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© 2021 Langen Müller Verlag GmbH, München

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Foto/Umschlag: GLM Marketing AG, Zürich

E-Book Konvertierung: VerlagsService Dietmar Schmitz GmbH, Heimstetten

ISBN 978-3-7844-8426-6

Den sieben entführten schweizerischen Bundesräten gewidmet:

Moritz Eulengerber (Energie undVerkehr)

Josy Dreist (Landwirtschaft)

Casparl »Rübe« Bouchecain (Inneres)

Michelle Calamythey (Auswärtiges)

Samuel »Sämi« Amboss (Verteidigung und Sport)

Christoph Emser (Justiz und Polizei)

Max-Rudolf Herz (Finanzen)

Inhalt

Prolog

ERSTER TEIL

Zürich, im Juli

Im Jammeribodenloch

Zürich, in der gleichen Nacht

Zürich, Montag, 28. Juli

Zürich, in der Eissporthalle

Im Kurhaus von Jammeribodenloch, Montag, 28. Juli

Der Rabbiner

Was Dora Zweibach erzählte …

Von der Geburt der Zwillinge

Nike und Abel

Der Tod von Dora Zweibach

Hiobs Bestimmung

Das Treffen

Ritas Los

In der Zentrale von US1A

Der Plan, Montag, 28. Juli

Zürich, Dienstag, 29. Juli

Zürich, Redaktionsräume der Swiss Tribune

Im Bistro auf der anderen Straßenseite, Dienstag, 29. Juli

In Genf, 29. Juli, abends

Zürich, Galaxy-Studio, 29. Juli, abends

Genf, in der Nacht des 29. Juli

Auf Rita Ruchtis Hof im Jammeribodenloch

Genf, im saudischen Herrenhaus

Auf Hermann Strausacks Wydenhof, Mittwoch, 30. Juli

Im Jammeribodenloch, 30. Juli

In Genf und jenseits des Atlantiks, 30. Juli

Auf dem Wydenhof, 30. Juli

Geologie im Jammeribodenloch

Der Überfall bei Urchigen, 30. Juli

Im Führungsbunker von Urchigen, Mittwoch, 30. Juli

Am Nachmittag gleichen Tags im Kurhaus

Der Ernstfall am Mittwoch

Marcos Verhängnis

Von vorne bläst der Wind …, 30. Juli

Bern, im Bundeshaus, 30. Juli

Im Kurhaus Jammeribodenloch, 30. Juli

Airport Bern-Belp, Mittwoch, 30. Juli

In der Lobby des Kurhauses

Im Hinterhof des Kurhauses

Im Verlies des Gewölbekellers

Rita unterwegs

Der dunkelste Tag …

ZWEITER TEIL

Die Quarantäne

Im Forschungslabor, am Morgen des 31. Juli

Bern, Eidgenössisches Justizdepartement, 31. Juli

Zürich, 31. Juli

Auf dem Zivilstandsamt Hinteregg-Jammeribodenloch

Zürich, im Gebäude von Swiss Tribune und Galaxy, 31. Juli

Im Fernsehstudio

Nach dem Clinch

Das Attentat vom 31. Juli in Zürich

Zürich, am Stauffacher vor McDonald’s

Zürich, am Stauffacher, Minuten später

Schamir

Bern, Nussbaumstraße 29, Zentrale des Inlandgeheimdienstes, 31. Juli

Auf der Fahrt ins Gebirge, 31. Juli

Bagdad, Sommer 2003

Unterwegs ins Gebirgstal, 31. Juli

Im Gasthaus zum Kreuz, in der Nacht des 31. Juli

Im Gewölbekeller

Aussicht auf Rettung

Der Ausbruch am 31. Juli, vor Mitternacht

Die Wege trennen sich

DRITTER TEIL

BRISE, 31. Juli

Im Gasthaus ›Zum Bären‹

Ken Coopers These

Bern, im Ad-hoc-Krisenstab

Der Austausch

Der Aufschrei des Berges

In der alten Mühle

Drei Uhr morgens …

In der alten Mühle

Auf der Fahrt ins Dorf …

In der alten Mühle

Vor dem Forschungslabor

Im Institut für Virologie und Gentherapie

Drei Stockwerke tiefer

e-Politiker

Bern, Bundeshaus, nächtliche Pressekonferenz

Im Versuchszentrum der Quarantäne

Im improvisierten Bundeshaus-Studio

Der Unfall

Mona erwacht

In Melissas Zimmer

Die Zeit zerrinnt …

Die Bombe tickt …

Count-down zur Hölle

Clinch live aus dem Jammeribodenloch …

Gut gebrüllt, Löwe …

Bern und Washington

Epilog

Anmerkung des Autors

Prolog

Sie waren nicht zu sehen, die Männer, ihre Gesichter geschwärzt und hinter Strumpfmasken verborgen. Mit dem Sturm kamen sie über den See. Vom flachen Ufer huschten sie lautlos über den weichen Rasen des großen Gartens. Heftige Regenschauer peitschten auf die lange Fassade der großen Villa, ihr Angriffsziel. Windböen fegten kräftig durch die alten, hohen Ulmen, das Geäst ächzte, die Platanen rauschten, und am Ufer neigten sich die Pappeln gegeneinander, als wollten sie sich die Anwesenheit der gefährlichen Besucher zuraunen. Das Gewitter toste. Das prächtige weiße Herrenhaus, das vor Jahren in den Besitz des saudischen Königshauses gelangt war, trotzte dem Sturm stoisch wie eine Festung, und es war tatsächlich eine. Der rechteckige Bau hatte je einen Flügel an den Seiten und war von einem breiten braunroten Ziegeldach bedeckt. Hinter dem feudalen, von finsteren Waldstücken abgeschirmten Anwesen lagen der Helikopterlandeplatz, ein Stallgebäude und zwei Gästebungalows.

Sein einziger Bewohner, der märchenhaft reiche Wüstensohn, liebte das Prasseln und Krachen des Gewitters. Waren die Fensterläden geschlossen und brauste draußen der Wind über den See, erschien ihm das Haus als die allerprächtigste Heimstatt, und die Behaglichkeit in den eigenen vier Wänden war kaum zu überbieten.

Auf der Leopardendecke seines breiten Betts räkelte sich die leicht bekleidete exotische Schönheit Nikrim. Sie sah hinreißend aus. In einer schönen, perfekten Linie verlief ihr Rücken zu ihren schmalen Hüften, erhob sich zur Wölbung ihrer Backen und verschmolz in die vom schwarzen Negligé umflorten Schenkel.

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht goss der Prinz den gekühlten Champagner in die goldverzierten Kristallkelche und ergötzte sich an der verführerischen Pose der jungen Frau. Seinen Körper hielt der Bonvivant von ungefähr fünfzig in beneidenswerter Form, er sah attraktiv aus. Der Prinz hatte verlässliche Chancen, dereinst zum König des reichsten Erdöllands der Welt gekrönt zu werden.

Doch die Männer in ihren schwarzen Overalls hegten andere Pläne für seine Zukunft.

Wasser troff von den Linsen der Überwachungskameras. Auf dem verschwommenen Bild sah der Wächter im Untergeschoss die schattenhaften Umrisse der Männer, die plötzlich vom See her auf das Haus zustürmten, deutlich genug, höchst alarmiert griff er zum Telefon.

Die bewaffneten Eindringlinge kauerten am seitlichen Eingang, den sie von den Luftaufnahmen kannten, gaben sich Zeichen, bereit zum Sturm.

Ein dumpfer Knall riss den Prinzen jäh aus seiner erotischen Kontemplation. Nikrim schrie gellend auf.

Die Angreifer preschten durch die Küche in die Halle, durchsuchten alle Zimmer, trieben die Angestellten zusammen, besetzten nach einem genauen Plan die Räume im Haus, jeden Widerstand erstickten sie brutal im Keim.

Eine halbe Stunde später hatte der drahtige Anführer Aziz al-Fakr das Haus unter Kontrolle. Der Topterrorist war zufrieden.

Innerlich bebend, äußerlich gefasst öffnete der leichenblasse Prinz tief im dritten Kellergeschoss das elektronische Sicherheitsschloss. Die Männer stemmten die massive Stahltür auf und staunten: Der riesige Familienschatz schimmerte ihnen entgegen. Zwei Reihen lang verlor sich der matte Glanz der Goldbarren im tiefen Gewölbe – wie Häuserzeilen eines Boulevards, die von der Dämmerung im Westen verschluckt werden.

Der Prinz hielt trotzig den Kopf hoch, und sein fein geschnittenes Gesicht zeigte den Ausdruck abgrundtiefer Verachtung.

Al-Fakr schenkte ihm bloß einen mitleidigen Blick, sofern er überhaupt zu Mitleid fähig war. Als Nummer zwei der al-Qaida, auf den die CIA eine Kopfprämie von zwanzig Millionen Dollar ausgesetzt hatte, stand er vor einem einsamen Höhepunkt. Es war nur eine Frage von Stunden, bis ihm die erste einsatzbereite Atombombe im Austausch für das saudische Gold übergeben würde. Hier, in der Sicherheit der Prunkvilla, knapp eine halbe Stunde von Genf entfernt.

Ungefähr zur gleichen Zeit erklärte in Bern ein Sprecher der Schweizer Bundesregierung in den Abendnachrichten, das Land sei nach einer Studie des Kernstabs für Sicherheit keine Zielscheibe des Terrorismus, und die Bevölkerung habe keinen Grund zur Besorgnis. Die Polizei in den sechsundzwanzig Kantonen stünde in engem Kontakt mit der Bundeskoordinationsstelle für innere Sicherheit.

Nur wenig später, um zwanzig Uhr, begrüßte die beliebte Moderatorin Mona Menn in Clinch, einer der populärsten Fernsehshows, den früheren Vorsitzenden einer Linkspartei und fragte: »Als Hotelier kritisieren Sie die Bauern scharf, sind zugleich aber ein heimlicher Profiteur der Landwirtschaft. Keine Touristenseele käme ins Wallis, wenn die Weiden dort nicht so schön gepflegt wären wie die Hände einer Frau.«

Auch auf dem saudischen Landsitz am Genfer See flimmerte die beliebte Sendung irgendwo über eine der zahlreichen Mattscheiben.

»Nichts gegen ein Profitchen, aber schauen Sie, fünf Kühe kosten die Steuerzahler so viel wie ein Schüler. Gespart wird bei den Lehrerinnen und nicht bei den Kälbern«, meinte der bubenhaft um sich blickende Gast.

Im Badezimmer des Gästeflügels schielte Max Gron alias Abu Khalid in den Spiegel, der zugleich als TV-Projektionsfläche diente, und schrubbte sich, über das Onyx-Waschbecken gebeugt, die Schwärze aus dem Gesicht. Alles war nach Plan verlaufen. Wie immer, wenn der deutschstämmige Max Gron die Sache in die Hand nahm. Belustigt versuchte er, den Wert des Goldschatzes zu schätzen, verlor sich aber in den Nullstellen der Milliarden. Zudem lenkte ihn die attraktive Moderatorin im Fernsehen ab. Er starrte fasziniert auf ihren schönen Mund, der sich reizvoll zu einem Lächeln verzog, als sie meinte: »Aus einem frustrierten Bauernstand wächst ein schlagkräftiges Heer.«

»Die Bauern sind kampfeslustig, aber keine Terroristen. Politikern Mist anzuschmeißen ist die höchste Form ihrer Rebellion«, antwortete der ulkige Typ mit Brille.

»Was kostet uns die Landwirtschaft?«

»Dreizehn Milliarden Franken pro Jahr …«

Max Gron schaltete Clinch weg, trocknete sich die Wange und ging hinaus. Ihr hübsches Gesicht würde er wieder erkennen. Überall.

Als er wenig später das Schwimmbad betrat, stand al-Fakr vor der Kamera.

»Wir tragen den Terror an jeden Ort des Westens«, sprach der Anführer theatralisch und streckte ein blankes Schwert empor. Das Aufnahmelicht der Videokamera leuchtete rot.

Die Hände auf den Rücken gefesselt, kniete der Prinz würdevoll mit nacktem Oberkörper am Rand des Beckens. Plötzlich sauste die Klinge nieder. Blitzschnell.

Der Kopf des Prinzen fiel sofort bei dem wuchtigen Hieb. Sein Blut klatschte auf den weißen Fliesenboden. Totenstille herrschte, während das Wasser im Becken sich grässlich rot verfärbte.

Wortlos ließ der Terrorist die Henkersklinge fallen und schritt salopp hinaus. Die Männer, die der Exekution zugeschaut hatten, lachten und rauchten. Dann brachten sie den Leibwächter, den Chauffeur, die Hausdame und den Gärtner um. Die exotisch schöne Nikrim kam als Letzte an die Reihe. Es war ausgemacht, dass sie Max Gron gehörte.