David Hockney
und
Martin Gayford
FRÜHLING WIRD ES SICHER WIEDER
David Hockney in der Normandie
mit 142 Abbildungen
PRESTEL
MÜNCHEN · LONDON · NEW YORK
Die englische Originalausgabe ist erschienen
bei Thames & Hudson, London
Spring Cannot be Cancelled: David Hockney in Normandy
© 2021 Thames & Hudson Ltd, London
Texte von Martin Gayford © 2021 Martin Gayford
Texte von David Hockney © 2021 David Hockney
Werke von David Hockney © 2021 David Hockney
Herausgeber und Designer: Andrew Brown
Für die deutsche Ausgabe:
© Prestel Verlag, München · London · New York, 2022
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
Neumarkter Straße 28 · 81673 München
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Umschlag: David Hockney, No. 209, 17. April 2020, iPad-Zeichnung
Fotografie: David Hockney in seinem Garten in La Grande Cour, Normandie, Mai 2020
Fotograf: Jean-Pierre Gonçalves de Lima
Frontispiz: David Hockney zeichnet ein Bild auf dem iPad in seinem Haus in La Grande Cour, Normandie, 20. März 2020
Projektleitung Verlag: Katharina Haderer, Josephine Fehrenz
Projektmanagement, Lektorat und Satz: Juliane Steinbrecher
Übersetzung ins Deutsche: Dominik Fehrmann
Herstellung: Corinna Pickart
ISBN 978-3-641-29549-3
V001
www.prestel.de
1 Ein unerwarteter Umzug
2 Die Arbeit im Atlier
3 La vie française: Französisches Bohemeleben
4 Linien und Zeit
5 Frohe Weihnachten und ein überraschendes Neues Jahr
6 Lockdown im Paradies
7 Haus des Künstlers und Garten des Malers
8 Der Himmel, der Himmel!
9 Üppiges Schwarz und subtilere Grüns
10 Mehrere kleinere Spritzer
11 Alles fließt
12 Gekräuselte Linien und musikalische Räume
13 Die Kunst der Übersetzung
14 Picasso, Proust und Bilderserien
15 Irgendwo sein
16 Vollmond in der Normandie
Bibliografie
Danksagung
Abbildungen
Register
22. Oktober 2018
Lieber Martin,
inzwischen sind wir zurück aus Frankreich, wo wir eine wundervolle Zeit hatten. Auf der Hinreise starteten wir um 9:30 Uhr in London und konnten am Eurotunnel mit unseren Flexiplus-Tickets ohne Halt auf den Zug fahren. Gegen 15 Uhr bzw. 16 Uhr Ortszeit waren wir in Honfleur. Über der Seine-Mündung erlebten wir dann einen herrlichen Sonnenuntergang. Als Nächstes haben wir uns den Teppich von Bayeux angeschaut – ein wunderbares Werk ohne Fluchtpunkt und Schatten. (Wann hat man damit eigentlich angefangen, lautet meine Frage an die Kunsthistoriker.) Danach fuhren wir nach Angers und besichtigten den Apokalypse-Wandteppich (ebenfalls keine Schatten), und anschließend in Paris sahen wir noch die Einhorn-Wandteppiche. Wir haben also in nur einer Woche drei der großartigsten europäischen Tapisserien gesehen.
In Paris schauten wir uns im Musée d’Orsay auch Picassos Werke der Blauen und Rosa Periode an und dann im Pompidou noch rund 80 Gemälde in der Kubismus-Ausstellung – also die Arbeiten, die er im Alter zwischen 20 und 30 geschaffen hat. Eine überwältigende Leistung. Das Essen war fabelhaft – all die leckere Butter und Sahne und der Käse. Wir haben Frankreich auch als viel raucherfreundlicher erlebt als das kleingeistige England. Tatsächlich habe ich beschlossen, 2019 in der Normandie die Ankunft des Frühlings zu malen. Die Blütenfülle ist dort größer, man bekommt Äpfel-, Birnen- und Kirschblüten zu sehen, dazu Schlehdorn und Weißdorn. Darauf freue ich mich wirklich.
Alles Liebe
David H
Ich kenne David Hockney seit einem Vierteljahrhundert, aber wir haben immer an unterschiedlichen Orten gelebt. Das gibt unserer Freundschaft einen gewissen Rhythmus. Über weite Strecken ist es eine Fernbeziehung, mit E-Mails, Telefonaten, gelegentlichen Päckchen – und einem endlosen Strom an Bildern, die fast täglich in meinem Posteingang landen. Ist er in einer intensiven Schaffensphase, sind es auch mal drei oder vier in einem Rutsch, die ein Werk in verschiedenen Stadien zeigen. Gelegentlich sendet er einen Witz oder eine Nachrichtenmeldung, die seine Beachtung gefunden hat. Wenn wir uns dann nach Monaten oder Jahren wiedersehen, setzen wir unsere Gespräche fort, als seien sie nie unterbrochen gewesen. Nur dass sich jedes Mal unsere Perspektiven ein wenig verändert haben.
In all den Jahren, die wir uns austauschen, ist um uns herum viel passiert. Gleichzeitig sind wir älter geworden und haben neue Erfahrungen gesammelt. Das hat zur Folge, dass wir selbst Themen, die wir schon vor langer Zeit oder mehr als einmal behandelt haben – ein bestimmtes Bild zum Beispiel –, nun von einem neuen Standpunkt aus betrachten. Dieser Standpunkt ist das ›Jetzt‹. In diesem Sinn beeinflusst die Perspektive nicht nur Bilder und die Frage, wie sie gemacht sind – ein Dauerthema von David und mir –, sondern alle menschlichen Dinge. Wir betrachten jedes Ereignis, jede Person und jede Idee von einer bestimmten Position aus. Auf unserem Weg durch Raum und Zeit verändert sich diese Position und damit unser Blickwinkel.
Zwei Jahre, bevor mich im Oktober 2018 die gegenüber abgedruckte Mail erreichte, arbeiteten David Hockney und ich an unserem Buch Welt der Bilder; ich wohnte bei ihm in seinem Haus in den Hollywood Hills, wo wir stundenlange Gespräche führten. Seitdem ist einige Zeit ins Land gegangen. Im Jahr darauf wurde er 80, was zahlreiche Ausstellungen mit sich brachte, in Melbourne, London, Paris, New York, Wien, Barcelona und Los Angeles. Für ihn bedeutete das eine Ehrenrunde um den Erdball und einen vollen Terminkalender. Aber auch zwischen all den Vernissagen und Interviews war er sehr beschäftigt. David schuf mehrere Serien außergewöhnlicher Bilder und machte einige kunsttheoretische Entdeckungen. So auch im Juni 2017, um die Zeit der britischen Unterhauswahlen, als meine Frau Josephine und ich Transsilvanien bereisten. Dort poppte auf meinem Smartphone, zwischen den neusten Wahlmeldungen aus der Heimat, plötzlich eine Nachricht aus Kalifornien auf. Es ging um perspektivische Darstellung und einen Kunsttheoretiker, von dem ich noch nie gehört hatte.
Lieber Martin,
kennst Du Pawel Florenski, einen russischen Priester, Mathematiker, Ingenieur und Naturwissenschaftler, der auch über Kunst geschrieben hat? Er hat einen fabelhaften Aufsatz über die umgekehrte Perspektive verfasst. Es scheint, als sei Perspektive erstmals im Theater (Griechen) verwendet worden. Auf die Beziehung zwischen Fotografie und Theater habe ich ja schon hingewiesen: Beide brauchen Beleuchtung. Wie auch immer, er ist ein hochinteressanter Autor, der zur falschen Zeit lebte – eine Art russischer Leonardo. Er wurde 1937 von Stalin erschossen.
Alles Liebe
David H
Angehängt war ein rund 80 Seiten langer Text, dessen Lektüre auf dem iPhone eine gewisse Herausforderung darstellte, zumal mitten in den Karpaten. Doch ich ließ mich darauf ein, und es erwies sich als höchst faszinierend. Florenski bestritt, dass es nur eine einzige richtige Art der Perspektive gebe: jene Linearperspektive der Renaissance mit nur einem Fluchtpunkt, die Filippo Brunelleschi zu Beginn des 15. Jahrhunderts erläutert hat. Florenski dagegen hielt die räumliche Darstellung in russischen Ikonen des Mittelalters, etwa denen von Andrei Rubljow, für ebenso gültig.
Andrei Rubljow, Geburt Christi, um 1405
Diese Bilder hätten keinen festen Fluchtpunkt, sondern seien »polyzentrisch«. Damit meinte Florenski, dass eine »Zeichnung … so aufgebaut [wird], als würde das Auge bei der Betrachtung verschiedener Teile des Bildes seinen Standpunkt verändern«. Es war klar, warum dieser Aufsatz bei Hockney einen Nerv getroffen hatte. Denn mit dieser Art der Bildgestaltung setzte er sich ja seit 40 Jahren auseinander. Auf ihr beruhen seine Fotocollagen aus den 1980er-Jahren und die »eighteen-screen and nine-camera films« (Achtzehn-Bildschirm- und Neun-Kamera-Filme) um 2010. Auf diese erste Mail folgte wenige Tage später eine zweite:
Lieber Martin,
hast du Florenskis Aufsatz über die umgekehrte Perspektive schon gelesen? Er birgt einigen Sprengstoff. Er ist beeindruckend tiefgründig und sehr klar. Wenn du an die letzten Gemälde denkst, die ich dir geschickt habe, wirst du es verstehen. Ich glaube, wir haben da einen großen Kunsttheoretiker entdeckt. Niemand kannte ihn, kein Kunsthistoriker, mit dem ich sprach, hatte je von ihm gehört. Das ist traurig. Ich weiß, umgekehrte Perspektive klingt nach einer verrückten Idee, aber ich empfehle dir sein Buch Beyond Vision. Der Aufsatz über die umgekehrte Perspektive ist der letzte in dieser Sammlung, aber alle sind faszinierend und fesselnd.
Alles Liebe
David H
Hockneys Begeisterung ist ansteckend. Sie reißt nicht nur seine Freunde, Kunsthändler und Assistenten mit, sondern auch weite Teile der kunstinteressierten Öffentlichkeit. Gut möglich, dass er den Diskurs darüber, welche Künstlerinnen und Künstler, welche Techniken und Bewegungen ›wichtig‹ waren und welche nicht, beeinflussen wird. Ihm selbst aber war immer ziemlich egal, was die Kunstgeschichte oder die Kunstkritik sagten, und eben das ist seine Stärke.
DHIch habe eine Reihe von Veränderungen in der Kunstwelt miterlebt und weißt du was: Die meisten Künstler werden vergessen werden. Das ist ihr Schicksal. Vielleicht auch meins. Ich weiß es nicht. Noch bin ich nicht vergessen. Es wäre okay, wenn ich’s wäre. Ich bin mir nicht sicher, ob es so wichtig ist. Die meiste Kunst wird verschwinden. Die Vergangenheit ist aufbereitet und erscheint uns deshalb klarer. Das Hier und Jetzt ist immer ein ziemliches Kuddelmuddel. Den Müll der Gegenwart lassen wir gelten, den der Vergangenheit nicht. Mir ist klar, dass man unsere Epoche in der Zukunft anders sehen wird. Nur wenige Menschen wissen, welche Kunst der Gegenwart wirklich bedeutend ist. Um das zu erkennen, muss man sehr scharfsinnig sein. Ich würde das nicht beurteilen wollen. Geschichtsbücher werden auch künftig immer wieder umgeschrieben werden.
Mir scheint, dass es oft Künstlerinnen und Künstler sind, die solche historischen Narrative verändern, indem sie etwas Neuartiges schaffen und uns so an Orte führen, von denen aus alles anders aussieht. Der jüngere Hockney hielt sich selbst, obwohl schon renommiert, für eine ›Randfigur‹, und viele Kunstkenner teilten diese Einschätzung. Vielleicht war er es. Auf jeden Fall hat er sich allen Bewegungen und Moden verweigert. Auf einer frühen Vernissage erklärte er sogar mal, er sei gar kein Pop-Art-Künstler (als den ihn manche Journalisten noch heute, 60 Jahre später, bezeichnen). Im Herbst 2018 erzielte sein Portrait of an Artist – Pool with Two Figures auf einer Auktion den höchsten Preis, der je für das Werk eines lebenden Künstlers gezahlt wurde. War das von Belang? Der Künstler selbst jedenfalls hatte für dieses Ereignis nur ein Zitat von Oscar Wilde übrig: »Der einzige Mensch, der jede Art von Kunst liebt, ist der Auktionator.« Was ihn antreibt, ist immer nur das nächste Bild, die nächste Entdeckung. Das ist letztlich eine natürliche und unabdingbare Einstellung jedes kreativen Menschen. Wer anfängt zurückzublicken, hört auf, vorwärts zu gehen, und was man über Haie sagt, trifft metaphorisch auch auf Künstler zu: Ohne Vorwärtsbewegung geht man zugrunde.
Hockney hat sich nie bemüht, einen ›unverwechselbaren Stil‹ zu pflegen. Heißt es mal wieder, sein neustes Werk sehe gar nicht nach Hockney aus, antwortet er: »Das wird es schon noch.« (Womit er recht hat.) In anderer Hinsicht aber ändert sich bei ihm wenig. Vor Kurzem fand ich in einem Karton eine verstaubte Kassette mit unserem allerersten aufgezeichneten Gespräch. Die Aufnahme ist ein Vierteljahrhundert alt, und beim Anhören fiel mir auf, dass er schon damals – wenn auch mit hellerer Stimme – viele seiner heutigen Ansichten vertrat, etwa über die Unzulänglichkeit der Fotografie und den Stellenwert des Zeichnens. Doch hin und wieder äußerte er auch einen völlig verblüffenden Gedanken, auf den zuvor noch niemand gekommen war und vielleicht niemand sonst je kommen würde.
Das ist noch immer so. An diesem Oktobervormittag 2020, an dem ich diese Worte tippe, sind per Mail zwei neue Werke aus der Normandie eingetroffen. Auch Hockneys jüngste Bilder regen ihn zu neuem Nachdenken an, und mich ebenfalls. Als jemand, der hauptsächlich über Kunst und Künstler schreibt, lasse auch ich mich gerne von neuen Themen, Werken oder kunsthistorischen Erkenntnissen begeistern. Einigen längst verstorbenen Künstlerinnen und Künstlern, über die ich geschrieben habe, fühle ich mich so nah wie guten Freunden (was zweifellos die typische Illusion eines Biografen ist). Bei zeitgenössischen Künstlern ist das anders, denn sie und ihr Werk entwickeln sich ja noch.
Deshalb sind Biografien lebender Personen eine fragwürdige Angelegenheit. Lucian Freud wandte gegen die Niederschrift seines Lebens ein, es sei »doch noch im Gange«. Außerdem verbrachte Freud, wie Hockney anmerkt, die meiste Zeit in seinem Atelier, und was dort passiert – Schauen, Denken, Malen – »lässt sich in einer Biografie nur schlecht vermitteln«. Das gilt für Hockney natürlich genauso. In seinem Fall entwickeln sich Leben und Kunst, während ich darüber schreibe. Deshalb ist dies auch keine Biografie. Es sind eher Tagebuchaufzeichnungen von Werken und Gesprächen, einschließlich der neuen Sichtweisen, die darin zum Ausdruck kommen, und der Gedanken, die sie bei mir auslösen.
Nachdem ich zwei Bücher über und mit David geschrieben habe, hätte ich annehmen können, ihn und sein Werk ein wenig zu kennen. Doch in den vergangenen zwei Jahren haben mich seine Bilder und Ideen in ungeahnte Gefilde geführt – zu Fragen der Geologie, Astronomie, Literatur, Optik und Hydrodynamik. Unterdessen durchleidet die Welt eine schreckliche Pandemie, die unser ganzes Denken verändert. Von diesen neuen Sichtweisen handelt dieses Buch: von den neuen Dingen, die ein alter Freund gesagt und getan hat, und den Gedanken und Gefühlen, die sie in mir hervorgerufen haben.
*
Um Hockneys neues Leben in Frankreich zu verstehen, hilft es zu wissen, was er in den Jahren und Monaten vor seinem Umzug gemacht hat. In den rund sechs Jahrzehnten seines Schaffens wurde er von immer neuen Wellen der Begeisterung getragen. Gern zitiert er seinen früheren Assistenten Richard Schmidt, der immer sagte: »Was Du brauchst, David, ist ein Projekt!« Ich kenne dieses Gefühl. Auch ich bin etwas planlos, wenn ich gerade kein Buch zu schreiben oder kein Thema zu bearbeiten habe. Offenbar brauche ich das: Dinge zu lernen oder Neues zu tun. Und ich vermute, Hockney geht es ebenso.
Für ihn besteht eine solche Aufgabe meist in einem neuen Werkzyklus. So war er von Ende 2013 bis 2016 mit seinen 82 Portraits and One Still Life beschäftigt – nicht nur mit einem einzigen Bild, sondern mit einer ganzen Galerie. Während eines solchen Arbeitsprozesses führt ein Bild zum nächsten, gleichzeitig ist es eine Phase des Studierens. Seine Beschäftigung mit der Kunstgeschichte etwa, die zu seinem Buch Geheimes Wissen (2001) und dann zu unserem gemeinsamen Buch Welt der Bilder (2016) führte, war im Grunde historische Forschung (obwohl auch neue Gemälde und Zeichnungen dabei entstanden). Auch die Entdeckung von Pawel Florenski 2017 regte ihn zu einer Reihe von Arbeiten an, in denen er sich mit früheren eigenen Bildern, aber auch altmeisterlichen Werken auseinandersetzte, indem er den Raum weitete und sich von der Rechteckigkeit des konventionellen westlichen Bildes löste.
Meindert Hobbema, Die Allee von Middelharnis, 1689
Eines der Werke, die er auf diese Weise aufbrach, war Die Allee von Middelharnis von Meindert Hobbema, einem niederländischen Landschaftsmaler des 17. Jahrhunderts. In einem Telefongespräch eines Samstagnachmittags erzählte mir Hockney, dass er dieses Bild – im Besitz der National Gallery in London – schon immer geliebt habe. Und schon vor Langem sei ihm aufgefallen, dass es hier nicht einen Blickwinkel gebe, sondern zwei: »Die Bäume sind so dicht bei uns, nicht wahr? Daher muss man zugleich ›nach oben‹ und ›geradeaus‹ schauen.« Sein eigenes, auf sechs unterschiedlich geformten Leinwänden ausgeführtes Gemälde dieser Ansicht ist zugleich eine Dekonstruktion und eine Untersuchung des Raums bei Hobbema. Als Betrachter scheint man in diesen Raum hineinzugehen, die Allee entlang, und dabei nach rechts und links, aber auch in den Himmel und die Straße hinab zu schauen. »Allein der Verzicht auf die Ecken hat für mich Wunder bewirkt, denn jetzt kann ich ›mit‹ den Rändern arbeiten, und zwar auf jede erdenkliche Weise – und Raum erschaffen! Ich bin davon ganz begeistert.«
Tall Dutch Trees After Hobbema (Useful Knowledge), 2017
Diese Begeisterung, vom Aufsatz eines längst verstorbenen Russen entfacht, hielt noch den Rest des Jahres an und führte zu einer bemerkenswerten Serie von Bildern, die er »digitale Zeichnungen« nannte: virtuelle Collagen aus unzähligen Fotos, die am Computerbildschirm zusammengefügt sind. Im Herbst 2018 war er zurück in London, zur Enthüllung eines Buntglasfensters in Westminster Abbey, das er gestaltet hatte. Es war eine der ungewöhnlichsten Vernissagen, die ich je erlebt habe: Zunächst wurde im Querschiff der berühmten gotischen Kirche gefeiert, danach im Kreuzgang, wo es einen Empfang für Freunde, Verwandte und eine kleine Schar bekannter Künstler gab.
In diesen mittelalterlichen Gewölben erzählte Hockney, dass er im Begriff sei, nach Frankreich zu reisen, aber in ein bis zwei Wochen zurückkommen werde, um noch eine Weile in London zu bleiben. Ortswechsel signalisieren bei ihm oft Veränderungen im Werk, den Auftakt zu einem neuen Projekt. Selten reist er um des Reisens willen. Als er mal zu einer Reise aufbrach und ich ihm einen schönen Urlaub wünschte, sagte er beleidigt: »Ich habe seit 20 Jahre keinen Urlaub mehr gemacht!« Die nun anstehende Reise schien allerdings eher ein Vergnügungsausflug zu sein. Vielleicht aber diente sie auch dazu, nach neuen Themen Ausschau zu halten, die zu einem weiteren Projekt werden könnten. Kaum war er zurück in London, erhielt ich die eingangs abgedruckte Mail, die genau dies verkündete: eine große, ehrgeizige Idee, nämlich »2019 in der Normandie die Ankunft des Frühlings zu malen«. Es schien so, als plane der 81-Jährige die Aktivitäten des folgenden Jahres. Bald zeigte sich, dass David noch etwas anderes im Sinn hatte, nämlich einen ganz neuen Lebensabschnitt.
Anfang November 2018 beschloss David, vorerst in Großbritannien zu bleiben. Er lebte eine Zeit lang in seinem Londoner Domizil in den Pembroke Studios in Kensington, wo er die Arbeit an einer Porträtserie fortsetzte, Zeichnungen mit Kohle und Pastellkreide auf Leinwand. Ich schaute auf einen Tee vorbei und lernte Jonathon Brown kennen, einen alten Künstlerfreund von David, der ihm gerade Modell saß. Ein oder zwei Abende später traf ich beide erneut bei einem Dinner, mit dem die Eröffnung einer Ausstellung von Richard Smith gefeiert wurde, einem Altersgenossen Hockneys. Als ich eintraf, saß er mit seinen Leuten draußen und rauchte.
Jonathon Brown, 2018
Da wir an unterschiedlichen Tischen platziert wurden, führten wir kein längeres Gespräch, sodass mir erst bei einem gemeinsamen Abendessen einige Tage später das Ausmaß seines geplanten Schrittes klar wurde. Er würde im nächsten Jahr nicht einfach nur eine Weile in Frankreich verbringen, um Bilder vom Wandel der Jahreszeiten zu malen. Nein, er hatte sich ein Haus in der Normandie gekauft, würde also zumindest einen Teil seiner Zeit dort leben. Als wir später in seinem Atelier zusammensaßen, berichtete er begeistert, wie es dazu gekommen war, während uns der ebenfalls anwesende David Dawson – ein früherer Assistent von Lucian Freud sowie Maler und Fotograf mit Künstlerblick – fotografierte. Das passende Haus gefunden und sofort gekauft zu haben, stimmte Hockney geradezu euphorisch.
Der Künstler und der Autor im Atelier, fotografiert von David Dawson, 2018
DHDas war so: Nach der Enthüllung des Buntglasfensters in Westminster Abbey sind wir in die Normandie gefahren, durch den Eurotunnel, über Calais. Wir haben in diesem herrlichen Hotel in Honfleur übernachtet, wo wir den Sonnenuntergang sahen. Wir saßen drei Stunden da und betrachteten ihn. Es war wie in den Gemälden von van Gogh: Man sah alles ganz klar. Die Sonne war hinter uns und leuchtete alles aus.
Das klingt danach, als habe ihn auch das Licht für den Nordwesten Frankreichs eingenommen – und Licht ist für Künstler einer der besten Gründe fürs Reisen. (Es war nicht zuletzt die provenzalische Sonne, die van Gogh nach Arles zog.) Die Entscheidung, ein Haus zu kaufen, traf Hockney offenbar spontan. Aber wie sagte Sigmund Freud so schön: Von Blitzeinschlägen abgesehen gibt es keine Zufälle. Es kommt bestimmt nicht von ungefähr, dass ein Künstler, der die französische Malerei und Lebensart mit ihrer Ess- und Rauchkultur seit Langem schätzt und einen französischen Assistenten hat, genau dort sein ideales Refugium fand.
Besagter Assistent ist Jean-Pierre Gonçalves de Lima, liebevoll J-P genannt, Hockneys wichtigster Helfer und zunehmend auch eine große Stütze in seinem Leben. Er gehört schon lange dazu: Es gibt eine Zeichnung von ihm, die 1999 mittels einer Camera Lucida entstand, eines Apparats aus dem 19. Jahrhundert; sie war Teil einer Serie, mit der Hockneys Recherchen für sein Buch Geheimes Wissen begannen. J-P lebte damals schon in London, wo er als Musiker arbeitete. Er ist Akkordeonspieler und hatte eine großartige Band, die eine Art modernen Django-Reinhardt- und Stéphane-Grappelli-Stil pflegte (»Grappelli war ein echtes Genie!«, rief J-P bei einem Gespräch aus). Die Begeisterung für diese Musikrichtung teile ich mit ihm ebenso wie die für Davids Bilder. Nachdem er Hockney kennengelernt hatte, verlagerte J-P sein Interesse auf die bildende Kunst und die englische Provinz. Er zählte zum Kern des Teams in Bridlington, wo er sich um das Atelier und die transportablen Malutensilien kümmerte. Im Grunde machte er diese an Landschaftsbildern so ergiebige Periode erst möglich. Einen nicht minder wichtigen Beitrag leistete er, indem er Jonathan Wilkinson anheuerte, dessen IT-Kenntnisse Hockney völlig neue Möglichkeiten der Verwendung von Hightech-Medien eröffneten.
DHIn Honfleur sind wir vier Nächte geblieben und dann südlich nach Bagnoles-de-l’Orne gefahren. Unterwegs sagte ich zu J-P: »Vielleicht könnte ich hier, in der Normandie, die Ankunft des Frühlings malen.« Ich sah, dass die Blütenfülle dort viel größer ist. Also schlug ich vor, ein Haus oder so was zu mieten. Am nächsten Tag rief er ein paar Makler an. Wir waren auf dem Weg nach Paris, als er meinte, wir könnten uns unterwegs ein Haus ansehen. Es war das einzige, das wir uns angesehen haben. Es heißt La Grande Cour. Als wir ankamen und dieses Kraut-und-Rüben-Gebäude sahen, und dass es ein Baumhaus auf dem Grundstück gab, sagte ich: »Okay – kaufen wir’s!« Einen Augenblick später kamen mir Bedenken. Ich dachte: »Könnte es vielleicht zu kalt werden? Hm, in diesem Haus könnte es schon kalt sein.« Aber J-P sagte: »Ich sorge dafür, dass es ›warm‹ ist!«
Hockney liebt das Bohemeleben, nicht aber die Unbequemlichkeiten, die damit oft einhergehen. Er träumt von der Abgeschiedenheit, die van Gogh in seinem gelben Haus in Arles genoss, inmitten seiner Sujets und ohne Ablenkungen, nicht aber von der spartanischen Ausstattung dort: keine Heizung außer einem Küchenofen, kein Badezimmer. In Bridlington sprach er oft von einem »Bohemeleben mit etwas Komfort«. Tatsächlich waren seine dortigen Lebensumstände aus meiner Sicht – der ich sie ebenfalls genießen durfte – erfreulich komfortabel.
In Davids Atelier gesellte sich damals Jonathan auf ein Glas Champagner zu uns. Dann gingen wir zu einem italienischen Restaurant in der Kensington High Street, das nicht nur wegen der Küche ausgewählt worden war, sondern auch wegen des Außenbereichs, in dem man rauchen durfte. Die meiste Zeit seines Lebens ist Hockney ein Stadtbewohner gewesen. Auch als er zehn Jahre lang in East Yorkshire auf dem Land malte, zeichnete und filmte, lebte er in einer kleinen Küstenstadt. Nun aber stand ihm der Sinn offenbar nach etwas anderem: nach ländlicher Beschaulichkeit.
Weihnachten und Silvester verbrachte er in Kalifornien, um seine Greencard erneuern zu lassen und an seiner Serie von Porträtzeichnungen auf Leinwand weiterzuarbeiten. Außerdem musste er eine große Ausstellung mit dem Titel The Joy of Nature im Van Gogh Museum in Amsterdam vorbereiten. Die Eröffnung fand Ende Februar 2019 statt und wie üblich sorgte David – der oft ungewollt Schlagzeilen macht – für großen Medienrummel. Ärgerlicherweise lag ich erkältet im Bett, sodass ich nicht nur die Ausstellung verpasste, sondern auch das, was eine zusätzliche Nachrichtenmeldung wert war: Hockney blieb, mit zu vielen Menschen im Schlepptau, in einem Hotelaufzug stecken und musste von niederländischen Feuerwehrleuten befreit werden. Für die Presse war das natürlich ein gefundenes Fressen, und David dankte anschließend ironisch seinem PR-Berater dafür, die Betriebsstörung des Aufzugs inszeniert zu haben. Doch dieser Zwischenfall zeugt auch von seiner ganz besonderen Prominenz.
Hockney und die niederländischen Feuerwehrleute posieren für Pressefotos, Februar 2019
Ein solches Medienecho hätte es wohl kaum gegeben, wenn Jeff Koons, Gerhard Richter oder Damien Hirst in ähnliche Verlegenheit geraten wären. Sein alter Freund Melvyn Bragg meinte mal, dass »David mehr oder weniger bekannt ist, seit er die Kunsthochschule verlassen hat. Was nichts Schlechtes ist und auch nicht unbedingt etwas Gutes, aber sehr ungewöhnlich«. Das stimmt. Andere Künstler, selbst berühmte, durchleben Phasen der Anonymität. Francis Bacon beispielsweise fand kaum Beachtung, bis er Mitte 30 war. Hockney aber steht seit nunmehr 60 Jahren permanent im Licht der Öffentlichkeit.
In einer besonders stressigen Phase, als sich die Besucher in seinem Atelier die Klinke in die Hand gaben, klagte er mal: »Ich ›mag‹ es nicht, berühmt zu sein!« (J-P sang daraufhin spontan: »Primadonna!«) Mit dieser Prominenz lebt Hockney seit Langem. In der Kunstwelt hat er einen enormen Wiedererkennungswert, der nicht nur seine Werke betrifft, sondern auch ihn selbst – seine Stimme, seinen Witz, seine äußere Erscheinung. Viele Künstler haben einen eigenen Look kultiviert – man denke nur an Whistlers Monokel und weiße Haarlocke oder an Gilbert & Georges zugeknöpfte Anzüge. Aber niemand außer Hockney hat über die Jahrzehnte gleich mehrere Kleidungsstile hervorgebracht, die alle verschieden, aber doch unverkennbar die seinen sind. Sein Outfit in den 1960er-Jahren, die Samtjacketts und Fliegen aus den 1970er-Jahren und die weit geschnittene Kluft, die er in den 1980er-Jahren bevorzugte, haben wenig gemein mit der Stoffkappe, der gelben Brille und den Designer-Strickwaren, die er heute für gewöhnlich trägt – außer, dass sie alle nach David Hockney aussehen. Ich vermute, sein individueller Stil resultiert einfach aus dem Wunsch, sich zu kleiden, wie es ihm gefällt – und aus der Gleichgültigkeit gegenüber dem, was andere Leute tun. Seine Meinung über zeitgenössische Mode ähnelt seiner Meinung über Fotografie: Beide sind im Grunde nicht interessant genug.
DHHeute tragen alle diese Sportklamotten. Die Mode ist sehr langweilig geworden, finde ich. Als ich um die 60 war und 70-Jährige in Jeans sah, dachte ich: »Na, die versuchen halt, jugendlich auszusehen.« Heute machen das alle, sogar 80-Jährige. Ich nicht, ich habe keine Jeans.
Genauso ist es mit seiner Stimme und Ausdrucksweise. Sie sind so unverkennbar, dass man sie auf einer gedruckten Buchseite hören kann. Auch seine Querköpfigkeit und das, was er »meine kesse Frechheit« nennt, sind Eigenarten, die er von Kenneth Hockney geerbt hat, der zu den Anti-Atomwaffen-Märschen in Aldermaston mit handgemalten Plakaten gegen das Rauchen erschien.
DHIch bin ein kleiner Propagandist. Das habe ich von meinem Vater. Mein alter Freund Henry Geldzahler behauptete, ich würde ständig »Ich weiß, dass ich recht habe« sagen.
Eine der ersten Sachen, die Hockney auf der erwähnten Kassettenaufnahme von 1995 zu mir sagte, war: »Wie üblich liegen die Leute komplett daneben.« Da sprach er über den angeblichen Tod der Malerei und den Siegeszug der Fotografie. Diese Neigung, Gegenpositionen zu vertreten, ist für einen Künstler von großem Vorteil. Denn es braucht eine enorme Portion Selbstvertrauen, will man über Jahrzehnte, in denen sich Moden ständig wandeln, seinem eigenen Weg folgen. Trotzdem kann sich Hockney selbst nicht genau erklären, warum sein Ruhm von solcher Dauer ist. Es gibt ein altes BBC-Interview, in dem er gefragt wird: »Mr. Hockney, worauf führen Sie Ihre enorme Popularität zurück?« Nach einer Pause antwortet er: »Es ist mir nicht so ganz klar.« Ohne Zweifel kann Popularität ebenso sehr Bürde wie Segen sein. Vielleicht erklärt diese Aussage zum Teil, weshalb er sich – mit Bezug auf Don Quichotte – nach geselliger Einsamkeit sehnt.
Anfang März 2019, wenige Tage nach dem Zwischenfall mit dem Aufzug, sind Hockney, J-P und Jonathan in La Grande Cour. Und schon füllt sich mein Posteingang mit Bildern, oft ohne Betreff, manchmal auch mit einem kurzen, erläuternden Titel. In den kommenden Monaten erzählt David seine Geschichte, wie der Teppich von Bayeux, überwiegend in Bildern. Wie ein Kind im Urlaub wacht er frühmorgens auf, um den aufregenden neuen Ort, an dem er sich befindet, zu erkunden.
Little Ruby, 2019
»Hier zeichne ich das Haus mit der kleinen Ruby«, 29. April 2019
In Front of House Looking West, 2019
Er ist so offensichtlich glücklich und produktiv, dass ich und viele seiner Freunde ihn dort ungern stören wollen. Monate vergehen. Im Juli 2019 reisen Josephine und ich in die Bretagne, in ganz anderer Mission, die sich aus einem Buch über Bildhauerei ergeben hat: Wir wollen uns die prähistorischen Menhire bei Carnac anschauen und die bretonische Küste entdecken. Bevor wir losfahren, fällt mir beim Blick auf die Karte auf, dass Hockneys Haus nicht weit entfernt liegt. Spontan schreibe ich ihm und frage, ob ich vorbeischauen kann.
In seiner Antwort lädt er mich ein, vorbeizukommen und zu bleiben (wenngleich ich in einem nahegelegenen Bauernhof übernachten müsse, da es kein Gästezimmer gebe). Und so fliegt Josephine, die zurück an die Arbeit muss, nach unserer Reise wieder nach Hause, während ich einen Regionalzug nach Dol-de-Bretagne besteige.
Die Fahrt sah auf der Karte recht kurz aus, zieht sich aber ungemein in die Länge. In Granville tuckert der Zug in den Bahnhof ein und bleibt dort eine gute halbe Stunde stehen, bevor er in umgekehrter Richtung wieder hinausrollt und seine Schleichfahrt fortsetzt. Derweil verabrede ich in mehreren SMS mit Jonathan, dass wir uns in Caen treffen werden, das auf der Strecke liegt.
Am Bahnhof holen sie mich mit dem Auto ab, Jonathan sitzt am Steuer. Hockney ist auf der Fahrt zu seinem Anwesen recht schweigsam, wohl weil er schlecht hört, was ich vom Rücksitz aus sage. Das ändert sich, sobald wir in La Grande Cour angekommen sind. Als wir ausstiegen, schlägt er vor, sein neues Atelier zu besichtigen, und sofort sind wir ins Gespräch vertieft.
DHJ-P ist am 15. Dezember hergekommen und am 7. Januar eingezogen, als er die Schlüssel bekam. Am 15. Januar haben die Handwerker mit dem Umbau des jetzigen Ateliers begonnen. Er wollte es so schnell wie möglich fertig haben und hat sie immer wieder gedrängt. Er sagte: »Das soll ein Atelier für David Hockney werden, der hier die Ankunft des Frühlings 2019 malen will, nicht 2020!« Jetzt googeln sie mich alle, um meine Arbeiten zu sehen.
Um die Sache mit dem Atelier zu beschleunigen, hat J-P einen Notar engagiert. In drei Monaten war dann alles fertig. Ohne die Unterstützung der Behörden hätte es auch vier oder fünf Monate dauern können, aber J-P hat Druck gemacht, und der Notar hat es dann abgesegnet. Einmal hatte er hier 14 Lieferwagen von 14 verschiedenen Firmen stehen und hat alles geregelt. Er hat wirklich tolle Arbeit geleistet – er hat das hier zu einem fantastischen Ort gemacht!
Als ich Anfang März ankam, war die Treppe noch nicht eingebaut und der Fußboden erst in der Vorwoche verlegt worden. Noch immer schwirrten lauter Handwerker herum. Trotzdem habe ich in nur drei Wochen die erste von mehreren Leporello-Zeichnungen und 21 andere Zeichnungen gemacht, weil ich kein einziges Mal gestört wurde. Wenn ich abends zu Bett gegangen bin, habe ich mir überlegt, was ich als Nächstes mache. So hatte ich immer alles im Kopf. Ich weiß nicht, ob diese Zeichnungen so schnell fertig geworden wären, wenn ich hier mehr Besucher gehabt hätte.
In the Studio, 2019
JedesA Bigger Picture