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Impressum

© eBook: 2022 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2021 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

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Projektleitung: Nadine Widl

Lektorat: Karin Kerber

Bildredaktion: Nele Schneidewind

Covergestaltung: Getty Images, Shutterstock

eBook-Herstellung: Behzad Terrah

ISBN 978-3-8338-8247-0

1. Auflage 2022

Bildnachweis

Fotos: Getty Images; Adobe Stock; Renate Forster/www.renateforster.de; Getty Images; GU-Archiv/Mona Binner; GU-Archiv/Eising Studio; GU-Archiv/Food Art Factory; GU-Archiv/Grossmann, Schürle; GU-Archiv/Julia Hoersch; GU-Archiv/Silvio Knezevic; GU-Archiv/Coco Lang; GU-Archiv/Wolfgang Schardt; GU-Archiv/Nicky Walsh; GU-Archiv/Alexander Walter; GU-Archiv/Jankovic, Rogge; iStockphoto; Mauritius Images; Seasons Agency; Shutterstock; Stocksy;

Syndication: www.seasons.agency

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Wichtiger Hinweis

Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung der Verfasser dar. Sie wurden von den Verfassern nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für persönlichen kompetenten medizinischen Rat. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen auch weiterhin selbst verantwortlich. Weder Autoren noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

SCHEINFASTEN …

… kurbelt die Zellverjüngung (Autophagie) an

… aktiviert die Selbstheilungskräfte des Körpers

… lässt die Pfunde purzeln

… senkt Blutdruck, Gesamtcholesterin und Nüchternblutzucker

… versorgt Sie trotz Kalorienrestriktion mit den nötigen Nährstoffen

… hält beim Fasten den Stoffwechsel aufrecht

… führt zu keinem Verlust an Muskelmasse

»Scheinfasten basiert auf jahrzehntelanger Forschung über den Zusammenhang von Kalorienrestriktion und Altern.« (Prof. Dr. med. Bernd Kleine-Gunk)

Prof. Dr. med. Bernd Kleine-Gunk

ist Arzt für Gynäkologie am Metropol Medical Center in Nürnberg, Ernährungsmediziner sowie Präsident der Deutschen Gesellschaft für Anti-Aging-Medizin (GSAAM). Er ist Autor und Herausgeber des ersten deutschen Fachbuchs für Anti-Aging-Medizin. Für den Gräfe und Unzer Verlag hat Bernd Kleine-Gunk unter anderem die erfolgreichen Ratgeber »Abnehmen mit Sirtfood« und »15 Jahre länger leben« geschrieben.

Bernhard Hobelsberger

schreibt als Redakteur für die Zeitschrift »Focus Gesundheit«. Er hat an der Burda-Journalistenschule volontiert und an der Fernuniversität in Hagen Soziologie studiert. Bevor er zum Gesundheitsjournalismus wechselte, arbeitete Bernhard Hobelsberger einige Jahre als Lokalreporter und als Reiseredakteur. Für den Gräfe und Unzer Verlag hat er als Co-Autor bereits drei Ratgeber aus der »Dr. Food«-Reihe verfasst.

EIN WORT VORAB

Scheinfasten – das neue Ernährungskonzept aus den USA verspricht etwas, was eigentlich unmöglich klingt. Es versetzt den Organismus in den Fastenmodus, obwohl man regelmäßig Mahlzeiten zu sich nimmt. Wer auf Fasting Mimicking Diet (FMD) geht, wie die Kur im Original heißt, genießt die gesundheitlichen Vorzüge, die mit einer Kalorienrestriktion verbunden sind: Der Körper verliert Pfunde, die Regeneration des Zellsystems beschleunigt sich, Selbstheilungsprozesse kommen in Gang. Dennoch ist es nicht nötig, streng auf feste Nahrung zu verzichten.

Das Geheimnis dieses Essplans, der von dem renommierten US-Wissenschaftler Prof. Valter Longo entwickelt wurde, beruht auf einem in klinischen Studien erprobten, speziellen Nährstoffmix. Die fünftägige Scheinfasten-Kur ist arm an Zucker und Proteinen, erlaubt aber in Maßen gesunde Fette sowie komplexe Kohlenhydrate mit niedriger glykämischer Last.

Obwohl die tägliche Energiezufuhr auf 800 bis maximal 1100 Kilokalorien beschränkt ist, sorgen die leckeren Rezepte mit Zutaten wie grünem Gemüse, Pilzen, Oliven oder Nüssen für Sättigung und Wohlgefühl.

Die Fasting Mimicking Diet bietet also ein alltagspraktisches Fasten ohne Hungerstress. Deshalb kann sie theoretisch bis zu zwölfmal im Jahr ausgeführt werden. Zwischen den einzelnen Scheinfasten-Zyklen setzt dieser Ratgeber auf eine vollwertige Ernährung, bei der reichlich gesundes Sirtfood auf den Teller kommt – diese pflanzlichen Lebensmittel besitzen die Fähigkeit, im Organismus das Schutzenzym Sirtuin zu aktivieren. Scheinfasten plus Sirtfood: ein Duo, das Anti-Aging-Erfolge garantiert!

Wir wünschen Ihnen eine genussvolle Scheinfasten-Zeit!

DIE HEILKRAFT DES HUNGERNS

Ist der Magen leer, schalten die Körperzellen auf Verjüngungsmodus. Das mobilisiert Energiereserven und hilft uns, Krankheiten abzuwehren.

FASTEN HÄLT GESUND UND JUNG

Es kommt nicht oft vor, dass sich wirklich alle Experten einig sind. Doch wenn es um die ideale Portionsgröße auf dem Teller geht, raten Gerontologen, Hormonspezialisten, Naturheilmediziner oder Ernährungswissenschaftler einstimmig – iss weniger! Tausende von wissenschaftlichen Fachartikeln aus den vergangenen Jahrzehnten bestätigen, dass eine zeitweilige, freiwillige Begrenzung der Nahrungsaufnahme dabei hilft, länger jung zu bleiben. Ohnehin begleitet Fasten die Menschheit schon lange: zunächst unfreiwillig als Ergebnis von Jagdpech und Missernten, später auch als religiöser Ritus oder als von der griechischen Antike inspirierte Methode der Mäßigung. In der tafelfreudigen Renaissance wurde das Prinzip der zeitweisen Kalorienreduktion im vermutlich ersten Selbsthilferatgeber der Weltgeschichte verewigt. Luigi Cornaro, der Autor des 1558 erschienenen Werks »Discorsi della vita sobria« (»Über das maßvolle Leben«), hatte seine Gesundheit als erfolgreicher Unternehmer in Padua mit reichlich Wein und üppigem Essen über die Maßen strapaziert. Schon mit Ende dreißig litt er an Fettleibigkeit, Gicht, Koliken und Diabetes. Das brachte den Kaufmann zu dem Entschluss, sich eine extrem kalorienarme Diät zu verordnen: Gerade mal zwölf Unzen Nahrung täglich – etwa 340 Gramm – gönnte er sich, außerdem zwei Gläser Wein. Die Schmalkost wirkte. Luigi Cornora tauschte Volumen gegen Vitalität und erlebte das hohe Alter von 98 Jahren. Mit 81 schrieb er seinen Fastenleitfaden, der zu einem Bestseller werden sollte.

WENIGER ESSEN FÜR EIN LÄNGERES LEBEN

Einer der ersten Forscher, der die Kalorienrestriktion wissenschaftlich unter die Lupe nahm, war der Biochemiker Clive McCay von der Cornell Universität in Ithaca, US-Bundesstaat New York. Bereits in den 1930er-Jahren berichtete er, dass Laborratten, die ein Drittel weniger Futter erhielten, um bis zu 50 Prozent länger lebten. Dieser Versuch wurde seitdem mit unterschiedlichen Spezies wiederholt, vom Fadenwurm bis zum Rhesusaffen. Das Ergebnis bestätigte sich ein ums andere Mal: Weniger essen heißt länger leben. Und gesünder: Beim Menschen ist eine reduzierte Energieaufnahme in der Lage, Nüchternblutzucker, Blutdruck, LDL-Cholesterin und Triglyzeride zu senken sowie HDL-Cholesterin und Insulinsensibilität zu verbessern. Auch DNA-Schäden lassen sich vermindern.

Verlangsamte Zellteilung und Autophagie

Mittlerweile steht auch fest, welche biochemischen Abläufe hinter dem Verjüngungseffekt stecken. Der Nahrungsentzug versetzt die Körperzellen in ein Lebensverlängerungsprogramm. Sie teilen sich langsamer, alte oder defekte Proteine und kaputte Zellteile werden abgebaut – ein Vorgang, den Experten als Autophagie bezeichnen. Dieses Phänomen unterstützt den Körper dabei, an weitere Energiereserven zu kommen. Das Selbstreinigungsprogramm läuft unterschwellig auch im Normalbetrieb der Zellen ab. Es wird gebremst, wenn der Körper bei der Verdauung Insulin ausschüttet.

Bei längeren Essenspausen hingegen erlebt die Autophagie einen wahren Boost. Welche Bedeutung der Frühjahrsputz in den Zellen für den Organismus hat, beginnt die Wissenschaft gerade erst zu verstehen. Manche Forscher halten diesen Prozess für einen Schlüssel zu einem langen, fitten Leben. Funktioniert die Autophagie nicht mehr richtig, drohen Erkrankungen wie Krebs oder Morbus Alzheimer. Vermittelt werden die molekulargenetischen Effekte des Fastens über verschiedene Signalwege, die die Nährstoffverwertung steuern und zugleich wichtige Zellprozesse regulieren. Eine wichtige Rolle spielt beispielsweise das Verdauungsenzym Nicotinamidadenindinukleotid. NAD, so die Abkürzung, aktiviert Gene, die wiederum für die Produktion von Sirtuinen verantwortlich sind. Dabei handelt es sich um eine Enzymgruppe, die den Zellstoffwechsel kontrolliert. Unter dem Einfluss dieser Anti-Aging-Enzyme kommt es in der Zelle zu einer vermehrten DNA-Reparatur. Schäden am Erbgut, die durch ungesunde Ernährung, fehlende Bewegung oder negative Umwelteinflüsse entstanden sind, werden behoben und die winzigen Bausteine des Lebens wieder fit gemacht. So ist der Körper nach dem Fasten gesünder als vorher.

Auberginen sind bestes Sirtfood, denn sie enthalten Substanzen, durch die Sirtuine aktiviert werden.

MECHANISMEN FÜR DEN HEILSAMEN FASTENEFFEKT

Sirtuine gelten als die derzeit am besten untersuchten Enzyme mit Lebenszeitverlängerungspotenzial. Sie werden nicht nur durch Kalorienrestriktion aktiviert, sondern auch durch bestimmte chemische Substanzen, die beispielsweise in Heidelbeeren, Auberginen, Knoblauch, Kurkuma, Grüntee oder dunkler Schokolade stecken. Entsprechend bilden diese Lebensmittel die Grundlage der topgesunden Sirtfood-Diät, über die Sie später mehr erfahren werden (siehe >).

Neben den Sirtuinen existieren noch weitere biologische Mechanismen, die zu den heilsamen Effekten des Fastens beitragen. Dazu zählen etwa der Masterregulator mTOR (siehe >) und der Wachstumsfaktor IGF-1 (Insulin-like Growth Faktor-1). Werden diese Signalwege herunterreguliert, wie es bei der Kalorienrestriktion passiert, bremst das die Wachstumstendenz von Zellen – auch von potenziellen Krebszellen. Allerdings: Diese Verjüngungsstrategie funktioniert auch ohne mühevolle Nulldiät. Wie die tierexperimentelle Forschung zeigt, geht die Heilkraft des Hungerns zum Teil auf den Umstand zurück, dass die Nichtesser kein tierisches Eiweiß und keine schnell resorbierbaren Kohlenhydrate abkriegen. Wer also lediglich mit diesen beiden Nährstoffen knausert, senkt die Konzentration von mTOR und IGF-1 bereits deutlich ab und heimst die Fastenerfolge auf bequemere Weise ein. Exakt diesen Umstand nutzt auch das Scheinfasten.

DIE ZELLE

Fasten vitalisiert, weil es mittels Autophagie und Sirtuinaktivierung die Verjüngung der Körperzellen antreibt. Grund genug, dieses biologische Element mal etwas genauer zu studieren.

Haut, Knochen, Gewebe, Organe: Der Körper setzt sich aus Billionen von spezialisierten Grundbausteinen zusammen. Jede Zelle arbeitet so autonom wie eine biochemische Fabrik, in der sekündlich Tausende von Stoffwechselprozessen ablaufen. Durch ihre dünne Membran nimmt die Zelle Nährstoffe auf, gewinnt daraus in den Mitochondrien Energie und stellt in ihren Ribosomen Proteine her. Enzyme leiten bestimmte biochemische Reaktionen ein und beschleunigen sie. Der Zellkern enthält die Chromosomen, also das genetische Material der Zelle. Fast alle Zellen mit einem Zellkern vermehren sich ständig. Im Alter sinkt jedoch die Zellteilungsrate. Zudem gelingt es den hauseigenen Reparatursystemen zunehmend schlechter, die Tausende von Schäden zu beheben, die jeden Tag allein schon im Normalbetrieb in den Zellen entstehen. So sammeln sich Defekte an. Alternde Zellen verlieren nach und nach ihre Funktionsfähigkeit, erholen sich langsamer von Hitze- oder Kältestress und reagieren schlechter auf hormonelle Reize.

Zellen sind die Grundbausteine des menschlichen Körpers und erfüllen tagtäglich wichtige Aufgaben. Ein Lebensstil mit einer gesunden Ernährung und viel Bewegung ist die beste Voraussetzung, dass sie auch im Alter noch gut funktionieren und sich rasch regenerieren.

BELIEBTE FASTENPROGRAMME

Die Geschmäcker sind verschieden, sogar beim Hungern. Diese Varianten der Kalorienreduktion sind besonders populär. Ihre Vorzüge und Nachteile im Überblick.

HEILFASTEN

Diese Fastenvariante geht auf den Arzt Otto Buchinger (1878–1966) zurück. Nach zwei Entlastungstagen, in denen es Reis, Obst und Gemüse zum Essen gibt, wird der Darm mithilfe von Bittersalz und Einläufen geleert. Danach nehmen die Teilnehmer fünf Tage ausschließlich Wasser, Tee, Gemüsebrühe und Fruchtsaft zu sich. Pro Tag sind 500 Kilokalorien erlaubt. Anschließend kehrt man mit zwei Aufbautagen zur festen Kost zurück. Vorteile: Die Autophagie wird vermutlich erreicht. Eine mehrwöchige stationäre Kur lindert Rheumaschmerzen und senkt Bluthochdruck. Der Nachteil: Die Diät hat eine geringe Alltagstauglichkeit wegen der Darmreinigung und des Energieentzugs.

BASENFASTEN

Beim Basenfasten geht es darum, den Körper zu entsäuern, indem man Lebensmittel zu sich nimmt, die als basisch gelten. Dazu gehören z. B. Gemüse, Obst, einige Nüsse sowie Lein-, Oliven- oder Rapsöl. Sogenannte Säurebildner wie Fleisch, Wurst, Süßigkeiten, aber auch Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte oder Rosenkohl sind hingegen tabu. Die tägliche Energiezufuhr bewegt sich beim Basenfasten zwischen 1200 und 1600 Kilokalorien. Für eine Autophagie ist das zu viel. Außerdem gibt es keine wissenschaftlichen Belege, dass der Organismus eines gesunden Menschen durch die Ernährung übersäuern kann; zweifelhaft ist zudem auch die Existenz von belastenden Schlacken.

FASTEN NACH F. X. MAYR

Diese Fastenkur geht auf den österreichischen Arzt Franz Xaver Mayr (1875–1965) zurück und zielt darauf ab, den Verdauungsapparat durch eine milde Ableitungsdiät und eine wiederholte Darmreinigung umfassend zu »sanieren«.

Bei der klassischen Variante der Kur stehen trockene, altbackene Brötchen im Mittelpunkt, die ausgiebig gekaut und mit Milch heruntergespült werden. Moderne Kuren setzen dagegen auf ein breites Nahrungsangebot. Bauchmassagen, medizinische Bäder und ausgiebige Ruhezeiten unterstützen die Diät. Das klassische Mayr-Fasten dauert in der Regel mindestens drei Wochen und findet in spezialisierten Zentren statt. Das kostet Zeit und Geld.

NULLDIÄT

Hier ist der Name Programm. Während der Fastenzeit von üblicherweise ein bis zwei Wochen wird feste Nahrung durch energiefreie Getränke wie Wasser oder Tee ersetzt. Das bringt die Pfunde zum Purzeln – in einer älteren Studie der Universitätsklinik Ulm um durchschnittlich 463 Gramm pro Tag. Außerdem ist die Durchführung unkompliziert. Dennoch raten Mediziner heute von dieser radikalen Hungerkur ab, zumal in Eigenregie. Die Nulldiät versetzt den Körper an allen Ecken und Enden in Aufruhr. Durch den plötzlichen Energieentzug kann es zu Kreislaufproblemen kommen, es drohen Vitamin- sowie Mineralstoffmangel und der unweigerliche Verlust an Muskelmasse begünstigt den Jo-Jo-Effekt, weil der Körper selbst nach der Rückkehr zum normalen Essen noch im Energiesparmodus verharrt.

INTERVALLDIÄT

Beim intermittierenden Fasten (lat. intermittere = unterbrechen, aussetzen) verkneift man sich eine Mahlzeit am Tag, häufig lässt man einfach das Frühstück oder das Abendessen ausfallen. Die populärste Form ist die 16 : 8-Methode. Bei dieser Methode dehnt man die nächtliche Nahrungskarenz auf 16 Stunden aus. Die Vorteile: Der Körper leidet kaum unter Hungerstress, es entsteht kein Jo-Jo-Effekt und – das macht den Nahrungsverzicht für die meisten Menschen sehr viel einfacher – ein großer Teil der Fastenzeit wird verschlafen.

Allerdings genügt diese Esspause vermutlich nicht, um die Glykogenspeicher in den Muskeln und der Leber so weit zu leeren, dass der Organismus in den Fastenmodus wechselt und die Autophagie startet – also das begehrte Zellrecycling.

INTERVALLFASTEN UND AUTOPHAGIE

Esspausen, ob real oder vorgetäuscht wie beim Scheinfasten, sind der Königsweg zur Zellverjüngung. Das beliebte Intervallfasten nach der 16 : 8-Methode (siehe oben) genügt allerdings wohl nicht, um die Autophagie in unserem Körper auf Touren zu bringen. Dafür ist das Zeitfenster von 16 Stunden ohne Nahrungsaufnahme zu kurz. Erst wenn ein konstant niedriger Insulinspiegel dem Organismus signalisiert, dass die Nährstoffversorgung stockt, bedient sich der Körper bei den Reserven. Zunächst zapft er die Glukosespeicher in der Muskulatur an, dann die Fettdepots und schließlich werden die Zellstrukturen auf mögliche Reserven untersucht und schädliche Strukturen recycelt. Und das dauert. Wie lange, wird in der Fastenforschung noch diskutiert. Frühestens nach 16 Stunden setzt das Zellrecycling ein. In Tierstudien war die Autophagie nach 24 Stunden messbar. Nach zwei Tagen erreicht sie den Höhepunkt. Vollständig abgeschlossen ist sie offenbar erst nach 72 Stunden.

DIE FORMELN DES ALTERNS VERSTEHEN

Alle altern. Männer, Frauen, Katzen, Bäume, selbst Heidi Klum. Die Vergänglichkeit des Seins ist ein universelles Phänomen mit schicksalhaftem Verlauf. Es betrifft praktisch jeden höheren Organismus. Die Forschung beschreibt es als »fortschreitenden Verlust der physiologischen Unversehrtheit, der zu Funktionsbeeinträchtigungen und erhöhter Anfälligkeit zu sterben führt.« Ab wann diese biologische Zumutung einsetzt, ist weitgehend Definitionssache. Das Max-Planck-Institut für die Biologie des Alterns in Köln legt den Beginn bereits mit etwa 20 Jahren fest. Ab dann, so die Wissenschaftler, machen sich die klassischen nachweisbaren Verfallserscheinungen erstmals bei uns bemerkbar: etwa das Auftreten von kleinen Falten und die Abnahme von Leistungsfähigkeit und Ausdauer.

THEORIEN ZUM ALTERN

Bis heute existiert keine allumfassende, weithin akzeptierte Antwort, wieso Organismen überhaupt altern. Stattdessen gibt es mehr als 300 Theorien, die verschiedene grundlegende Mechanismen dieses biologischen Vorgangs beschreiben. Nachfolgend stellen wir fünf der verbreitetsten Faktoren vor, die zudem eng miteinander verknüpft sind. Wichtig zu wissen: Wie schnell die Alterungsprozesse ablaufen, haben wir weitgehend selbst in der Hand – und Ernährung beziehungsweise Fasten spielt dabei eine Hauptrolle.

Die Theorie der freien Radikalen

Während des ganzen Lebens ist der Organismus einem Phänomen ausgesetzt, das als oxidativer Stress bezeichnet wird. Bei der Energieherstellung in den Zellen entstehen als Nebenprodukt hochreaktive, aggressive Sauerstoffmoleküle, sogenannte freie Radikale. Diese unstabilen chemischen Verbindungen sind bestrebt, einem anderen Atom oder Molekül Elektronen zu entreißen. Das führt zu einer Kettenreaktion – dem oxidativen Stress. Dabei werden die schützende Zellmembran attackiert, die DNA geschädigt und lebenswichtige Proteine zerstört. Pro Tag, schätzen Experten, ist die Erbsubstanz jeder einzelnen Zelle etwa 100 000 oxidativen Angriffen durch freie Radikale ausgesetzt. Zwar besitzt der Organismus antioxidative Enzymsysteme (z. B. Glutathionperoxidase, Superoxiddismutase), die in der Lage sind, freie Radikale abzufangen und zu neutralisieren. Doch deren Aktivität lässt mit den Jahren nach, und letztlich verschleißt die Zelle. Der Körper altert und es kommt zu degenerativen Erkrankungen. Diese »Theorie der freien Radikale« wurde in den 1950er-Jahren erstmals von dem amerikanischen Biogerontologen Denham Harman aufgestellt.

Die Innere-Uhr-Theorie

Dem US-Mikrobiologen Leonard Hayflick gelang in den 1960er-Jahren die Entdeckung, dass sich Bindegewebszellen nur etwa 50-mal teilen. Danach stellen sie ihre Aktivität ein und sterben. Sein Verdacht: In jeder Körperzelle muss es also eine Art biologischer Uhr geben, die ihre Lebenszeit bestimmt. Mittlerweile ist aus dieser kühnen These eine anerkannte Alterungstheorie geworden. Bei der inneren Uhr handelt es sich um sogenannte Telomere (von griech. Telos = Ende und Meros = Teil), also Abschnitte von DNA, die sich jeweils am äußeren Ende der Chromosomen befinden. Im Rahmen der Zellteilung verkürzen sich die Endstücke jedes Mal um eine definierte Menge von Basenpaaren. Haben diese »Zündschnüre« eine kritische Untergrenze erreicht, stoppen die Zellteilungen und die Zelle stirbt.

Die Theorie der Glykierung