50 Sätze, die das Leben leichter machen

Inhaltsübersicht

Haben Sie ein Glück! Karin Kuschik geht endlich öffentlich – toll! Wie oft ich schon von dieser wundervollen Frau und ihrer Fähigkeit, andere zu transformieren, geschwärmt habe. Und wie oft ich sie beschworen habe, das doch bitte jedem zugänglich zu machen, denn bisher war dieses Privileg vor allem Unternehmen und Künstlern vorbehalten. Mit ihrem ersten Buch ändert sich das nun.

 

Seit mehr als fünfzehn Jahren berät mich Karin in Sachen Regie und Dramaturgie, bei Texten für meine Shows, Keynotes oder für meine Seminare; sie coacht mich in Bühnen- und Interviewpräsenz. Meist verlasse ich mich blind auf sie, denn sie hat diese besondere Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, und ist als Meisterin der Rhetorik den meisten immer einen Schritt voraus. In unserem Zusammenspiel bin ich nie nur beruflich, sondern auch als Mensch gewachsen, denn ein Treffen mit Karin ist auch immer ganz nebenbei ein Life-Coaching. So weiß ich heute genauer, was ich will, drücke mich klarer aus und wirke souveräner. Ähnliches konnte ich auch bei vielen ihrer anderen Klienten beobachten. Und jetzt also: Karin Kuschiks geballtes Wissen in einem Buch.

Dass Karin Analogien liebt, sich gern temporeich und bildhaft ausdrückt, wusste ich natürlich – allein deshalb schon höre ich ihr immer gerne zu. Dass sie dieses Talent nun auch als Autorin beweist, ist wunderbar und hat mir das Lesen zu einer wahren Freude gemacht.

Unterhaltsam auf den Punkt gebrachte, bereichernde Inhalte, deren Wahrhaftigkeit berühren und die für jeden von unschätzbarem Wert sein können. Es sind einfache Formeln, die funktionieren – was ich vollmundig versprechen kann, da ich einige davon seit Jahren praktiziere. Mir haben sie eine Menge Diskussionen erspart. Mit anderen und auch mit mir selbst.

 

«Use it or lose it» ist das Mantra meiner Hypnose-Seminare, denn unser Gehirn vergisst tatsächlich alles, was wir nicht regelmäßig wiederholen. Deshalb gefällt es mir, dass es in diesem Buch nicht darum geht, im stillen Kämmerlein zu üben, sondern direkt an der Front. Heißt: Wenn es passt, einfach mal einen Satz raushauen, auch wenn es Überwindung kostet. Belohnt werden Sie in jedem Fall mit einer außergewöhnlichen Erfahrung. Und genau darum geht es natürlich in der Persönlichkeitsentwicklung: neue Erfahrungen machen.

In der Hypnose ist das ebenso. Je außergewöhnlicher die Erfahrung, je magischer das Erlebnis, desto schneller entwickeln wir uns weiter. Als Magier und Hypnotiseur weiß ich in besonderem Maße um die Macht der Sprache. Kraftvolle Worte können neue Gedanken, neue Muster und

Da Karin gerne achtsam mit der Zeit ihrer Mitmenschen umgeht, verzichtet sie auf das «Aufpumpen» der Inhalte, eine wohltuende Seltenheit bei Sachbüchern. Stattdessen gibt es kompakte, überzeugende Botschaften, verpackt in kurzweilige Alltagsgeschichten. Sie werden merken: Kaum haben Sie ein Kapitel zu Ende gelesen, fangen Sie schon mit dem nächsten an, auch wenn es bereits nach Mitternacht ist. Dieses Buch hat Serien-Suchtcharakter.

 

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen. Freuen Sie sich auf 50 Zauberformeln, die Ihr Leben leichter machen.

 

Ihr Thimon von Berlepsch

Dieses Buch kann Ihnen Zeit sparen. Zeit, die sonst womöglich für Missverständnisse, Rechthaberei oder Selbstgespräche draufgehen würde. In jedem Fall für etliche Umwege, die oft direkt ins Drama führen. Es enthält kleine Sätze mit großer Wirkung. Aussagen, die Ihr Leben leichter machen können, denn jeder Tipp ist eine Einladung zu mehr Ehrlichkeit, Klarheit, eindeutiger Selbstführung und zu noch mehr Authentizität.

Wenn Sie auch nur fünf der fünfzig Tipps in Ihren aktiven Wortschatz übernehmen, verändern Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit Ihr Leben, in der Außenwirkung und auch innerlich – ist ja auch schön, vor sich selbst gut dazustehen.

Manche der Vorschläge mögen befreiend radikal klingen, einige bestimmt auch unspektakulär oder regelrecht banal. Das ist volle Absicht, denn genau darum geht es hier. Denken Sie ruhig, dass Sie das mit links schaffen, das ist genau mein Ziel. Ihr Leben soll ja leichter sein.

Gerade neulich hat sich eine Klientin mit einer der simpelsten und kürzesten Aussagen dieses Buches bei einem Familienfest zum ersten Mal so richtig durchgesetzt – zur Verblüffung aller Anwesenden. Der Kommentar, der das möglich machte, heißt schlicht und einfach «Wie gesagt».

 

Wenn Sie sich für Klarheit, Abgrenzung und Wertschätzung interessieren, ist dieses Buch besonders hilfreich, denn in all den Jahren als Coach habe ich gelernt, dass fast jedes Thema seine Wurzeln genau hier hat. Egal, mit welchen Anliegen Klienten auf mich zukamen, am Ende ging es immer um eines dieser Themen oder gleich um alle drei. Entsprechend weisen auch alle Geschichten des Buchs genau in diese Richtung: Es geht immer um Selbstführung. Denn wer sich für Persönlichkeitsentwicklung interessiert, entscheidet sich bewusst oder unbewusst auch automatisch für das Thema Führung. Wie ich Mitarbeiter führe, meine Beziehungen, meine Ehe, wie ich ein Gespräch führe oder eben auch mich selbst. Selbstführung, da bin ich sicher, ist die Voraussetzung für weniger Ego und mehr Ich und damit eben auch ein Garant für dieses großartige, feine, ganz anlassfreie Glücksgefühl namens Souveränität.

Sie können die Sätze in eine Unterhaltung einbringen, damit einen Streit verhindern oder sie als Botschaft nach innen senden. So mancher Satz entfaltet tatsächlich als Selbstgespräch die größte Wirkung und kann ein Reminder sein, der Sie daran erinnert, worum es wirklich geht.

 

Da ich es so überflüssig wie schade finde, dass die meisten von uns Wissensriesen und Umsetzungszwerge sind,

 

«Das war ja einfach – es hat tatsächlich ganz leicht funktioniert!» ist für mich das schönste Lob. Genau so soll es sein. Deshalb gebe ich im Kapitel «Appell» auch praktische Umsetzungstipps, mit denen Sie es schaffen, alles, was Sie erinnern wollen, auch dauerhaft parat zu haben. Denn dieses wunderbar beruhigende Gefühl, das entsteht, wenn sich Souveränität in uns ausbreitet, können wir erst erleben, wenn wir wirklich sattelfest sind. Wenn wir uns einen Fundus an verlässlichen Ausdrucksmöglichkeiten zugelegt haben, auf den wir immer Zugriff haben.

 

Weil ich Storytelling liebe und Beispiele sowieso, tauche ich in jedem Kapitel in wahre Geschichten ein, die davon erzählen, wie ein Satz entstanden ist, in welcher Situation er Gold wert war oder wem er das Leben leicht gemacht hat. Alle Geschichten in diesem Buch stimmen also – und auch wieder nicht, denn die Namen sind frei erfunden, auch Städte, Branchen und Orte habe ich kreuz und quer getauscht. So ist ein wilder Mix entstanden, in dem sich selbst die Beteiligten nicht mehr wiedererkennen dürften. Vertraulichkeit ist Ehrensache.

 

Vielleicht wundern Sie sich, wieso ich schon bei den Kapitelüberschriften in der Anrede ständig hin- und herspringe. Eben noch ein Du, dann wieder alles formell – wirkt erst

Das Buch ist übrigens so angelegt, dass Sie völlig frei sind, wie Sie es lesen wollen. Es ist nicht chronologisch aufgebaut. Jedes Kapitel ist in sich abgeschlossen, Sie können sich also austoben und darin herumspringen, linear gleiten, zurückhüpfen, vorspulen, alles möglich. Manche sehen vielleicht zuerst in der Übersicht nach, welcher Satz sie am meisten anspricht, andere verstehen das Getue nicht und machen, was sie immer tun: vorne anfangen und hinten aufhören, ist immerhin ein Buch. Weil es für mich aber eben auch eine Schatztruhe ist, die für bestimmte Situationen konkrete Lösungen anbietet, finde ich es wichtig, dass Sie wissen: Sie können auch ganz selektiv vorgehen und erst mal nur dieses eine Kapitel, das für die Besprechung morgen verheißungsvoll klingt, rauspicken und direkt umsetzen. Oder Sie lassen den Zufall entscheiden, schlagen es irgendwo auf und lesen los. Im Zeitalter des Fingerfoods serviere ich hier Häppchen. Jedes Häppchen unter zehn Minuten. Wie immer Sie vorgehen wollen: Viel Spaß dabei!

 

Noch unbedingt ein paar Gedanken zum Thema Sprachstil. Für mich ist es wichtig, im Fluss zu schreiben. Ich lese auch am liebsten Bücher, die einen gewissen Schwung

Wer mich ärgert, bestimme immer noch ich

Es geht hoch her im Dachgeschoss eines Berliner Tonstudios. Der Manager einer bekannten Schlagersängerin schreit den Musikproduzenten an, der bellt zurück, und das Schlagersternchen steht mittendrin, nuckelt an einem Latte macchiato und bläst Rauchkreise in die Luft. Ich bin als Textdichterin mit von der Partie, und als ich beeindruckt frage, wie sie es schafft, in dem Chaos die Ruhe zu bewahren, lächelt sie nur unbeteiligt und zuckt mit den Achseln: «Wer mich ärgert, bestimme immer noch ich!» Alle Achtung. Hätte ich ihr so nicht zugetraut. Was für ein großartiger Satz. «Och, wer mich ärgert, bestimme immer noch ich?!» Klar, dass ich diesen Satz sofort in mein Repertoire mit aufnehme. Sowohl mir wie auch Hunderten Klienten hat er seitdem das Leben etliche Male ganz wunderbar erleichtert.

 

«Das Ärgerliche am Ärger ist, dass man sich selbst schadet, ohne anderen zu nutzen», soll Kurt Tucholsky mal gesagt haben. Gefällt mir gut, denn Ärger ist tatsächlich ein durchweg sinnloses Gefühl, das zu nichts führt, außer zu noch mehr Ärger. Genauso wie Freude Freude anzieht und Zweifel neue Zweifel heraufbeschwören, ernährt sich Ärger eben von Ärger. Es macht daher keinen Sinn, sich

Tatsache ist, dass Wissen oder Einsicht höchst selten zu einer Verhaltensänderung führen, denn die ist immer das Ergebnis einer neuen Einstellung. Genau deshalb hat mein erster Satz für Sie auch so viel Kraft. Weil er eben kein Rhetorik-Tool ist, sondern eine Einstellung, eine Haltung ausdrückt. Und wie gelingt uns die? Wenn uns das, was wir rational verstehen, auch emotional berührt. Wenn uns etwas aufrüttelt und dadurch das Gefühl auslöst, dass wir ab jetzt unbedingt etwas Neues erleben wollen. Nur wenn unsere Motivation groß genug ist, fassen wir plötzlich einen Entschluss, und ab dann wird tatsächlich vieles leichter.

 

Ich bin in Frankfurt am Main aufgewachsen, also mit dem typisch hessischen Mantra vertraut: «Bevor ich mich aufrege, ist es mir lieber egal.» Eine sehr förderliche Grundhaltung, denn sie drückt neben dem offensichtlichen Hang zur Gemütlichkeit vor allem eins aus: Selbstbestimmung. In der Konsequenz bedeutet das, dass wir mit dieser Grundhaltung Probleme zwar durchaus ernst nehmen, aber eben nicht so ernst, dass wir deshalb die Macht über die eigenen Gefühle an andere abgeben würden. Wieso sollten wir das auch tun, zudem an jemanden, der uns obendrein noch nervt? Und wieso sollten Sie wollen, dass ein anderer

All das macht keinen Sinn, verdirbt die Stimmung und stiehlt uns definitiv Lebenszeit, dennoch geschieht es millionenfach. Machen wir uns ruhig die Dimension bewusst: Mit der Energie, die Menschen weltweit täglich darauf verwenden, sich über andere aufzuregen, könnten wir vermutlich dauerhaft ganze Städte beleuchten. Es ist nun einmal so, dass jede Angelegenheit doppelt so anstrengend wird, wenn wir uns über sie ärgern, und dreimal so lästig, wenn wir uns darüber ärgern, dass wir uns ärgern. Lassen wir zumindest hausgemachte Reaktionen doch bitte einfach sein.

 

Und wie soll das gelingen? Ist vielleicht doch alles eher Typ-Frage? Zum Glück nicht. Aufregung und Ärger sind ein Unterlassungsthema, eine Frage der fehlenden Entscheidung. Gerade wenn Sie jemand sind, der gerne selbstbestimmt handelt, dem Freiheit und Verantwortung wichtig sind, wird die Überschrift dieses Kapitels für Sie Gold wert sein und auch leichter umsetzbar, als Sie im Moment vielleicht noch glauben. Machen Sie sich einfach klar, dass es eine Illusion ist, Umstände könnten dafür verantwortlich sein, wie Sie sich gerade fühlen. In Wirklichkeit liegt und lag es immer schon an Ihrer ganz persönlichen Art, mit der Sie auf die Umstände reagieren. Wenn Sie sich fest vornehmen, dass Sie ab jetzt selbst bestimmen wollen, wer und was Sie ärgern darf, ist das ein großartiger erster Schritt.

Schließen Sie ruhig einen Pakt mit sich, damit das neue

Im Grunde ist es aber fast egal, was Sie sagen. Wirklich. Nach meiner Überzeugung geht es nie um die nächste Superformulierung, auch wenn die meisten Klienten erst mal eisern an dieser These festhalten. Ich habe es immer so erlebt, dass erfolgreiche Deeskalation an der Haltung liegt, die wir in uns abrufen, bevor wir reagieren. Wenn die stimmt – sagen wir mal: «Ich bleibe jetzt bei mir» –, ist es völlig egal, wie finessenreich oder schlicht wir uns ausdrücken. Sie könnten dann genauso gut auch gar nichts sagen. Erlauben wir aber der Aufregung, im Fokus zu stehen, wird auch die versierteste Formulierung keine gute Lösung bringen.

 

WAS IHNEN DIESER SATZ SCHENKT?
SOUVERÄNITÄT. EIN GUTES GEWISSEN. ZEIT.

Ich mache das nicht gegen dich, ich mache das für mich

Katja ist sauer. Sie feuert ihre Tasche auf den gelben Stuhl neben sich und fällt gleich mit der Tür ins Haus: «Ich muss jetzt was loswerden. Von gestern Abend», und los geht’s. Sie erzählt, wie sie nach einem dichten, intensiven Tag ausgepowert nach Hause kam, und alles, wonach sie sich seit Stunden gesehnt hatte, war ein ausgedehntes heißes Bad. Dumm nur, dass sich ihr Freund gerade an diesem Abend dazu aufgerafft hat, Kinokarten zu besorgen. Das macht Tom sonst nie, worüber sie sich oft genug beschwert hat. Heikle Situation.

Katja, wild entschlossen und entsprechend zielorientiert: «Das ist ja superschade, genau heute will ich einfach nur ein heißes Bad. Bei mir geht heute gar nichts mehr.»

Tom: «Was? Das kannst du doch jeden Tag haben! Ich hab die Karten schon bezahlt!» Gibt es ja wohl nicht, dass sie jetzt ernsthaft Wasser einlässt. Er folgt ihr ins Badezimmer, wo Katja gerade eine riesige Ladung blaues Salz in die Wanne kippt.

Katja: «Ja toll, jetzt machst du, dass ich mich schlecht fühle!», schreit sie gegen das Wasser an und merkt, wie ihr selbst welches in die Augen schießt.

Tom: «Ich? Wer hat denn wem gerade den Abend

 

Vielleicht kennen Sie diese Anschuldigungen: «Wenn du so bist, geht es mir richtig mies» oder «Deinetwegen ist mir jetzt schlecht». Klar, in dem Moment der Eskalation glauben wir das vermutlich wirklich – wer fühlt, hat recht. Aber später, mit kühlem Kopf, müssten wir eigentlich wissen, dass das wohl schlecht möglich sein kann. Denn wie genau sollte ein anderer tatsächlich bewirken können, dass wir uns schlecht fühlen? Haben wir da nicht ein Wörtchen mitzureden? Im Grunde sogar alles? Stellen wir unsere Gefühle nicht immer selbst her?

Klingt nach Suggestivfragen, sind auch welche. Denn als Coach bin ich natürlich überzeugt davon, dass wir immer selbst entscheiden, wie es uns geht – quasi Berufspflicht. Sehen Sie das ähnlich, oder winden Sie sich an der Stelle ein bisschen? Was wir glauben können, hängt sehr von unserer Stresstoleranz ab, von unseren Erfahrungen, die natürlich unser Weltbild bestimmen, und auch vom Entwicklungsstand unseres Selbstwertgefühls. Bei der Gelegenheit noch mal ein großes Dankeschön in Richtung Schlagerbranche: «Wer mich ärgert, bestimme immer noch ich», dieser Satz passt hier ja auch ganz gut.

 

Für den Badewannen-Kino-Abend möchte ich dennoch einen anderen vorschlagen. Ähnlich effektiv und deutlich analytischer: «Ich mache das nicht gegen dich. Ich mache es für mich.» Wichtige Trennung. Damit können Sie eine saubere Grenze ziehen zwischen sich und anderen. Eine

«Willst du mit ins Kino?» «Ich möchte lieber zu Hause bleiben.» «Jetzt hast du mir den Abend versaut!» Dieser kurze Schlagabtausch ist nur eine Möglichkeit, den Abend zu erleben. Mal eine Alternative: «Hast du Lust auf Kino?» Dann Katja: «Wie schade, das passt heute überhaupt nicht für mich. Bin total durch und hab mich schon den ganzen Tag auf die Badewanne gefreut.» Und Tom: «Na toll, wenn ich einmal Karten kaufe. Hab ich nämlich.» Katja: «Das ist ja jetzt richtig blöd. Tut mir wirklich leid. Für mich ist es trotzdem gerade das absolut Richtige. Danke für die schöne Absicht.» Dann Tom: «Willst du mir das jetzt echt antun?» Und Katja: «Wieso antun? Ich mache das nicht gegen dich. Ich mache es für mich. Ist ein Riesenunterschied.»

So hätte es auch laufen können. Und wenn sich Tom danach unbedingt weiterhin angegriffen fühlen will – na gut, dann ist das eben so. Aufregung ist freiwillig. Dennoch könnte seine Freundin nach der Unterhaltung ein gutes Gewissen haben. Das ist eben auch freiwillig.

 

«Ich mache das nicht gegen dich, ich mache es für mich», ist ein Satz, den ich Menschen auf beiden Seiten der Aussage empfehlen möchte: denjenigen, die ihn in Zukunft sagen wollen, um sich entspannt abzugrenzen, und auch allen, die lernen dürfen, eine Aussage mal so zu hören. Denn meine Erfahrung ist: Gerade für Menschen, die bisher die Neigung hatten, Dinge schnell auf sich zu beziehen, ist die Idee, dass ein Satz tatsächlich einmal nicht gegen sie gemeint sein könnte, besonders wertvoll.

Wenn Sie sich von diesen Gedanken angesprochen fühlen und merken, dass hier ein bisschen Energie festsitzt, die Sie lieber zur freien Verfügung hätten, können Sie auch direkt zu Satz 17 oder 42 springen. Auch hier geht es um die Kunst, sich leichter abgrenzen zu können. «Ich glaube, das ist dein Thema», und «Das nehme ich mal lieber nicht persönlich». Beide Sätze können ähnlich befreiend wirken wie der, auf den Katja seit diesem Abend im Bad tatsächlich immer wieder mal erfolgreich zurückgegriffen hat.

 

Und wenn es andersrum läuft und Sie sich einmal angegriffen fühlen? Dann stellen Sie sich einfach vor, Ihr Gegenüber hätte gerade erklärt, dass seine Entscheidung gar nichts

WAS IHNEN DIESER SATZ SCHENKT?

KLARHEIT. VERSTÄNDNIS. HARMONIE.

Entschuldigung

Was wäre das Leben leicht, wenn jeder in der eigenen Sprache die drei wichtigsten Wörter draufhätte, die in jedem Reiseführer gleich hinter Guten Tag im Anhang stehen: Danke. Bitte. Entschuldigung. Selbst absolute Fremdsprachenmuffel schaffen sich diese drei Begriffe während ihres Urlaubs meistens drauf. Aber in der eigenen Sprache? Da scheinen sie im Alltag öfter mal zu fehlen.

 

Neulich im Lebensmittelladen. Ein Mann, der seinen Einkaufswagen Richtung Kasse schiebt und dabei einen Zettel liest, fährt so richtig schön mit Schwung in die Achillesferse einer Frau, die vor ihm in der Schlange steht. Sie jault auf, er reißt erschrocken den Wagen zurück. Sie hält sich die Wade, und er sagt entrüstet: «Ja, was? Ich hab meine Lesebrille auf!» Einkaufen ist verhaltenspsychologisch ziemlich interessant.

Im selben Laden werde ich kurz vor dem Automaten für die Flaschenrückgabe Zeugin einer Aussage, die ich schon öfter mal verblüfft gehört habe – Sie vielleicht ja auch. Eine Frau, die sich offenbar gerade umentscheidet, geht ein paar Schritte rückwärts und läuft dabei in eine andere hinein. Sie: «Huch?» Die andere: «Passen Sie doch auf!»

Wieso ist der Impuls, sich rechtfertigen zu wollen, eigentlich größer als das Bedürfnis, sich zu entschuldigen? Sollte es nicht umgekehrt sein? Eine Entschuldigung scheint jedenfalls kein angeborener, urmenschlicher Reflex zu sein. Nicht bei jedem ist diese Ausdrucksmöglichkeit als Erstimpuls überhaupt angelegt, fiel mir neulich auf. Für manche von uns ist die Vorstellung sogar schlicht abwegig. Hängt sicher auch davon ab, welche Erfahrungen wir als Kind damit gemacht haben.

«Du gehst jetzt sofort da hin und entschuldigst dich bei dem Jungen! So was macht man nicht. Jetzt gebt euch die Hände!», herrschte neulich eine Mutter ihren Knirps auf dem Spielplatz an. Und als sich ihr vermutlich vier Jahre alter Sohn dann irgendwann mit dem Blick Richtung Boden dazu überwindet, folgt gleich der nächste Appell: «Guckt euch jetzt an, und du meinst es bitte auch so! Wie heißt das Zauberwort?» Tja, so kann Erziehung eben auch sein, denke ich, Eintrichtern statt Einsicht – und plötzlich finde ich es gar nicht mehr so merkwürdig, dass der Mann mit der Lesebrille versäumt hat, mal charmant nachzuhaken: «Oh Entschuldigung! Hat es sehr wehgetan? Tut mir wirklich leid.»

Schon klar, man kann eine Sprache nur sprechen, wenn man sie auch irgendwann gelernt hat. Trotzdem fand ich es

 

Wenn Sie zu den Menschen gehören, denen es schwerfällt, sich zu entschuldigen, motiviert es Sie vielleicht, sich klarzumachen, dass Ihre Entschuldigung für Sie selbst der größte Gewinn sein kann. Wir ent-schuldigen uns immerhin im wahrsten Sinne, nehmen also eine Schuld, die wir vermutlich als Last empfinden, wieder runter von unseren Schultern. Das erleichtert natürlich. Spitzfindige werfen jetzt vermutlich ein, dass es gar nicht möglich ist, sich zu entschuldigen; das vermag nur ein anderer für uns zu tun. Wir selbst können höchstens um Verzeihung bitten. Stimmt natürlich. Trotzdem ist «Entschuldigung» im Sprachgebrauch der meisten Menschen vorhanden, bleiben wir also ruhig dabei. Denn völlig egal, ob Sie der Entschuldigungs-Typ oder die Kannst-du-mir-verzeihen-Frau sind, es befreit doch beides gleichermaßen. Wir zeigen damit Einsicht, drücken unser Bedauern aus oder auch den Willen zum Geradezurücken. Sagen wir’s doch einfach öfter mal, und nehmen wir es umgekehrt auch bitte an, wenn sich jemand bei uns entschuldigt, anstatt es mit

Manche schlagen für eine Entschuldigung recht komplizierte Wege ein. Sie lassen lieber Blumen sprechen oder kaufen teuren Schmuck. Ein rausgepresstes «Wegen gestern» muss dann auf der Sprachebene genügen. Besser als nichts natürlich, und so ein Schmuckstück kann auch milde stimmen, klar. Es ändert aber nichts daran, dass der ehrliche Blick in den Spiegel dem Schenker deutlich leichter fallen würde, wenn er sich dazu überwinden könnte, auch die passenden Worte zu finden.

Eine Klientin von mir, sagen wir mal Ute, hat diese Entschuldigungsgeschenke jahrelang erlebt. «Wegen gestern» wäre für ihren Mann allerdings fast schon eine Offenbarung gewesen. So groß fiel sein Eingeständnis dann doch selten aus. Nach einem Ausraster hat er stattdessen meist gemurmelt: «Du weißt ja, wofür …» Ist natürlich auch eine Art. Irgendwann war Ute dann weg. Für immer. Ausgezogen über Nacht. Die Ketten, Armbänder und Ringe hat sie beim Auszug alle dagelassen.

 

Nun wollen wir nicht unbedingt gleich ausziehen, weil unser Partner nicht über seinen Schatten springen kann. Was also tun in diesen Momenten, in denen wir eine Ungerechtigkeit erleben, uns verletzt fühlen und auf eine Entschuldigung hoffen, die andere partout nicht liefern wollen? So was passiert ja schnell, wenn zum Beispiel die Einsicht fehlt oder die eigene Sturheit im Weg steht oder der Drang zur Rechthaberei größer ist als der Mut, etwas zuzugeben. Es treibt so manchen in den Wahnsinn,

Meine Idee ist: Lassen Sie den folgenden Satz einfach mal tief in Ihr System sinken. Für mich hat er eine Kraft, die unsere fordernde Erwartungshaltung ganz augenblicklich besänftigen kann: «Das Leben wird leichter, wenn wir eine Entschuldigung akzeptieren, die wir nie bekommen haben.»

WAS IHNEN DIESES WORT SCHENKT?

ERLEICHTERUNG. KLARHEIT. EIN GUTES GEWISSEN.

Das möchte ich dir lieber nicht versprechen

Der Blick über den Berliner Abendhimmel ist atemberaubend. Illuminierte Kuppeln, Gründerzeitvillen, Kirchtürme, coole Dachgärten. In einem letzten Hauch von Abendrot das Hochhaus am Alex. Und genau vor mir, riesengroß und völlig surreal, klebt strahlend hell der Fernsehturm vor bodenlangen Fenstern. Ein Panorama wie auf einer gigantischen Fototapete. Was ist das bitte für eine Wohnung? Wo bin ich hier gelandet?

«Wie schön, dass du da bist, mögen die Spiele beginnen!», flötet David quer durch den Raum, und sein neuer Schwarm Julian drückt mir ein Glas Champagner in die Hand. «Toll, dich endlich kennenzulernen!» Bussi links, Bussi rechts, ein kurzer Touch aufs Smartphone noch, und schon schwebt der unverkennbar elegische Sound von Cigarettes After Sex aus den Boxen. «Sag mal, kommt Schöner Wohnen gleich vorbei? Ist ja irre hier», sage ich zu David, der in einer unfassbar geschmackvollen Designerküche hantiert, die nahtlos in einen Traum von Wohnzimmer übergeht. «Schlossführung?», fragt Julian, dem die Wohnung gehört. Das wird ein guter Abend.

Nach kurzweiligen und tiefgründigen Gesprächen mit mir meist unbekannten Menschen und mitten in die ausgelassene After-Dinner-Stimmung hinein dann die

 

«Sage nicht Ja, wenn du Nein sagen willst», hing mal jahrelang im Flur einer Freundin. Irgendwann war das Schild weg, und plötzlich höre ich ganz unbekannte Töne von Sandra: «Das möchte ich dir lieber nicht versprechen, Karin. Lasse ich mir noch offen.» Hallo? Sandra war bisher bekannt dafür, rasend schnell Zusagen zu machen, an die sie sich später nicht mehr erinnern kann. Und jetzt also: «Das möchte ich dir lieber nicht versprechen»? Eindeutig Premiere in unserer Freundschaft und ein großer Gewinn für mich, denn als Verfechterin der Worte nehme ich von jeher alles für bare Münze, was zwangsläufig in Enttäuschungen mündet, wenn sich wieder einmal herausstellt, dass etwas, das für mich in Stein gemeißelt ist, für andere pure Spielmasse war. Dass «Ja» für einige Menschen tatsächlich «Nein» bedeutet oder mit «Ich weiß nicht» übersetzt werden kann, kam mir lange gar nicht in den Sinn. Es hat gedauert, bis ich widerwillig akzeptieren konnte, dass das, was ich bei unzuverlässigen Menschen als sprunghaft oder leichtmatrosig

Wenn Sie dieses Phänomen von sich selbst kennen und loswerden möchten, ist es vielleicht eine gute Idee, wenn Sie statt einer gedankenlosen Zusage einen weniger verfänglichen Satz in Erwägung ziehen. Zum Beispiel: «Das möchte ich dir lieber nicht versprechen.» Gerade Menschen, die zwar entscheidungsfreudig klingen, nach eigenem Empfinden aber unverbindlich durch ihre Unterhaltungen tänzeln, finden dieses Statement oft sehr hilfreich. Denn mit jeder Unterlassung dieser kleinen Aussage steigt die Chance, dass sie sich und anderen ein Problem erschaffen.

Seien wir uns lieber darüber bewusst, was wir anderen versprechen wollen und was besser nicht. Denn wer weiß schon, wie genau jemand hört, was wir sagen? Wissen Sie immer genau, wer Ihre Worte auf die Goldwaage legt, wem Ihre Zusage nur mal laut gedacht erscheint und wer die Vereinbarung morgen schon vergessen hat? Zu viele nette Gespräche sind an einem «Das habe ich doch nur so gesagt!» gescheitert, und so mancher hat sich damit schon den Tag, den Abend, den Urlaub ruiniert.

 

«Mehr Verständnis fürs Missverständnis» habe ich mal einen Business-Workshop genannt. Ein Seminar voller Aha-Momente, auch für mich. Denn es stellte sich überraschend schnell heraus: Das Thema Vereinbarungen ist ein

Das Schlüsselwort heißt hier in vielen Fällen Überforderung. Denn gerade High Performer wollen zu Hause endlich mal ihre Ruhe haben. Hier wollen sie auftanken, sich gehen lassen und einmal nicht

 

«Das möchte ich dir lieber nicht versprechen» in der Hinterhand zu haben, ist absolut empfehlenswert. Wir verhindern damit Auseinandersetzungen, holprige Umwege und jede Menge Enttäuschungen.

WAS IHNEN DIESER SATZ SCHENKT?

HARMONIE. KLARHEIT. SEHR VIEL ZEIT.