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Don Miguel Ruiz Jr.

ERMÄCHTIGE DEIN SELBST

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Don Miguel Ruiz Jr.

ERMÄCHTIGE DEIN SELBST

Altes und verloren geglaubtes Wissen, das dich zu deiner persönlichen Freiheit führt

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Wichtige Hinweise

Die im Buch veröffentlichten Empfehlungen wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.

Auch wenn eine gendergerechte Sprache wünschenswert ist, gibt es aus Sicht des Verlages bisher keine befriedigende, gut lesbare Lösung. Der leichteren Lesbarkeit zuliebe haben wir des Öfteren von der Doppelung männlicher und weiblicher Formen Abstand genommen. Selbstverständlich liegt es uns fern, dadurch einen Teil der Bevölkerung zu diskriminieren.

Aus dem Englischen von
Antoinette Gittinger

Titel der Originalausgabe:

The Mastery of Self. A Toltec Guide to Personal Freedom.

© 2016 by Don Miguel Ruiz Jr.

Hierophant Publishing, San Antonio, TX 782091

www.hierophantpublishing.com

Deutsche Ausgabe:

© 2022 NEXT LEVEL Verlag, Rosenheim

www.next-level-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Gitta Lingen; Layout: Birgit-Inga Weber

Cover: Guter Punkt, München,
unter Verwendung eines Bildmotivs von Nicholas Wilton

Innenillustrationen: pixabay.com

(S. 6 und S. 166/167: Mystic Art Design;
S. 2/3 und S. 8/9: Gordon Johnson; S. 7: loulou Nash;
S. 19 u.a., S. 43 u.a., S. 62 u.a.: OpenClipart-Vectors)

Gesamtherstellung: Bernhard Keller

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print: 978-3-949458-21-7
ISBN ePub: 978-3-949458-23-1

Für alle, die ich liebe

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Emanzipiert euch von der mentalen Sklaverei. Nur wir selbst können unseren Geist befreien.

Bob Marley (aus: »Redemption Song«)

Ein Augenblick der Klarheit ohne jegliches Handeln ist wie ein flüchtiger Gedanke.
Aber ein Augenblick der Klarheit, dem Handeln folgt, ist ein entscheidender
Moment in unserem Leben.

Don Miguel Ruiz Jr.

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Inhalt

Eine Botschaft des Verlegers: Wie dieses Buch entstanden ist

Erklärung von Schlüsselbegriffen

Einleitung

1 Wie man Meisterschaft erlangt

2 Unsere Domestizierung und unsere Anhaftungen verstehen

3 Bedingungslose Liebe zu sich selbst

4 Bedingungslose Liebe für andere

5 Die Auslöser erkennen und den Fallgruben ausweichen

6 Den Zyklus des Automatischen durchbrechen

7 Mannigfaltige Masken

8 Zielsetzung

9 Vergleich und Wettbewerb

Mein Wunsch für Sie

Dank

Über den Autor

Eine Botschaft des Verlegers: Wie dieses Buch entstanden ist

»Erkenne dich selbst …«

So lautete die berühmte Inschrift am Eingang des Apollontempels, der Stätte des Orakels von Delphi, der wohl berühmtesten Frau des antiken Griechenland. Die Geschichte berichtet uns, dass jährlich Abertausende von Menschen – Könige, Königinnen, Staatsmänner, Philosophen und einfache Leute – Hunderte von Meilen und mehr zurücklegten, um die Weissagung der Prophetin zu empfangen. Der Tempel selbst, ein hoch aufragendes Gebäude, übte in den mittleren Jahrhunderten des ersten Jahrtausends v.u.Z. seinen größten Einfluss aus. Damals galt er als bedeutendstes religiöses Heiligtum in ganz Griechenland.

Selbst mithilfe unserer heutigen ausgefeilten Maschinen und modernen Technologie wäre der Bau eines derart massiven Tempels nach wie vor ein großes Unterfangen. Moderne Architekten bewundern die Intelligenz, das handwerkliche Können und die große Mühe, die für den Bau des Tempels aufgewandt wurden.

Ich jedoch finde es faszinierender, dass von all den Inschriften, die für den Eingang hätten gewählt werden können, die kurze und bündige Maxime »Erkenne dich selbst« ausgesucht wurde. Vielleicht wollte das Orakel sicher sein, dass die Pilger wenigstens die Botschaft »Erkenne dich selbst« von ihrer Reise in Erinnerung behielten. Und ich frage mich oft, wie die Welt heutzutage aussehen würde, wenn einige unserer modernen Glaubenslehren diese Selbsterkenntnis, das höchste Ziel des spirituellen Weges, vermitteln würden anstelle von blindem Festhalten an der Führung von außen und an irgendwelchen Dogmen.

Kurze Zeit, nachdem das Orakel keine so große Bedeutung mehr hatte, kam auf der anderen Seite der Welt eine Gruppe von Menschen zusammen, um im heutigen südlichen Zentralmexiko eine neue Zivilisation ins Leben zu rufen. Diese Menschen nannten sich Tolteken, was »Künstler« bedeutet. Doch sie waren keine Künstler im traditionellen Sinn (obwohl auch Maler und Bildhauer unter ihnen waren); sie sahen sich selbst vielmehr als Lebenskünstler und die Welt, in der wir leben, als die Leinwand, auf die sie ihr Meisterwerk malten. Das Vermächtnis der Tolteken und ihre Lehren wurden von einer Generation an die nächste überliefert, häufig im Geheimen, wenn die politischen Umstände der Zeit es erforderten. Don Miguel Ruiz Jr. ist der letzte Lehrer der Eagle-Knight-Linie der Tolteken.

Als Miguel mir vorschlug, ein Buch über Selbst-Meisterung zu schreiben, dachte ich unwillkürlich an das Orakel von Delphi und an die 2500 Jahre zurückliegende Maxime, sich selbst zu erkennen. Ich fragte mich, wie dieser weise Rat in den Rahmen seiner toltekischen Vorfahren passte. Es freut mich, sagen zu können, dass das Buch, das Sie jetzt in Händen halten, genau dies übermittelt – und noch viel mehr. Miguel präsentiert alte Weisheiten auf moderne Art und hilft uns, diese zeitlose Wahrheit des »Erkenne dich selbst« in unseren Alltag einzuflechten.

In den einleitenden Kapiteln schafft Miguel die Grundlagen für das Buch und erstellt einen Rahmen, der auf seiner toltekischen Tradition basiert. Er erklärt, wie die Ereignisse und Handlungen Ihrer Vergangenheit Ihre derzeitige Realität geformt haben. In den folgenden Kapiteln geht er in die Tiefe, vermittelt Ihnen die erforderlichen Tools, damit Sie herausfinden, wer Sie in Ihrem tiefsten Inneren wirklich sind. Er vermittelt Ihnen, wie Sie jegliche selbstbeschränkenden Glaubenssätze entlarven können, die Sie fälschlich als Fakten akzeptiert haben, und wie Sie jegliche Bindungen bzw. Anhaftungen, an denen Sie festhalten und die Sie ständig herunterziehen, loslassen können. Die späteren Kapitel helfen Ihnen, einen neuen Kurs einzuschlagen und dorthin zu gehen, wohin Sie wirklich wollen. Für einige von Ihnen wird sich dieser Ort vielleicht als ein völlig anderer erweisen als der, den Sie im Augenblick anstreben.

Miguel hat mir gegenüber bei vielen Gelegenheiten betont, dass es nicht ausreiche, die Informationen auf diesen Seiten lediglich zu lesen. Erst wenn Sie bereit sind, die Erkenntnisse in Ihr Leben zu integrieren, genießen Sie die Vorteile. Zu diesem Zweck hat er am Ende vieler Kapitel Übungen eingefügt, die Ihnen dabei helfen sollen, genau das zu tun.

Kehren wir einen Moment lang in die Welt der Griechen zurück: Wir können sagen, dass sich die Übungen darum drehen, wie Logos (Erkenntnis) in Praxis umgesetzt wird – oder, wie Miguel schreibt: »Die Lehre zu verstehen, ist der erste Schritt, aber sie umzusetzen, lässt Sie zum Meister werden.«

Mit großer Freude präsentiere ich Ihnen also »Ermächtige dein Selbst« von Don Miguel Ruiz Jr. Möge es Ihnen bei Ihrer Reise zur Selbsterkenntnis bestens dienen.

Randy Davila

Verleger

Hierophant Publishing

Erklärung von Schlüsselbegriffen

Anhaftung: Der Vorgang, sich etwas, das nicht zu einem gehört, durch emotionale oder energetische Investition zu eigen zu machen. Man kann eine starke Bindung zu fremden Gegenständen, Glaubenssätzen und Ideen aufbauen und sogar zu Rollen, die man in der Welt spielt.

Authentisches Selbst: Das Göttliche in Ihnen; die Kraft, die Ihren Geist (engl. mind*) und Ihren Körper mit Leben erfüllt. Es ähnelt der Vorstellung des Geistes (engl. spirit*) oder der Seele, die man in vielen religiösen Traditionen findet, ist aber nicht genau das Gleiche.

Domestizierung: Das primäre Kontrollsystem im Traum des Planeten. Schon von jung auf haben wir entweder eine Belohnung oder eine Bestrafung zu erwarten, wenn wir die Überzeugungen und Verhaltensweisen übernehmen, die andere für akzeptabel halten. Wenn wir diese Überzeugungen und Verhaltensweisen als Ergebnis von Belohnung oder Bestrafung annehmen, können wir sagen, wir sind domestiziert worden.

Erzähler: Die Stimmen in Ihrem Kopf, die den ganzen Tag zu Ihnen sprechen; sie können entweder positiv (Verbündeter) oder negativ (Parasit) sein.

Parasit: Die Stimme des Erzählers, wenn sie sich Ihrer durch Domestizierung und Anhaftung geformten Glaubenssätze bedient. Sie tut dies, um Macht über Sie auszuüben, indem sie Bedingungen an Ihre Selbstliebe und Selbstakzeptanz knüpft. Diese negative Stimme verursacht Traurigkeit, Angst und Furcht.

Persönlicher Traum: Die von jedem Individuum geschaffene einzigartige Realität; Ihre persönliche Perspektive. Sie ist die Manifestation der Beziehung zwischen Ihrem Geist (engl. mind*) und Ihrem Körper.

Tolteken: Eine alte Gruppe von Indianern, die sich in Süd- und Zentralmexiko zusammengetan haben, um sich mit der Wahrnehmung zu befassen. Das Wort »Tolteke« bedeutet »Künstler«.

Toltekischer Krieger: Jemand, der sich verpflichtet, die Lehren der Tolteken dazu zu nutzen, den inneren Kampf gegen die Domestizierung und Anhaftung zu gewinnen.

Traum des Planeten: Die Kombination jedes einzelnen Wesens im Persönlichen Traum der Welt oder aber der Welt, in der wir leben.

Verbündeter: Die Stimme Ihres inneren Erzählers, wenn sie Sie dazu inspiriert, zu leben, zu schaffen und bedingungslos zu lieben. Der Verbündete kann auch konstruktive Selbstgespräche bieten.

Wahrnehmung: Die Praxis, zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Aufmerksamkeit auf das zu richten, was sich in Ihrem Körper und Ihrem Geist (engl. mind*) sowie in Ihrer unmittelbaren Umgebung abspielt.

Einleitung

Stellen Sie sich einen Moment lang vor, Sie würden träumen. In diesem Traum befinden Sie sich mit Tausenden von Menschen auf einer Riesenparty, und Sie sind die einzige nüchterne Person unter lauter Betrunkenen. Alle anderen Feiernden befinden sich in unterschiedlichen Stadien der Trunkenheit. Einige haben erst einen oder zwei Drinks zu sich genommen und sind nur leicht beschwipst. Die meisten sind jedoch bereits volltrunken und einige sogar so sehr, dass sie sich auf allerlei ungewöhnliche Weise zur Schau stellen. Sie haben womöglich sogar einen kompletten Blackout, denn ihr Verhalten scheint völlig außer Kontrolle geraten zu sein.

Einige der Partygäste zählen zu Ihren Freunden, Verwandten und Bekannten, aber die meisten sind Ihnen fremd. Sie versuchen, mit einigen von ihnen ins Gespräch zu kommen, aber Sie merken schnell, dass ihr Alkoholpegel ihre Fähigkeit, sich klar auszudrücken, verändert und ihre Wahrnehmung vernebelt hat. Sie stellen auch fest, dass jeder Gast die Party unterschiedlich wahrnimmt, je nach Grad der Betrunkenheit, und die Interaktionen verändern sich mit jedem Drink, den die Gäste zu sich nehmen.

Die Stimmung der Partybesucher reicht von extrovertiert, laut und fröhlich bis hin zu schüchtern, ruhig und missmutig. Im Lauf der Party beobachten Sie, wie jeder von ihnen zwischen zwei Polen des Stimmungsspektrums schwankt: von glücklich bis traurig, von aufgedreht bis apathisch. Die Gäste streiten sich und versöhnen sich wieder, sie diskutieren, akzeptieren einander und diskutieren dann erneut. Wie Sie beobachten, wiederholt sich dieses seltsame Verhalten unaufhörlich die ganze Nacht hindurch. Obwohl die Leute betrunken sind, stellen Sie fest, dass sie weniger nach dem Alkohol gieren als nach dem Drama der Party.

Im Lauf der Nacht variieren Ihre Interaktionen mit den Partygängern von Person zu Person. Einige sind erfreulich, aber andere bergen das Potenzial, schnell explosiv zu werden. Weil ihre Wahrnehmung getrübt ist, reagieren die übrigen Partygäste emotional auf Situationen, die Ihrer Wahrnehmung nach reine Fantasie sind. Für einige von ihnen artet der Traum in einen Albtraum aus. Am wichtigsten ist jedoch, dass offensichtlich keiner auf dieser Party weiß, dies ist lediglich ein Traum.

Nun stellen Sie fest, dass es sich hier nicht um eine neue Party handelt, sondern um eine, an der Sie zuvor teilgenommen haben. An einem bestimmten Punkt waren Sie genauso wie die anderen. Sie durchliefen all die verschiedenen Phasen des Rausches und verhielten sich genauso wie jetzt die Leute um Sie herum: Sie unterhielten sich durch den Nebel der Betrunkenheit, schlossen sich dem tollen Partytreiben an und ließen Ihr Verhalten von der (Alkohol-)Vergiftung bestimmen.

Schließlich wird Ihnen klar, keiner der Partyteilnehmer erkennt, dass Sie jetzt nüchtern sind. Alle nehmen an, Sie seien, genau wie sie selbst, immer noch betrunken; sie sehen nicht Ihren Weg, sondern nur ihren eigenen; sie sehen Sie lediglich als eine Art Zerrbild, das ihnen ihr durch den Alkohol benebeltes Gehirn vorgaukelt, und nehmen Sie nicht so wahr, wie Sie jetzt wirklich sind; sie sind auch völlig ahnungslos, welche Auswirkung der Alkohol auf sie hat. Jeder und jede ist in den eigenen Traum von der Party versunken. Sie erkennen nicht, dass sie ihre Interaktionen nicht mehr unter Kontrolle haben. Deshalb versuchen sie andauernd, Sie dazu zu verleiten, sich dem Drama der Party anzuschließen, sich an dem Taumel zu beteiligen, den ihre verzerrte Wahrnehmung erzeugt hat.

Was werden Sie tun?

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WIE MAN MEISTERSCHAFT ERLANGT

Auf dem Höhepunkt ihrer Reise versuchen toltekische Krieger und Kriegerinnen, ihren Kopf von Glaubenssätzen, Domestizierung und Anhaftungen freizubekommen. Damit setzen sie ihrem inneren Kampf um persönliche Freiheit ein Ende. Sie sind mit einer endlosen Zahl von Möglichkeiten konfrontiert, von denen jede einzelne in eine einzigartige Richtung in ihrem Leben weist. Wenn sie ihre Wahl in Form ihrer Handlung treffen, wissen sie, dass der Weg, den sie verfolgen, sich letztlich nicht von den anderen Wegen unterscheidet, da alle zu demselben Ort führen. Sie stellen keine Forderungen im Hinblick auf ein Ergebnis, da sie erkennen, dass sie nirgendwohin gehen und auch nichts tun müssen, um sich selbst zu finden. Ihr Handeln ist die Folge reiner Freude über die Erkenntnis, dass sie in diesem Moment am Leben sind, um eine der vielen Möglichkeiten auszuwählen. Dieses Leben mit ruhigem Gemüt erzeugt in ihnen einen Zustand reiner Glückseligkeit, da sie voll und ganz im Moment leben. In Wahrheit spielt nichts eine Rolle außer der Gegenwart, denn allein in ihr kann sich das Leben entfalten.

Diesen Zustand haben viele von Ihnen irgendwann in ihrem Leben erfahren, als sie völlig auf die Gegenwart fokussiert waren. Einige Menschen erleben ihn, während sie Sport treiben, bewusst kreativ sind, sich in der Natur aufhalten, ins Liebesspiel involviert sind oder – natürlich – wenn sie meditieren oder beten. In diesem Augenblick sind sich Geist und Körper völlig der Erfahrung des Lebens bewusst. Man kann sagen, in solchen Augenblicken erreichen wir häufig einen reinen Zustand bedingungsloser Liebe für alles und jeden, uns selbst eingeschlossen.

Während das immerwährende Verharren in diesem Zustand reiner Glückseligkeit für viele ein Ziel darstellt, werden mir die meisten zustimmen, dass dies leichter gesagt als getan ist – vor allem, wenn wir nicht isoliert von der Welt leben. Inmitten anderer Menschen entscheiden wir uns, mit wem wir interagieren und auf wen wir uns einlassen wollen, und häufig beginnt mit diesen Interaktionen der Ärger.

In der toltekischen Tradition besteht die Hauptaufgabe des Geistes im Träumen oder in der Wahrnehmung und Projektion von Informationen. Der Persönliche Traum ist die einzigartige Realität, die von jedem Individuum geschaffen wird; er ist die Perspektive des Einzelnen, eine Manifestation des Verhältnisses zwischen Geist und Körper. Die Intention ist die Energie, die beides, Geist und Körper, belebt. Wenn sich unser gemeinsames Wissen und unsere Erfahrung vermischen, kokreieren wir den Traum des Planeten, der die Kombination von jedem einzelnen Wesen im Persönlichen Traum der Welt ist. Während wir individuelle Träume haben, die auf unserer jeweils individuellen Wahrnehmung basieren, stellt der Traum des Planeten unsere gemeinsamen Intentionen dar, wobei wir unseren Überzeugungen und Vereinbarungen erlauben, sich untereinander auszutauschen. Ist der Persönliche Traum harmonisch, dann besteht eine dauerhafte Chance, dass auch der Traum des Planeten von Harmonie geprägt ist.

Da Sie dieses Buch lesen, ist nicht anzunehmen, dass Sie in klösterlicher Abgeschiedenheit oder in einem Ashram leben oder allein weit oben auf einem Berg. Sie haben sich für ein Leben in der Welt entschieden und wollen dabei Freude haben. Einsamkeit kann ein großartiges Instrument der Heilung und der Verbundenheit mit sich selbst sein, aber letztlich ermöglichen es uns unsere Interaktionen mit anderen Menschen, ein gutes, aktives Leben zu führen. Wenn das Leben ein einziger Karneval ist, müssen Sie sich in den Reigen einreihen.

Aber wenn Sie sich auf den Traum einlassen, bedeutet dies, dass Sie vermutlich Vorlieben für bestimmte potenzielle Wege entwickeln werden – mit anderen Worten: Sie werden Bedürfnisse und Wünsche haben. Wenn Sie zu sehr an diesen Wünschen hängen und sie nicht erfüllt werden, ist das Resultat, dass Sie leiden. Es gibt auch noch Milliarden andere, die in das Kokreieren des Traums des Planeten eingebunden sind. Viele von ihnen haben Bedürfnisse und Wünsche, die sich von den Ihren unterscheiden. Ohne Respekt und Verständnis füreinander sind Dramen, Unstimmigkeiten und sogar Konflikte vorprogrammiert.

Dies wirft die Frage auf: Kann man ein aktives Leben führen, ohne allzu sehr den eigenen persönlichen Vorlieben verhaftet zu sein? Können Sie im Umgang mit anderen ruhig und ausgeglichen bleiben, wenn Sie mit ihnen zu tun haben, und diese sowie sich selbst mit dem Blick bedingungsloser Liebe betrachten, also bei dem Drama der Party außen vor bleiben? Nach meiner Erfahrung lautet die Antwort auf beide Fragen »Ja«, und genau das ist das Thema dieses Buches. Dieser Zustand kann durch den Vorgang der sogenannten Selbst-Meisterung erreicht werden.

Sie werden zu einem Meister bzw. einer Meisterin des Selbst, wenn Sie den Traum des Planeten und jeden, der darin vorkommt, mit einbeziehen können, und zwar, ohne dabei Ihr Authentisches Selbst aus dem Blick zu verlieren, wobei Sie sich stets bewusst sind, dass jede Wahl, die Sie treffen, Ihre eigene ist. Sie sind dann nicht länger in das Drama der Party verwickelt. Wenn Sie sich mit dem Traum des Planeten verbinden und dabei das Bewusstsein und die Erinnerung aufrechterhalten, dass es nur ein Traum ist, können Sie sich frei bewegen, losgelöst von den Ketten der Anhaftung und der Domestizierung.

Eine Anhaftung entsteht, wenn Sie etwas nehmen, das kein Teil von Ihnen ist, und es durch emotionale bzw. energetische Beteiligung zu einem Teil von Ihnen selbst machen. Wenn Sie im Traum des Planeten an etwas gebunden sind, leiden Sie, sooft der Gegenstand Ihrer Anhaftung bedroht ist, und dies ist wahr, ungeachtet dessen, ob die Bedrohung real oder fiktiv ist.

Die meisten Menschen hängen nicht nur an ihren Bedürfnissen und Wünschen hinsichtlich materieller Dinge, sondern sie hängen auch an ihren Glaubenssätzen, Überzeugungen und Ideen. Obwohl eine starke Bindung ganz natürlich in einem Augenblick entstehen kann, wird sie ungesund, wenn man die Fähigkeit verliert, sich nach Ablauf dieses Augenblicks oder dann, wenn der Glaubenssatz nicht mehr die Wahrheit reflektiert, davon zu lösen. In vielerlei Hinsicht ist die Anhaftung an Glaubenssätze weitaus destruktiver als jene an äußere Dinge, denn es ist viel schwieriger, Glaubenssätze und Überzeugungen wahrzunehmen und loszulassen.

Die Domestizierung ist das Kontrollsystem im Traum des Planeten; sie stellt die Art und Weise dar, wie wir an Bedingungen geknüpfte Liebe erlernen. Schon in sehr jungen Jahren werden wir entweder belohnt oder bestraft, wenn wir in dem Traum die Vorstellungen und Verhaltensweisen anderer übernehmen. Mit diesem System von Belohnung oder Bestrafung bzw. der Domestizierung wird unser Verhalten kontrolliert.

Das Ergebnis der Domestizierung besteht darin, dass viele von uns aufhören, sie selbst zu sein, und zwar im Austausch gegen die Vorstellung, wer wir sein sollten. Die Folge ist, dass wir ein Leben führen, das nicht unseres ist. Ein Merkmal von Meistern des Selbst ist es, zu lernen, unsere Domestizierung zu erkennen, sie loszulassen und unser wahres Selbst zurückzugewinnen.

Wenn Sie von einem Glaubenssatz oder einer Überzeugung derart domestiziert oder gebunden werden, dass Sie nicht loslassen können, verengen sich Ihre Optionen so sehr, bis jegliche Vorstellung von einer Wahlfreiheit nur noch eine Illusion ist. Sie werden jetzt von Ihren Glaubenssätzen definiert, und diese diktieren Ihre Wahl. Sie sind nicht länger der Meister oder die Meisterin Ihres eigenen Selbst, denn Ihre Domestizierung und Ihre Anhaftungen kontrollieren Sie. Folglich lassen Sie sich auf andere sowie auf sich selbst auf eine Weise ein, die nicht Ihrem höchsten Wohl dienlich ist. Sie haben sich zu dem Party-Drama gesellt, das jetzt Ihren Persönlichen Traum formt.

Der Traum des Planeten ist voller Fallgruben, um Sie wieder in das Drama der Party zu locken. Von einem Augenblick zum anderen können Sie in eine von ihnen hineingeraten. Wenn Sie die Wahl treffen, sich auf die Welt einzulassen, ist es praktisch unmöglich, allen Fallgruben aus dem Weg zu gehen. Falls Sie jedoch bemerken, dass Sie in eine geraten, ermöglicht Ihnen bereits der Akt des bloßen Erkennens, die Kontrolle zurückzugewinnen. Indem Sie gewiefter darin werden, die Fallgruben zu entdecken und Ihre eigenen unterschwelligen Emotionen und Überzeugungen besser zu verstehen, die sich für Sie überhaupt erst als Fallgruben erweisen, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie hineintappen, bei Weitem geringer. Und selbst wenn es Ihnen passieren sollte, können Sie, so schnell Sie wollen, all das loslassen, woran auch immer Sie sich gebunden fühlen. Es mag kontraintuitiv erscheinen, aber Sie entscheiden sich dafür, loszulassen, um die Kontrolle zu behalten. Dies ist Selbst-Meisterung in Aktion.