Buch
Seit ungefähr sechs Jahren leidet Julia an einem gebrochenen Herzen. Als sie damals erfuhr, dass ihr Mann eine andere Frau liebt, hat sie mit aller Macht um ihre Ehe gekämpft – doch ohne Erfolg. Sie verkauft ihr ehemaliges Zuhause und zieht in ein Apartment, wo sie auf einen Neuanfang hofft. Den Männern hat Julia erst mal abgeschworen. Doch als sie beim Sport ihren attraktiven Nachbarn Heath kennenlernt, kann sie nicht anders, als sich zu ihm hingezogen zu fühlen. Die beiden verlieben sich Hals über Kopf ineinander, doch sie merken schnell, dass es alles andere als einfach ist, zwei Familien unter einen Hut zu bringen – bis ein dramatisches Ereignis alle Beteiligten auf eine harte Probe stellt …
Autorin
Debbie Macomber begeistert mit ihren Romanen Millionen Leserinnen weltweit und gehört zu den erfolgreichsten Autorinnen überhaupt. Wenn sie nicht gerade schreibt, strickt sie oder verbringt mit Vorliebe viel Zeit mit ihren Enkelkindern. Sie lebt mit ihrem Mann in Port Orchard, Washington, und im Winter in Florida.
Lesen Sie weitere gefühlvolle Sommerromane von Debbie Macomber:
Das kleine Cottage am Meer
Liebe mit Meerblick
Die Bucht der Wünsche
Weitere Informationen unter: www.debbiemacomber.com
Besuchen Sie uns auch auf www.facebook.com/blanvalet und
www.twitter.com/BlanvaletVerlag
DEBBIE
MACOMBER

Roman
Aus dem Amerikanischen
von Nina Bader

Die Originalausgabe erschien 2020 unter dem Titel »It’s Better This Way« bei Ballantine Books, an imprint of Random House, a division of Penguin Random House LLC, New York
Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.
Copyright © der Originalausgabe 2020 by Debbie Macomber
This translation is published by arrangement with
Ballantine Books, an imprint of Random House,
a division of Penguin Random House LLC
Copyright © 2022 der deutschsprachigen Ausgabe by Blanvalet Verlag,
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Redaktion: Angela Kuepper
Umschlaggestaltung: www.buerosued.de
Umschlagmotive: mauritius images/Federico Eidlitz; www.buerosued.de
Satz: KCFG – Medienagentur Neuss
LH · Herstellung: sam
ISBN: 978-3-641-29051-1
V001
www.blanvalet.de
Rick Enloe und Gino Grunberg gewidmet.
Euch zu kennen, macht alles besser.
Julia Jones saß an ihrem Schreibtisch und hatte die Scheidungspapiere vor sich liegen, die ihr förmlich zuriefen, nach dem Kugelschreiber zu greifen, sie zu unterschreiben und diesem Irrsinn ein für alle Mal ein Ende zu setzen. Ihr Herz schmerzte, und sie hielt den Atem bis zu dem Punkt an, an dem sie meinte, ihre Lunge würde explodieren. Als sie nach dem Stift griff, zitterte ihre Hand unter dem Gewicht dessen, was zu tun sie im Begriff stand. Sie schloss die Augen und legte den Kuli zurück auf den Tisch.
Sie hatte so hart darum gekämpft, ihre Ehe zu retten. Sie liebte Eddie. Nie hatte es einen anderen Mann für sie gegeben. Als er ihr unter Tränen gestanden hatte, dass er sie nicht mehr liebe, hatte sie intuitiv gewusst, dass da eine andere Frau im Spiel war, obwohl er das vehement bestritten hatte. Sie konnte es verstehen, wenn sich eine andere Frau in ihren Mann verliebte, Julia liebte ihn schließlich auch. Selbst mit dreiundfünfzig sah Eddie noch sehr gut aus, war athletisch und charismatisch.
Da sie nicht bereit gewesen war, ihre einunddreißigjährige Ehe aufzugeben, hatte sie ihn angefleht, es mit einer Eheberatung zu versuchen. Sie musste Eddie zugutehalten, dass er eingewilligt hatte, wenn auch widerstrebend. Doch nach fünf Sitzungen hatte er gemeint, das würde nichts bringen. Er hatte seine Affäre mit einer Frau namens Laura zugegeben, die er auf dem Golfplatz kennengelernt hatte. Er wollte seine Ehe nicht länger aufrechterhalten, sondern mit dieser anderen Frau ein neues Leben anfangen.
Dennoch weigerte sich Julia aufzugeben. Sie war entschlossen, um ihren Mann und ihre Ehe zu kämpfen. Obwohl Eddie nicht mehr zu den Beratungsterminen kam, nahm sie diese weiterhin wahr, suchte nach einem Weg, eine Brücke zu bauen, die ihren Mann zurückbringen würde.
Zurück zu ihrer Familie.
Zurück zu dem guten Leben, das sie sich gemeinsam aufgebaut hatten.
Zurück zu ihr.
Sie waren ein Team. Oder waren eines gewesen. Julia hatte fast jede wichtige Erfahrung in ihrem Leben mit Eddie geteilt. Heirat. Kinder. Den Tod ihres Vaters. Triumphe. Enttäuschungen. Er war immer ihr Seelengefährte gewesen.
Julia hatte Eddie im College kennengelernt. Damals waren sie jung, verliebt, ehrgeizig und entschlossen, der Welt ihren Stempel aufzudrücken. Sie heirateten, ermutigten und unterstützten sich gegenseitig, während sie an ihren jeweiligen Karrieren bastelten. Eddie wurde Golfprofi, und als sich seine Zeit als aktiver Spieler schließlich dem Ende zuneigte, arbeitete er als Trainer in einem Golfclub und eröffnete später seinen eigenen Laden.
Julia hatte ein Diplom als Innenarchitektin. Ihr eigenes Geschäft war ein Erfolg geworden, sie war eine gefragte Designerin und arbeitete mit Unternehmen aus dem ganzen Staat zusammen. Nach ihrer Hochzeit folgten sie beide ihrer Berufung und steckten viel Zeit in den Aufbau ihrer beruflichen Karriere; und so warteten sie zehn Jahre, bis sie eine Familie gründeten. Julia war zweiunddreißig, als sie erst Hillary und ein Jahr später Marie bekam. Eddie liebte seine Töchter. Sie waren der Stolz seines Lebens.
Selbst jetzt wusste Julia nicht, wie es zu dieser Affäre gekommen war. Sie war vollkommen blind gewesen, hatte gedacht, sie wären glücklich. Eddie und sie waren seit so vielen Jahren zusammen und an dem Punkt angekommen, wo sie die Früchte ihrer Arbeit genießen konnten. Ihr Nest war leer. Beide Mädchen waren auf dem College, Hillary stand kurz vor dem Abschluss, bei Marie würde es nächstes Jahr so weit sein. Die beiden teilten sich ein Apartment in der Nähe der Universität von Washington, wo sie ihre Kurse besuchten. Hillary lernte Physiotherapie und spielte Tennis im Collegeteam, so wie Julia es während ihres Studiums getan hatte. Marie wollte Atemtherapeutin werden.
Auch nachdem ihr klar geworden war, dass ihr Mann eine Affäre hatte, hatte Julia störrisch an ihrer Ehe festgehalten. Eddie war doch ihr bester Freund. Er hatte mit ihr geweint, als ihr Vater gestorben war, war selbst ein guter Vater und Partner gewesen, hatte sie zu ihren Erfolgen beglückwünscht und sie getröstet, wenn sie Enttäuschungen hinnehmen musste. Sie waren immer füreinander da gewesen. Sie hatten ein gutes Leben zusammen gehabt, und sie war nicht gewillt, das alles den Bach hinuntergehen zu lassen.
Julia vermisste ihren Vater schmerzlich. Ihr Dad wäre von Eddies Verhalten überrascht und von ihm enttäuscht gewesen. Wenn ihr Leben im Laufe der Jahre eine unerwartete Wendung genommen hatte, hatte er ihr unzählige Male gesagt: Es ist besser so. Er hatte diesen Spruch so oft gesagt, dass Julias Mutter ihm einmal angedroht hatte, die Worte in seinen Grabstein meißeln zu lassen.
Julia erinnerte sich, dass er den Satz das erste Mal zu ihr gesagt hatte, als sie sechs gewesen war. Sie war zu der Geburtstagsparty ihrer besten Freundin eingeladen gewesen, hatte aber in der Nacht davor eine Grippe bekommen und nicht hingehen können. Tief enttäuscht hatte sie in den Armen ihres Daddys geweint, und er hatte sie getröstet, indem er ihr versichert hatte, es sei besser so. Sie hatte ihm bis zum folgenden Sonntag nicht geglaubt, als sie wieder gesund gewesen war und Heather ihr ein Stück von ihrem Geburtstagskuchen gebracht hatte. Später war ihr Dad mit ihr und Heather in den Zirkus gegangen, und sie hatten einen wundervollen Tag miteinander verbracht. Es war viel besser gewesen, als ihre beste Freundin mit all den anderen Kindern aus ihrer Grundschulklasse teilen zu müssen.
Während sie herangewachsen war, hatte Julia immer wieder Rückschläge hinnehmen müssen – eine Verabredung mit einem Jungen zum Schulball, der mitten im Tanz verschwand, ein verpasster Geschäftsflug nach New York – und war natürlich frustriert und verärgert gewesen, bis sie sich an die weisen Worte ihres Vaters erinnert hatte.
Doch nun, wo ihre Ehe auf dem Spiel stand, schien es ihr gar nicht so, als würde jemals etwas besser werden.
In der Hoffnung, Eddie würde zur Vernunft kommen, hatte Julia ihn schließlich gebeten, sechs Monate zu warten, und inbrünstig gebetet, er würde seine Meinung bezüglich der Scheidung ändern. Sie würden einen Weg aus dieser Krise finden. Neu beginnen. Einander verzeihen.
Alles, was sie zu jenem Zeitpunkt wollte, waren diese sechs Monate. Sie war überzeugt, dass er in dieser Zeit Vernunft annehmen würde.
Eddie erklärte sich damals widerstrebend einverstanden, ließ aber keinen Zweifel daran, dass dies sein absolutes Zeitlimit war. Nach sechs Monaten würde sie ohne Widerstand die Scheidungspapiere unterzeichnen. Wehen Herzens versprach sie, auf seine Bedingung einzugehen.
Auf Eddies Drängen hin suchten sie einen Anwalt auf. Alles würde bereit sein, wenn die Zeit abgelaufen war. Die Scheidungsvereinbarungen wurden einvernehmlich geregelt. Er behielt sein Geschäft, sie ihres. Sie sagte zu, am Ende dieser sechs Monate das gemeinsame Haus auf den Markt zu bringen. Julia würde ihr Traumzuhause, das sie liebevoll eingerichtet hatte, verkaufen, und der Erlös würde gerecht aufgeteilt werden. Von den Möbeln wollte Eddie nur wenige Stücke haben.
Als vier Monate der vereinbarten Wartezeit verstrichen waren, wurde die ganze Sache dann unangenehm. Eddies Geliebte wurde ungeduldig und wollte, dass die Angelegenheit geregelt wurde, damit sie ihr gemeinsames Leben beginnen konnten. Sie brannte darauf, mit Eddie sesshaft zu werden.
Als Julia eisern an der sechsmonatigen Frist festhielt, schritt Laura zur Tat und schickte Julia ein Foto von sich und Eddie nach dem anderen. Beim Essen im Restaurant. Selfies vom Golfplatz und sogar eines von ihnen beiden im Bett. Julia ignorierte die Bilder, so gut sie konnte; sie weigerte sich, nach dem Köder zu schnappen.
Als sie nicht reagierte, verlegte sich Laura auf eine andere Taktik und schickte ihr gehässige Textnachrichten, in denen sie Julia daran erinnerte, dass Eddie sie nicht mehr liebe und die Ehe beenden wolle.
Du zögerst nur das Unvermeidliche hinaus.
Du bist so egoistisch und bösartig.
Warum reitest du auf dieser Frist herum?
Du bist eine eifersüchtige Hexe.
Ein paar Wochen nahm Julia das hin, dann konnte sie es nicht länger ertragen. Ehe sie sich eines Besseren besinnen konnte, revanchierte sie sich mit eigenen Nachrichten und teilte Laura in Worten, die sie heute erröten ließen, ganz genau mit, was sie von ihr hielt. Sie hasste sich dafür, sich auf Lauras Niveau hinunterbegeben zu haben, bereute jedes einzelne Wort und ärgerte sich über sich selbst. Dieser Typ Frau war sie nicht.
An dem Punkt mischte sich ihre Tochter ein. Julia hatte nie gewollt, dass Hillary diese Textnachrichten zu Gesicht bekäme. Als dies trotzdem geschah, ging Hillary in die Luft. Ihre beiden Töchter waren bereits wütend auf ihren Vater, und Lauras Verhalten war nicht gerade hilfreich.
Ohne dass Julia ahnte, was sie vorhatte, stellte Hillary Eddie und Laura bei einem Familienausflug zum Lake Sammamish zur Rede und bedachte Laura mit allen nur erdenklichen Schimpfwörtern. Sie bediente sich derselben Sprache wie Julia zuvor. Lauras zwei Söhne, die nicht willens waren, Hillarys und Maries Wutausbruch hinzunehmen, fielen ihrerseits verbal über die Mädchen her. Eine lautstarke Auseinandersetzung folgte, und die Situation eskalierte wie ein kalifornischer Waldbrand, als beide Familien aufeinander losgingen. Eddie mischte sich ein und verlangte, dass seine Töchter seine zukünftige Frau respektierten. In der Hitze des Gefechts sagte er Dinge, die er später bereuen sollte. Wenn Hillary und Marie Laura nicht akzeptierten, dann würden sie kein Teil seines Lebens mehr sein.
Unschlüssig, was sie tun sollte, suchte Julia daraufhin erneut den Eheberater auf, um seinen Rat einzuholen. Sie konnte den Zorn ihrer Töchter nachvollziehen. Auch sie war wütend gewesen, hatte gut dokumentierte Kummerphasen durchgemacht, nur bestand der Verlust in diesem Fall in dem Tod ihrer Ehe.
Während sie im Büro des Beraters saß und ein feuchtes Papiertaschentuch in den Händen zerknüllte, erklärte Julia, was geschehen war.
»Es tut mir so leid, Julia.« Seine Miene drückte Mitgefühl aus. »Ich weiß, wie sehr Sie sich gewünscht haben, Ihre Ehe zu retten.«
»Ich wollte nie, dass alles derart eskaliert.«
»Ich weiß.«
»Soll ich die Scheidungspapiere unterschreiben?«, fragte sie. Dabei betete sie, dass er sie in die Richtung lenken würde, die sie einschlagen wollte.
Er schwieg einige Momente lang, schien seine Antwort sorgfältig abzuwägen. »Ich kann Ihnen nicht sagen, was Sie tun sollen. Aber das Eine möchte ich Ihnen sagen: Liebe ohne Treue hat keinen Wert. Es handelt sich dann nicht wirklich um Liebe.«
Mit bleischwerem Herzen verabschiedete Julia sich. In dem Augenblick wusste sie, was sie zu tun hatte.
Sie hatte hart gekämpft. Nun war für sie der Zeitpunkt gekommen, die Waffen zu strecken und sich mit ihrer Niederlage abzufinden. Eddie würde nie mehr zu ihr zurückkehren. Das hier war das Ende. Es war an der Zeit loszulassen.
Ihren Mann loszulassen.
Ihre Ehe loszulassen.
Ihre Träume von einer gemeinsamen Zukunft zu begraben.
Tränen strömten über ihre Wangen, als sie das vor ihr liegende Dokument anstarrte. Die Worte verschwammen durch die Nässe, die ihre Augen verschleierte.
Mit einem Kloß im Hals griff sie ein zweites Mal nach dem Kugelschreiber und unterzeichnete mit ihrem Namen.
Und dabei sagte sie sich: Es ist besser so.
Fast sechs Jahre später
Julia erwachte, blickte auf den Wecker auf ihrem Nachttisch und fragte sich, wann sie es wohl endlich schaffen würde, bis nach sechs Uhr zu schlafen. Alte Gewohnheiten ließen sich nur schwer ablegen, obwohl kein Grund mehr für sie bestand, den Wecker zu stellen. Mehr Jahre, als sie zählen konnte, war sie jeden Morgen um sechs Uhr aufgestanden. Ihr Geschäft, West Coast Interiors, war verkauft worden, und sie fand langsam in den Ruhestand hinein und arbeitete nur noch in Teilzeit als Beraterin.
Die Entscheidung, zu verkaufen, war schwerwiegend gewesen und direkt nach dem Tod ihrer Mutter erfolgt. Julia ging auf die sechzig zu und hatte das Gefühl, dass noch viele gute Jahre vor ihr lagen. Dann war ein Angebot erfolgt, das ihre kühnsten Erwartungen übertroffen hatte. Julia war überzeugt gewesen, es nicht ablehnen zu können. Aber da sie nicht bereit war, ihre Arbeit ganz aufzugeben, hatte sie zur Bedingung gemacht, weiterhin als Beraterin tätig sein zu können. Auch die Käufer hatten sie gebeten, noch zu bleiben. Sie konnte so viel oder so wenig arbeiten, wie sie wollte. Nachdem sie das letzte Projekt abgeschlossen hatte, hatte sie sich entschieden, ein paar Tage freizunehmen und zu erproben, wie sich der Halbruhestand anfühlte.
Dies war allerdings nicht die Art, wie sie sich früher ihr Leben als Rentnerin vorgestellt hatte. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, wo sie darauf gehofft hatte, mit ihrem Mann die Welt zu bereisen. Julia sehnte sich danach, Europa und Asien zu erkunden. Doch jetzt übte die Aussicht, alleine zu reisen, wenig Reiz auf sie aus. Vielleicht später einmal.
Wie sie es vorausgesehen hatte, war ihr einstiges Traumhaus weniger als eine Woche, nachdem es auf den Markt gekommen war, verkauft worden. Ihr Leben hatte so viele Veränderungen erfahren. Nachdem ihre Scheidung durch gewesen war, hatte sie ein Apartment gemietet, bevor sie bezüglich ihres neuen Zuhauses eine Entscheidung traf. Sie wusste, dass sie in Seattle bleiben wollte, und wahrscheinlich sogar in der Innenstadt.
Die Stadt war ihre Heimat, und in ihrem Leben hatte es schon genug einschneidende Veränderungen gegeben. Ihre Mädchen wohnten in der Nähe, ihre Schwester und deren Familie ebenfalls. Sie hatte ein Jahr gewartet, bevor sie mit der Suche begonnen hatte, und dann hatte diese ein Eigenleben angenommen.
Drei Jahre lang war Julia auf der endlosen Jagd nach einem Ort gewesen, an dem sie meinte, heimisch werden zu können. The Heritage war ein älteres, in den 1960ern erbautes Backsteingebäude mit Eigentumswohnungen, das von Wärme und Charakter erfüllt war. Bei so vielen der neueren Hochhäuser handelte es sich um Stahlkonstruktionen mit wenig oder gar keiner Ausstrahlung oder Charme. The Heritage lag im Herzen der Stadt, nah genug, dass sie zu Fuß zum Pike Place Market hinuntergehen konnte, um frische Lebensmittel und Meeresfrüchte zu kaufen. Auch das Theater in der 5th Avenue befand sich in der Nähe, ebenso wie zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten. Als Bonus gab es nebenan einen Coffeeshop und einige Restaurants im Häuserblock.
Im selben Moment, wo sie The Heritage betreten und den großen Springbrunnen in der Lobby gesehen hatte, hatte Julia gespürt, dass dies der richtige Ort für sie war. In dem nur zwölfstöckigen Gebäude wurde selten eine Wohnung frei. Julia hatte Geduld gehabt, und endlich war eine verfügbar gewesen. Sie lebte jetzt seit etwas mehr als zwei Jahren hier und liebte die Gemeinschaft von Freunden, die sie gefunden hatte. Da es sich um ein älteres Gebäude handelte, bot The Heritage nicht viele der Annehmlichkeiten neuerer Häuser, die für die Techniker von Amazon und Microsoft so anziehend waren. Dieser Umzug war ein Neuanfang für sie, und sie hatte sich gut eingelebt.
Sie zog den Gürtel ihres seidenen Morgenmantels zu, ging in die Küche und machte sich eine Tasse Kaffee. Müßige Morgen gab es normalerweise nur sonntags, wenn sie den Spätgottesdienst in der Kirche besuchte. Sie musste sich einen neuen Zeitplan erstellen – oder, wenn sie es genau bedachte, gar keinen Zeitplan mehr.
Sie hatte gerade den ersten Schluck Kaffee getrunken, als ihr Telefon klingelte. Es war ihre Schwester Amanda.
»Na, du bist ja früh auf«, sagte Julia zur Begrüßung.
»Ich habe dich doch nicht geweckt, oder?«
»Nein, ich war schon auf. Länger als bis sechs scheine ich nicht schlafen zu können. Was ist los?«
»Es geht um Carrie«, erwiderte ihre Schwester.
Julias Nichte, ein Einzelkind, stand ihren Eltern besonders nah. Sie ahnte, was kommen würde. Carrie wohnte immer noch zu Hause, und ihre Unfähigkeit, auf eigenen Füßen zu stehen, war ein Reibungspunkt zwischen Amanda und ihrem Mann Robert.
»Robert und ich hatten gestern Abend eine hitzige Diskussion ihretwegen«, sagte ihre Schwester mit einem Stöhnen. »Er will, dass Carrie auszieht. Ich meine, sie ist achtundzwanzig. Es wird Zeit. Höchste Zeit«, fügte sie geschlagen hinzu. »Das Problem ist nur: Wie sagen wir es ihr?«
»Ich bin froh, dass ich das nicht tun muss.« Julia war Carries Patentante und liebte ihre Nichte sehr. Sie verstand die Sorgen ihrer Schwester. Carrie hatte das College mit einem Diplom in französischer Literatur abgeschlossen. Ein Diplom, das ihr nicht viele Karrieremöglichkeiten erschloss. Da sie nicht dazu neigte, untätig herumzusitzen, hatte Carrie verschiedene Jobs angenommen, viele davon nur für ein paar Monate.
Seit ihrem Collegeabschluss war Carrie unablässig von einer Stellung zur nächsten geflattert. Sie hatte als Empfangsdame bei einer Maklergesellschaft und für einen Buchhalter gearbeitet, einen Abstecher in eine private Stellenvermittlung gemacht und als Schönheitsexpertin in einem Kaufhaus Kosmetika an die Frau gebracht. Und das waren nur die Jobs, an die Julia sich erinnern konnte, abgesehen von der kurzen Zeit, wo Carrie besonders scharfe Messer verkauft hatte, von denen Julia ein Set besaß. Ihre Nichte war nicht faul, nur schwer einsetzbar. Sechs Jahre nach ihrem Collegeabschluss hatte sie immer noch keine Arbeit gefunden, die zu ihren einzigartigen Fähigkeiten passte.
Carrie war ausgesprochen gut im Umgang mit Menschen, sozial eingestellt, gewissenhaft und eine zuverlässige Angestellte, solange sie es irgendwo aushielt. Das Problem bestand darin, dass Carrie, egal wo sie arbeitete, nicht genug verdiente, um für sich selbst zu sorgen, und wenn sie sich langweilte, kündigte sie einfach. Als Folge davon wohnte sie noch immer zu Hause.
»Ich hatte gehofft, du hättest ein paar gute Vorschläge für mich.« Amanda klang auf ganzer Strecke geschlagen.
»Tut mir leid, aber dieses Problem löst du alleine, kleine Schwester.«
»Grrr.«
Julia lächelte. »Zum Ausziehen verführt.«
»Ich erinnere mich an den Film«, fuhr Amanda fort. »Die Eltern schmieden ein Komplott, um ihren Sohn zum Auszug zu bewegen. Ich weiß nicht, ob Robert und ich das fertigbringen. Mir ist klar, dass er recht hat. Wir helfen Carrie nicht dabei, im Leben voranzukommen. Nur habe ich keine Ahnung, was wir sonst tun könnten. Sie ist so ein wunderbares Mädchen, immer gewesen. Es ist nicht so, als könnten wir sie einfach hinauswerfen. Sie ist unsere Tochter.«
Julia wusste auch keinen Rat. Ihre Schwester tat ihr leid, und sie wünschte, sie wüsste, wie sie ihr helfen könnte. »Sei einfach ehrlich zu ihr.«
Amanda seufzte. »Bei dir klingt das so leicht, aber das ist es nicht.«
»Ich weiß.« Julia fühlte mit ihr und wünschte, sie hätte eine Lösung parat. Sie wusste, dass Robert sich erboten hatte, Carrie ein Apartment zu bezahlen, aber sie hatte abgelehnt. Carrie bestand darauf, es alleine zu schaffen oder gar nicht.
»Ich rufe noch aus einem anderen Grund an.« Amandas Stimme klang jetzt fröhlicher. Allein der Tonfall ihrer Schwester verriet Julia, was nun kommen würde.
»Ich habe da jemanden, von dem ich möchte, dass du ihn kennenlernst.«
»Nein.« Julia stöhnte innerlich.
»Julia. Ich habe dir noch nicht einmal gesagt, wer es ist.«
»Kein Interesse.«
»Komm schon. Sei nicht so stur. Okay, du hast ein paar enttäuschende Dates hinter dir …«
»Ein paar, ja. Mehr als genug, um zu wissen, dass ich nicht interessiert bin, egal wer es ist.«
»Wirklich?«
»Ja, wirklich.« Das war ein unwillkommenes Thema.
»Willst du tatsächlich den Rest deines Lebens alleine verbringen?«
»Amanda, bitte, du weißt, wie ich darüber denke.« Nach ihrer Scheidung hatten Julias Schwester und andere Freunde ständig Versuche unternommen, Julia mit einer Reihe von Singlemännern ihres Alters bekanntzumachen. Die meisten waren geschieden und schleppten mehr Gepäck mit sich herum als eine internationale Airline. Sie hatte sich durch diese Versuche hindurchgequält, bis sie beschlossen hatte, das Daten ganz aufzugeben, selbst wenn das hieß, für den Rest ihres Lebens Single zu bleiben. Sie war glücklich und zufrieden und hatte bisher größtenteils ohne Verbitterung oder Groll nach vorne geschaut. Die ersten paar Jahre nach ihrer Scheidung waren schwer gewesen, bis sie Eddie einen langen Abschiedsbrief geschrieben hatte. Obwohl sie ihn nie abgeschickt hatte, hatte der Prozess ihr das Gefühl vermittelt, mit ihrer Ehe abzuschließen. Darüber hinaus hatte es ihr geholfen, ihr Leben so zu akzeptieren, wie es war. Sie brauchte keinen Mann, um sich vollständig zu fühlen. Der Brief und die Nachwirkungen hatten sie befreit, ihre Sichtweise verändert und es ihr dadurch erlaubt, ihren eigenen Weg weiterzugehen.
Eddie schien glücklich zu sein. Sie sprach mit ihm nur über Angelegenheiten, die ihre Töchter betrafen, was jetzt, wo sowohl Hillary als auch Marie in ihren Zwanzigern waren und auf eigenen Füßen standen, selten vorkam.
»Bist du sicher?«, fragte Amanda erneut. »Frank ist perfekt für dich. Überleg es dir doch noch einmal.«
»Amanda, bitte. Ich bin nicht interessiert.«
»Also schön, aber du verpasst etwas.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Es ist egal. Ich bin glücklich so, wie es gerade ist.«
»Wenn du das sagst.« Tiefe Zweifel schwangen in Amandas Worten mit.
Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten länger, bevor Amanda das Gespräch beendete.
Sowie sie ihren Kaffee ausgetrunken hatte, zog sich Julia an und ging nach unten, um zu trainieren. The Heritage verfügte über einen Fitnessraum, der zwar klein, aber modern ausgestattet war. Es gab einige Laufbänder, Trimmräder und ein paar Gewichthebegeräte.
Sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, jeden Nachmittag zu trainieren, wenn sie von der Arbeit kam. Sie arbeitete ihre Anspannung auf dem Laufband ab, während sie ein Hörbuch oder Musik hörte. Es war eine gute Möglichkeit, sich in Form zu halten. Bevor sie es sich versah, würde sie sechzig sein. Ganz bestimmt fühlte sie sich nicht so alt. Nicht annähernd. Ihre Tochter hatte kürzlich bemerkt, sechzig wäre das neue vierzig. Eine Übertreibung, aber Julia würde sie sich zu eigen machen.
An den meisten Nachmittagen war der Fitnessraum leer. Julia war nicht sicher, wie sie ihn vorfinden würde, wenn sie ihr Training auf den Morgen verlegte. Sie zog es vor, den Raum für sich zu haben.
Zu ihrer Enttäuschung sah sie, als sie hereinkam, einen Mann auf dem Laufband. Er war groß, gut über eins achtzig, hatte breite Schultern, trug Shorts und ein ärmelloses Shirt, das schweißfeucht war, als hätte er schon einige Zeit mit Höchstgeschwindigkeit trainiert. Sie registrierte, wie wohldefiniert seine Beine waren. Er hatte dichte, salz- und pfefferfarbene Haare. Julia hatte ihn schon vorher gesehen, kannte seinen Namen jedoch nicht. Soweit sie sich erinnern konnte, war er vor ungefähr einem Jahr hier eingezogen, hatte aber nur an wenigen Treffen der Hausbewohner teilgenommen. Die anderen Male, wo sie ihn gesehen hatte, hatte er Anzug und Krawatte getragen und ein schmuckes Bild von einem Mann abgegeben. Wenn sie sich recht erinnerte, hatte es Gerede über ihn und die Concierge des Hauses gegeben. Julia hielt generell nichts von Klatsch und wusste nicht, was genau da los war, da es sie nichts anging. Was sie jedoch wusste, war, dass das Management eine neue Concierge suchte.
Bei seinem Anblick zögerte Julia, bevor sie den Raum betrat. »Morgen«, sagte sie beiläufig.
Er nickte zur Antwort.
Sie stieg auf das Laufband neben ihm, setzte die Kopfhörer auf und begann mit ihrer Routine. Er beendete seinen Lauf und ging zum Fahrrad. Julia lief fünf Kilometer, und er trainierte immer noch auf dem Fahrrad, beugte den gut geformten Oberkörper vor und pumpte kraftvoll mit den Beinen.
Am nächsten Morgen und den darauffolgenden drei trainierten sie nebeneinander, ohne mehr als einen flüchtigen Gruß auszutauschen. Sie spürte, wie er gelegentlich in ihre Richtung blickte, als wollte er ein Gespräch beginnen. Julia ermutigte ihn nicht, da sie allein zum Trainieren hier war. Dennoch war sie sich seiner Gegenwart bewusst, wahrscheinlich stärker, als sie es sollte. Als er am Freitag nicht erschien, erkannte sie zu ihrer Überraschung, dass sie enttäuscht war. Ohne dass sie ein Wort wechselten, inspirierte er sie dazu, angestrengter und länger zu trainieren, und sie vermisste die Herausforderung.
Als sie am Montagmorgen der nächsten Woche in den Raum kam, schien er auf sie zu warten. Er stand mit einem um den Hals geschlungenen Handtuch neben dem Laufband und wirkte anziehender als je zuvor.
»Heath Wilson«, sagte er.
»Wie bitte?«
»Ich bin Heath Wilson. Ich dachte, es wäre an der Zeit, dass ich mich vorstelle.«
»Julia Jones.«
»Ich finde, wenn wir auch weiterhin jeden Morgen zur selben Zeit trainieren, sollten wir uns miteinander bekanntmachen.«
Sie lächelte. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Heath.«
»Wohnen Sie schon lange im Heritage?«, fragte er.
»Ein paar Jahre. Sie sind letztes Jahr eingezogen, richtig?«
»Richtig. Ein Freund meines Sohnes wohnt hier. Eric Hudson. Kennen Sie ihn?«
Julia schüttelte den Kopf.
»Kein Wunder. Eric arbeitet im Homeoffice und zu den unmöglichsten Zeiten, weil er etliche Kunden aus Übersee hat. Ich glaube nicht, dass er an irgendeiner Veranstaltung hier im Haus teilgenommen hat. Ich war selbst nur bei ein paar.«
»Ich lebe sehr gern hier. Es ist ein Neuanfang für mich.«
»Für mich auch. Nach meiner Scheidung habe ich mich an das Haus geklammert, weil ich dachte, ich wollte es behalten. Das war ein Fehler. Zu viele Erinnerungen und mehr Platz, als ein einzelner Mensch je brauchen könnte. Also beschloss ich, dass es an der Zeit wäre, etwas zu ändern.«
»Das verstehe ich. Ich bin auch geschieden, jetzt schon seit über fünf Jahren.«
»So lange ist das ungefähr auch bei mir her. Haben Sie an Ihrem Haus festgehalten?«
»Nein, ich musste es verkaufen, das war Teil der Vereinbarungen.« Ihr Zuhause zum Verkauf auszuschreiben, war für Julia einer der schlimmsten Aspekte der Scheidung gewesen. »Es war vermutlich am besten so.« Wie für Heath barg das Haus auch für sie zahlreiche Erinnerungen und hätte sie ständig daran gemahnt, was sie alles verloren hatte.
Sie steckte ihre Stöpsel in die Ohren und begann mit dem Training. Als sie fertig war, winkte sie Heath zu und ging in ihre Wohnung zurück, um zu duschen. Sie musste heute irgendwann im Geschäft vorbeischauen, um den neuen Besitzer zu beraten, und sie wollte früh aufbrechen, bevor es zu heiß war, um die sieben Straßen zu Fuß zu gehen. Da Julia keine Zeit zum Frühstücken gehabt hatte, beschloss sie, auf dem Weg auf einen Latte im Busy Bean einzukehren, dem neben ihrem Wohnhaus gelegenen Tee- und Coffeeshop.
Drei Leute standen in der Schlange vor ihr. Ihr Telefon piepte, um ihr mitzuteilen, dass sie eine Nachricht bekommen hatte. Als sie es aus dem Außenfach ihrer Tasche nahm, sah sie, dass sie von ihrer Nichte Carrie stammte.
Kannst du reden?
Julia rief zurück, und Carrie meldete sich sofort.
»Bist du okay?«, fragte Julia.
»Nicht wirklich.« Sie klang so niedergeschlagen, wie Julia es noch nie erlebt hatte. Für gewöhnlich war Carrie beschwingt und glücklich.
»Willst du mir erzählen, was los ist?«
Es war nicht ungewöhnlich, dass Carrie Julias Rat suchte. Ihre Nichte war wie eine dritte Tochter für sie. Carrie war genauso alt wie Marie, und die drei Mädchen standen sich sehr nahe, da sie zusammen aufgewachsen waren. Carrie behauptete oft, sie hätte zwei Mütter.
»Das würde ich lieber unter vier Augen tun.«
»Gut. Wie wäre es mit morgen zum Lunch?« Ihre Nichte war ihr nach dem Gespräch mit ihrer Schwester am vergangenen Montag nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Und als Heath sich ihr vorgestellt hatte, war ihr eine Idee gekommen. Die Hausverwaltung wollte eine neue Concierge einstellen, und Carrie wäre ideal für den Job. Dazu kam, dass mit der Stellung auch ein Apartment verknüpft war.
»Sicher, das klappt.«
»Wie wäre es mit dem Thai-Restaurant?«, schlug sie vor, wohl wissend, dass dies Carries Lieblingsrestaurant war. »Um die Mittagsstunde?«
»Das wäre optimal. Vielen Dank, Tante Julia.«
Wenn ihr Plan aufging, wäre das die Lösung für ein großes Problem von Carrie, Amanda und Robert.
Wieso bist du so mies drauf?«, fragte Marie Carrie.
Carrie saß mit bis zum Kinn hochgezogenen Knien in der Mitte des Apartments ihrer Cousine. »Es ist wegen Mom und Dad«, erwiderte sie; dabei stieß sie langsam und frustriert den Atem aus. Sie hatte sich selten deprimierter gefühlt.
»Deine Mom und dein Dad«, wiederholte Marie. Ihre Augen weiteten sich erschrocken. »Sie wollen sich doch nicht trennen, oder?«
Nach dem, was mit Maries Eltern passiert war, nahm Carrie an, dass dies eine naheliegende Vermutung war. Selbst jetzt, nach fast sechs Jahren, fiel es Carrie schwer zu glauben, dass ihr Onkel eine so wundervolle Frau wie ihre Tante Julia verlassen hatte.
»Noch nicht«, sagte sie. »Allerdings habe ich das Gefühl, dass sie vielleicht darüber nachdenken werden, wenn ich keinen Job finde, der mir genug einbringt, um ausziehen zu können.« Das wäre der Extremfall, aber nachdem sie ihren Streit mit angehört hatte, konnte sie die Möglichkeit nicht ausschließen. Ihre Eltern erhoben im Umgang miteinander kaum einmal die Stimmen. Der Schock, sie streiten zu hören, hing jetzt schon seit einer Woche wie eine dunkle Wolke über ihrem Kopf. Ihnen ging es schlecht – und Carrie ebenfalls.
»Haben sie sich wegen dir gezankt?«
Carrie nickte. »Sie wussten nicht, dass ich zu Hause war. Sie haben so gut wie nie eine Auseinandersetzung. Es hat mir einen Schock versetzt, dass sie sich angebrüllt haben.« Sie hatten sie anscheinend nicht hereinkommen hören, und Carrie hatte es für keinen guten Zeitpunkt gehalten, sie zu unterbrechen. Sie war die Treppe hochgeschlichen und hatte sich in ihr Zimmer verzogen, ohne ihre Eltern merken zu lassen, dass sie von der Arbeit zurück war. Ihre lauten Stimmen waren durch die Diele noch verstärkt worden, als wären sie per Radio im ganzen Haus verbreitet worden. »Dad bestand darauf, dass es Zeit für mich wäre, in eine eigene Wohnung zu ziehen. Er meinte, sie würden mir nicht helfen, wenn sie mich weiter zu Hause wohnen lassen würden.«
Marie rutschte vom Sofa und setzte sich neben Carrie auf den Boden. »Was hast du vor?«
»Ich weiß es nicht. Dad hat recht. Es wird Zeit, dass ich die Verantwortung für mich selbst übernehme und mein eigenes Leben führe.«
»Du könntest jederzeit bei Hillary und mir einziehen«, schlug Marie vor.
Eine dritte Mitbewohnerin in einem Apartment mit zwei Schlafzimmern – das würde nicht funktionieren. Carrie hatte eine gute Beziehung zu ihren Cousinen, aber wenn sie mit ihnen zusammenzog, war die Katastrophe vorprogrammiert.
»Wo sollte ich denn schlafen oder meine Sachen unterbringen?«, erkundigte sie sich in der Hoffnung, die Frage wäre Antwort genug. Carries Cousinen waren ungefähr so alt wie sie, beide Ende zwanzig. Zusammen zu wohnen war auch für sie nicht optimal. Aber die Mieten in Seattle hatten es fast unmöglich gemacht, dass jede sich eine eigene Wohnung nahm.
»Es würde mich nicht wundern, wenn Blake und Hillary bald ihre Verlobung bekannt geben«, meinte Marie. »Wenn sie heiraten, muss ich mir eine neue Mitbewohnerin suchen. Glaubst du, du könntest noch ein paar Monate warten?«
»Auf keinen Fall. Ich muss so schnell wie möglich eine Lösung finden. Außerdem … Selbst wenn sie sich verloben, könnte es noch Monate bis zur Hochzeit dauern.«
Es freute Carrie, dass ihre Cousine bereit war, den Schritt mit Blake zu wagen. Sie waren seit über drei Jahren zusammen. Marie hatte einmal erwähnt, dass Blake schon vor einem Jahr die Möglichkeit einer Hochzeit angedeutet hatte. Nur hatte Hillary darauf beharrt, noch nicht so weit zu sein.
»Ja, ich weiß.« Marie zog wie Carrie die Knie hoch und stützte das Kinn darauf.
»Ich freue mich für Hillary. Blake ist in Ordnung.«
»Stimmt. Sie hat Glück«, stimmte Marie zu. »Ich glaube, Hillary hätte seinen Antrag letztes Jahr angenommen, wenn das mit Mom und Dad nicht passiert wäre. Sie waren einunddreißig Jahre verheiratet. Es ist jetzt noch ein Schock, weißt du.«
»Ja, ich weiß.« Carrie war wie vor den Kopf geschlagen gewesen, als ihre Mutter ihr mitgeteilt hatte, ihr wundervoller Onkel Eddie würde ihre Tante wegen einer anderen Frau verlassen. Als wäre das nicht schon schlimm genug gewesen, hatte es auch Hillary und Marie schwer getroffen. Nach dem lautstarken Wortgefecht am Lake Sammamish hatte keine der Cousinen mehr etwas mit ihrem Vater und seiner neuen Frau zu tun haben wollen. Soweit Carrie wusste, hatte Onkel Eddie den Versuch unternommen, sich mit ihnen zu versöhnen, nur dass ihre Cousinen keinen Wert darauf legten. Das Problem bestand darin, dass er darauf beharrte, dass sie ihre Stiefmutter kennenlernten und akzeptierten, was Hillary und Marie strikt ablehnten. Sie betrachteten die andere Frau als diejenige, die ihrer aller Leben zerstört hatte. Dass ihr Dad diese Frau ihnen vorgezogen hatte, war etwas, was sie nicht verzeihen wollten.
»Hillary ist überzeugt, dass Dad nie Mädchen wollte.«
»Das stimmt doch nicht.« Carrie war überrascht, dass ihre Cousine so etwas sagte. Ihr Onkel Eddie war ein guter Vater gewesen. Er hatte seine Töchter angebetet, ihnen das Golfspielen beigebracht und sie in den Skiurlaub mitgenommen. Sie hatte sie oft bei ihren Ausflügen begleitet. Carrie wusste, dass es schwer für ihren Onkel sein musste, komplett von ihnen getrennt zu sein. Und vor allem schwer für Hillary und Marie. Aber die beiden waren genauso stur wie ihr Dad.
»Das habe ich ihr auch gesagt, aber Hillary glaubt mir nicht. Er hat jetzt Stiefsöhne und unternimmt ständig etwas mit ihnen. Als sie gehört hat, dass Dad Lauras Söhne zu einem Spiel der Seahawks mitgenommen hat, ist sie an die Decke gegangen. Mehr brauchte sie nicht als Beweis dafür, dass er immer Söhne wollte. Meiner Schwester zufolge waren wir nur ein armseliger Ersatz.«
»Das glaubst du doch wohl nicht, oder?«
Marie hob die Schulter zu einem halbherzigen Achselzucken. »Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Ich vermisse meinen Dad und dann auch wieder nicht. Er hat seine Entscheidung getroffen. Er sollte glücklich sein, nur weiß ich halt, dass er das nicht ist.«
Carrie war sich unsicher, was sie denken sollte. Sie hatte gehofft, ihre Cousinen würden nach all der Zeit bereit sein, nach vorne zu schauen und die Wahl ihres Vaters zu akzeptieren, auch wenn sie damit nicht einverstanden waren. Andererseits fragte sie sich, wie sie reagiert hätte, wenn ihr Vater ihre Mutter für eine Frau verlassen hätte, die seine Liebe weit weniger verdiente.
»Ich möchte nicht länger über meinen Dad reden«, sagte Marie. »Es deprimiert mich. Außerdem bist du diejenige, die ein Problem hat.«
Es war einfacher, sich abzulenken, als mit ihrer eigenen ziemlich ausweglosen Situation umzugehen.
»Hat dein Dad dir nicht vor einiger Zeit angeboten, dir ein Apartment zu bezahlen?«
Carrie fragte sich jetzt, ob sie dieses Angebot hätte annehmen sollen. »Ich habe Nein gesagt. Dad hat keine Ahnung, was eine Einzimmerwohnung heutzutage kostet.« Sie weigerte sich, das Sparkonto ihrer Eltern zu schröpfen, nur weil sie keinen Job fand, von dem sie leben konnte.
»Hast du irgendwelche anderen Ideen?«
Carrie wünschte, das wäre der Fall. »Justin hat vorgeschlagen, dass wir zusammenziehen.« Als ob das je passieren würde! Er wohnte bei seiner Mom, und da sie beide Jobs hatten, die knapp über dem Mindestlohn bezahlt wurden, würden sie finanziell nie zurechtkommen.
Marie hob ruckartig den Kopf. Sie sah bestürzt aus. »Das wirst du doch nicht tun, oder?«
»So blöd bin ich nicht. Justin ist …« Carrie brach ab, da sie nicht wusste, wie sie ihren Gelegenheitsfreund am besten beschreiben sollte.
»Nicht der Richtige?«, half Marie aus.
»Nicht annähernd.« Sie kamen gut miteinander aus, teilten sich die Kosten, wenn sie ausgingen, und konnten miteinander lachen. Aber Carrie konnte sich nicht vorstellen, dass die Beziehung über den Status quo hinausginge – zumindest nicht, was sie betraf. Obwohl Justin dreißig war, benahm er sich eher wie jemand am Ende seiner Teenagerzeit. Das Leben war eine einzige Party. Verantwortung überließ er anderen. Carrie wusste, wenn sie zusammen ein Apartment mieteten, würde sie es sein, die sich Sorgen um das Bezahlen der Miete und des Stroms, Gases und Wassers machen würde, weil man Justin mit so etwas nicht behelligen durfte.
»Ich treffe mich morgen mit deiner Mom zum Lunch«, sagte Carrie. »Ich hoffe, ihr fällt etwas ein, was ich tun kann. Ich komme mir vor wie eine Riesenenttäuschung für meine Eltern.«
Ihre Frustration war überwältigend. Carrie wusste nicht, was sie sich dabei gedacht hatte, ein Hauptfach zu studieren, das keinerlei Aussichten auf eine Karriere bot. Ihre Liebe zu allem Französischen hatte sie in Bezug auf das Finden einer Arbeit in eine Sackgasse gelenkt. Die einzige realisierbare Möglichkeit bestand darin, Lehrerin zu werden, was hieße, zwecks eines zusätzlichen Diploms weiterzustudieren. Sie weigerte sich, ihren Eltern diese finanzielle Last aufzubürden, da sie schon für ihren ersten Abschluss bezahlt hatten. Außerdem sah Carrie, die sich selbst gut kannte, ein, dass es nicht ihrem Temperament entsprach, den ganzen Tag in einem Klassenzimmer zu stehen.
»Mom wird schon etwas einfallen«, meinte Marie zuversichtlich. »In solchen Sachen ist sie gut.«
Das hoffte Carrie inständig, denn sie war mit ihrer Weisheit am Ende.
Am Tag darauf traf Carrie zehn Minuten vor ihrer verabredeten Zeit bei ihrem Lieblingsthailänder ein. Sie hatte darauf gebrannt, aus dem Haus zu kommen und so viel Zeit, wie sie nur konnte, anderswo zu verbringen, weil sie hoffte, ihren Eltern so eine Atempause zu verschaffen.
Das Restaurant lag nur eine Straße vom Heritage entfernt, wo ihre Tante wohnte. Sie liebte dieses Gebäude. Ihre Tante behauptete, es hätte sich von dem Moment an, wo sie es betreten hatte, wie ein Zuhause angefühlt. Carrie verstand das; sie hatte immer dasselbe Gefühl von Wärme und Willkommensein empfunden. In Seattle gab es nur noch sehr wenige Backsteingebäude, weil ständig eine Gefahr von Erdbeben herrschte. The Heritage stand inmitten einer blühenden Nachbarschaft voller Restaurants und kleiner Geschäfte. Die Lage war ideal für ihre Tante, weil sie fast alles in der City zu Fuß erreichen konnte.
Der Kellner reichte ihr die Speisekarte, und Carrie bestellte ein Kännchen Jasmintee. Obwohl sie nie von ihrem Lieblingsgericht abwich – grünem Curry mit Avocado und Shrimps –, überflog sie die Vorder- und Rückseite der Karte, während sie auf Julia wartete.
»Carrie«, rief ihre Tante, als sie auf den Tisch zusteuerte.
Carrie schob ihre leere Teetasse beiseite und wand sich aus der Nische. »Tante Julia.« Sie freute sich über die warmherzige Begrüßung und umarmte ihre Tante herzlich.
Julia setzte sich ihr gegenüber, und Carrie schenkte ihnen beiden eine frische Tasse Tee ein. Ihre Tante warf einen raschen Blick auf die Speisekarte und traf ihre Wahl, bevor sie die Karte weglegte. Sie hatte gleichfalls ein Lieblingsgericht, und sie beide teilten ihr Essen gern.
»Es ist schön, dich zu sehen«, sagte Julia.
»Umgekehrt genauso.« Trotz ihrer Freude darüber, ihre Tante zu sehen, sackten Carries Schultern nach unten.
»Ich glaube, ich weiß, warum du dich mit mir treffen wolltest.« Julia griff über den Tisch hinweg nach Carries Hand und drückte sie leicht.
Carrie blickte auf. »Hat Mom dich angerufen?«
Julia nickte.
»Ich habe sie streiten gehört. Sie finden, es wird Zeit, dass ich mir eine eigene Wohnung suche, und ich bin ganz ihrer Meinung. Nur – wie kann ich mir mit dem, was ich verdiene, je eine leisten? Tatsache ist, dass ich kaum mein Auto und die Versicherung bezahlen kann. Telefonieren tue ich über Mom, dafür gebe ich ihr Geld, und ich trage zu den Lebensmittelkosten bei, so viel ich kann.« Das war alles, was sie sich leisten konnte. Sie hatte klägliche hundert Dollar gespart, die bei einem echten Notfall keine Sekunde reichen würden.
»Deine Mom ist in einer schwierigen Lage.«
Carrie wusste, wie ihre Mutter zu dieser Angelegenheit stand. »Ich fühle mich deswegen ganz schrecklich, ehrlich. Es ist nur so schwer für mich, einen Job zu finden, der mir genug einbringt, um ausziehen zu können.«
Der Kellner trat zu ihnen und unterbrach so ihr Gespräch, und sie gaben ihre Bestellung auf.
Carrie wartete, bis er gegangen war, bevor sie weitersprach. »Hillary und Marie waren bei ihrer Berufswahl klüger.« Als Physiotherapeutin konnte Hillary so viele Stunden arbeiten, wie sie wollte, und Marie verfügte als Atemtherapeutin über Fähigkeiten, die sehr gefragt waren. Sie könnte in jedem der Krankenhäuser in der Gegend eine Stellung finden.
»Sag doch so etwas nicht«, widersprach Julia. »Du hast mit magna cum laude abgeschlossen.«
»So kommt es mir aber nicht vor«, flüsterte Carrie.
Ihr Essen wurde gebracht, und obwohl Carrie sich zuvor so auf etwas Thailändisches gefreut hatte, war ihr jetzt der Appetit vergangen. Sie griff nach ihrer Gabel und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Was hat Mom gesagt?«, fragte sie.
»Sie liebt dich, Carrie, und sie will das Beste für dich.«
Das war in Anbetracht dessen, wie lange Carrie auf Kosten ihrer Familie gelebt hatte, keine Neuigkeit.
»Ich hätte da einen Vorschlag für dich.«
Carrie blickte von ihrem Teller auf, als ein flüchtiger Funke Hoffnung in ihr aufglomm. »Ja?«
»Hast du je in Betracht gezogen, Concierge zu werden?«
»Concierge?« Sie runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Du meinst, so wie in einem Hotel, Restaurantreservierungen buchen und solche Sachen?«
»So in der Art. The Heritage will eine einstellen.«
Carries Interesse war geweckt. Ihr gefiel die Vorstellung, im Heritage zu arbeiten. »Was müsste ich denn da machen?«
»Ganz genau weiß ich das nicht, ich kann dir nur sagen, wie meine Erfahrungen mit der Concierge waren.«
Carrie beugte sich vor, um eifrig zu lauschen.
»Als ich hörte, dass eine Wohnung zum Verkauf stand, war es die Concierge, die mich herumgeführt hat. Mein Immobilienmakler war dabei, aber die Concierge war diejenige, die meine Fragen beantwortet hat. Sie nimmt Pakete entgegen und kümmert sich um anfallende Reparaturen. Und ich bin sicher, dass noch mehr dazugehört.«
Carrie hörte aufmerksam zu. »Glaubst du, ich könnte das alles?«
»Natürlich glaube ich das. Ehrlich gesagt, denke ich, du wärst perfekt für den Job. Du bist ungezwungen im Umgang mit Menschen und hast ein Talent dafür, erhitzte Gemüter zu besänftigen.«
Carrie war bereit, zuzugeben, dass sie ihre Rolle als Friedensengel genoss. »Das klingt gut. Ich frage mich bloß, ob ich dafür qualifiziert bin.«
»Mit deinen breit gefächerten Erfahrungen denke ich das schon. Die Verwaltung sammelt diese Woche Lebensläufe. Ich würde dir raten, dich zu bewerben.«
»Kann ich das online machen?«
Julia zögerte, schien über ihre Antwort nachzudenken. »Das könntest du natürlich, denn ich bin sicher, dass die breite Mehrheit das tun wird. Ich an deiner Stelle würde aber persönlich vorbeigehen. Du bist jetzt nur eine Straße vom Heritage entfernt. Es wäre keine große Mühe, hineinzugehen und ein Bewerbungsformular auszufüllen. Wenn du möchtest, kann ich deinen Lebenslauf bei mir ausdrucken.«
»Ich werde es versuchen«, entschied Carrie.
Ihre Tante hatte ihr Hoffnung gemacht, als sie dringend ein Licht am Ende des sprichwörtlichen Tunnels sehen musste.
»Eine Frage noch. Weißt du, wie viel ich verdienen würde?«
Julia schüttelte den Kopf. »Leider nein.«
Sie würde das noch früh genug herausfinden, obschon sie verzweifelt hoffte, der Verdienst würde es ihr ermöglichen, sich eine eigene Wohnung zu suchen. »Kann ich dich als Referenz angeben?«
»Natürlich. Das möchte ich sogar, und ich werde gern ein gutes Wort für dich einlegen, obwohl ich nicht weiß, ob das viel helfen wird.«
»Schaden kann es jedenfalls nicht.«
Carrie nahm einen Bissen von ihrem Lunch. Sie fühlte sich einen Tick besser. Die Arbeit im Heritage würde ihr wahrscheinlich mehr einbringen als ihr Job in dem Drugstore und ihr ganz sicher mehr Spaß machen. Es war ein schönes Haus, und die Bewohner schienen nett zu sein.
»Wie ich schon sagte, Carrie, ich weiß nicht, wie die Bezahlung aussieht. Aber die Stelle bringt einen wesentlichen Vorteil mit sich, den ich noch nicht erwähnt habe.«
»Abgesehen davon, dass ich dich jeden Tag sehen kann, meinst du?«
»Ja, viel besser. Sehr viel besser. Die Stelle als Concierge beinhaltet ein Einzimmerapartment.«