandschuhten Finger seinen Körper mit einer Schockwelle der Erregung erschüttert. Es hatte ihm den Atem verschlagen, und sein Blut war in Wallung geraten.

In jenem Moment hatte er sich gefragt, was für ein seltsames Geschöpf sie war, diese altbacken wirkende Frau, die doch die Macht hatte, einen Mann wie eine Sirene zu betören.

Ihn zu betören.

Gütiger Himmel.

Er hatte seine prägenden Jahre als Rausschmeißer in Mrs Pritchards Herrenclub in Whitechapel verbracht. Es war die erste Arbeit gewesen, die er in England gefunden hatte, die einzige, die es ihm ermöglicht hatte, Mira bei sich zu behalten. Dort war er von attraktiven Frauen umgeben gewesen – regelrechten Meisterinnen ihres Fachs –, und keine von ihnen hatte je so eine Wirkung auf ihn gehabt wie Miss Maltravers heute. Sicher nicht durch eine bloße Berührung.

Wenn dies eine Kostprobe ihrer erotischen Künste gewesen war, würde sie in kürzester Zeit ebenso gefragt sein wie Catherine Walters persönlich.

Die Vorstellung hinterließ einen bitteren Geschmack in seinem Mund. Er trank einen weiteren Schluck Brandy.

»Was sonst?«, fragte Mira.

Er warf ihr über den Rand seines Brandys einen fragenden Blick zu.

»Wenn sie keine Dame oder Kurtisane ist, was ist sie dann?«

»Ich weiß es nicht«, sagte er. »Aber ich habe vor, es herauszufinden.«