Das Fräulein von Scuderi

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Fußnoten

  1. Thomas Weitin, »Das Fräulein von Scuderi«, in: E. T. A. Hoffmann. Leben – Werk – Wirkung, hrsg. von Detlef Kremer, Berlin/Boston 22012, S. 316–324, hier S. 319.

  2. Hans-Dieter Gelfert, Wie interpretiert man eine Novelle und eine Kurzgeschichte?, Stuttgart 1993, S. 33 f.

  3. Christine Lubkoll, »Die Serapions-Brüder. Gesammelte Erzählungen und Märchen (1819–21). Einführung«, in:
    E. T. A. Hoffmann Handbuch. Leben – Werk – Wirkung,
    hrsg. von C. L. und Harald Neumeyer, Stuttgart 2015, S. 75–78, hier S. 75.

  4. Peter Braun, E. T. A. Hoffmann. Dichter, Zeichner, Musiker. Biographie, Düsseldorf/Zürich 2004, S. 170.

  5. Weitin (s. Anm. 1), S. 316.

  6. Maximilian Bergengruen / Antonia Eder, »Das Fräulein von Scuderi. Erzählung aus dem Zeitalter Ludwig des Vierzehnten (1819)«, in: Lubkoll/Neumeyer (s. Anm. 3), S. 126–130, hier S. 127.

  7. Weitin (s. Anm. 1), S. 317.

  8. E. T. A. Hoffmann, Die Serapions-Brüder, Bd. 3, zitiert nach: www.projekt-gutenberg.org/etahoff/serapion/serap618.html (Stand: 1. 10. 2021).

  9. Hoffmann (s. Anm. 8), zitiert nach: www.projekt-gutenberg.org/etahoff/serapion/serap601.html (Stand: 1. 10. 2021).

  10. Stefan Scherer, »Systematische Aspekte. Künstler/Außenseiter«, in: Kremer (s. Anm. 1), S. 508–511, hier S. 509.

  11. Weitin (s. Anm. 1), S. 324.

  12. Henriette Herwig, »Das Fräulein von Scuderi«, in: Interpretationen. E. T. A. Hoffmann: Romane und Erzählungen, hrsg. von Günter Saße, Stuttgart 2004, S. 199–211, hier S. 204.

  13. Burkhard Dohm, »Das unwahrscheinliche Wahrscheinliche. Zur Plausibilisierung des Wunderbaren in E. T. A. Hoffmanns Das Fräulein von Scuderi«, in: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 73 (1999) H. 2, S. 289–318, hier S. 303 f.

  14. Dirk Uhlmann, »Systematische Aspekte. Identität, verschobene und nicht-identische«, in: Kremer (s. Anm. 1), S. 501–503, hier S. 503.

  15. Herwig (s. Anm. 12), S. 209.

  16. Informationen zu den drei nachfolgend erörterten Krankheitsbildern (»Fixe Idee«, »Wut ohne Verkehrtheit« und »Vervielfältigung der Individualität«) sind Bergengruen/Eder (s. Anm. 6), S. 128 f., entnommen.

  17. Bergengruen/Eder (s. Anm. 6), S. 128.

  18. Bergengruen/Eder (s. Anm. 6), S. 128..

  19. Herwig (s. Anm. 12), S. 209 f.

  20. Bergengruen/Eder (s. Anm. 6), S. 128.

  21. Bergengruen/Eder (s. Anm. 6), S. 128 f.

  22. Harald Neumeyer, »Verbrechen/Verbrecher«, in: Lubkoll/Neumeyer (s. Anm. 3), S. 316–320, hier S. 318.

  23. Stephanie Langer, »Giftmord und Herzstich. Zu E. T. A. Hoffmanns Fräulein von Scuderi«, in: Tötungsarten und Ermittlungspraktiken. Zum literarischen und kriminalistischen Wissen von Mord und Detektion, hrsg. von Maximilian Bergengruen, Gideon Haut, Stephanie Langer, Freiburg i. Br. / Berlin / Wien 2015, S. 133–150, hier S. 134.

  24. Langer (s. Anm. 23), S. 145.

  25. Bergengruen/Eder (s. Anm. 6), S. 129.

  26. Langer (s. Anm. 23), S. 150.

  27. Michael Niehaus, »Recht/Gerichtsverfahren«, in: Lubkoll/Neumeyer (s. Anm. 3), S. 305–310, hier S. 308.

  28. E. T. A. Hoffmann, E. T. A. Hoffmanns Briefwechsel, hrsg. von Friedrich Schnapp, Bd. 1, München 1967, S. 65.

  29. Braun (s. Anm. 4), S. 38, 41.

  30. Hoffmann (s. Anm. 28), S. 78.

  31. Braun (s. Anm. 4), S. 48 f.

  32. Braun (s. Anm. 4), S. 97.

  33. Ebd., S. 69.

  34. Braun (s. Anm. 4), S. 99.

  35. Braun (s. Anm. 4), S. 103.

  36. Agnes Hoffmann, »Die Fantasiestücke in Callots Manier«,
    in: E. T. A. Hoffmann Portal, etahoffmann.staatsbibliothek-berlin.de/1814–1815_fantasiestuecke-in-callots-manier/ (Stand: 1.10.2021).

  37. Braun (s. Anm. 4), S. 152.

  38. Braun (s. Anm. 4), S. 170.

  39. E. T. A. Hoffmann, Sämtliche Werke in fünf Einzelbänden, Bd. 3: Serapions-Brüder, München: Winkler, 1966, S. 599.

  40. Marion Bönnighausen, »Der Sandmann«, in: E. T. A. Hoffmann Portal, etahoffmann.staatsbibliothek-berlin.de/portfolio-item/sandmann/ (Stand: 1.10.2021).

  41. E. T. A. Hoffmann, Sämtliche Werke in sechs Bänden, hrsg. von Hartmut Steinecke und Wulf Segebrecht, Bd. 4: Die Serapions-Brüder, Frankfurt a. M. 2001, S. 69.

  42. Weitin (s. Anm. 1), S. 318.

  43. Ebd.

  44. Kristina Jobst, »Romantik, Vormärz und Realismus«, in: Lubkoll/Neumeyer (s. Anm. 3), S. 409–411, hier S. 409.

  45. Zitiert nach: ebd., S. 410.

  46. Jobst (s. Anm. 44), S. 411.

  47. Braun (s. Anm. 4), S. 21.

  48. Ebd., S. 22.

  49. Paul Goldschneider, Lesestücke und Schriftwerke im deutschen Unterricht, München 1906, S. 175.

  50. Renate Kellner, »E. T. A. Hoffmann in der Schule«, in: Lubkoll/Neumeyer (s. Anm. 3), S. 435 f., hier S. 435.

  51. Ruth Neubauer-Petzoldt, »Rezeption im Film«, in: Lubkoll/Neumeyer (s. Anm. 3), S. 429 f., hier S. 429.

  52. Neubauer-Petzoldt (s. Anm. 51), S. 429.

Die Handlung geht auf Historische Quellenhistorische Begebenheiten zurück. Durch den Rückgriff auf belegte Kriminalfälle sowie real existierende Personen und genau

In der literaturwissenschaftlichen Forschung wurde viel darüber diskutiert, welche Themen der Facettenreiche Erzählungfacettenreichen Erzählung den Kern des Textes bilden: Während einige die Novelle in erster Linie als Kriminal- oder Detektivgeschichte lasen, standen für andere vielmehr Künstlertum und Wahnsinn im Vordergrund. Sie interessierten sich für die Psychopathografie eines künstlerischen Genies (d. h. für die Novelle als Untersuchung der Auswirkungen psychischer Störungen auf die Entwicklung des Künstlers Cardillac). Wiederum andere richteten ihr Hauptaugenmerk auf die Frage, ob E. T. A. Hoffmann – von Beruf Schriftsteller und Jurist – nicht primär eine Kritik des Justizsystems seiner Zeit intendiert habe. Diese Vielschichtigkeit ist es, die die Beschäftigung mit der Novelle, auch in der Schule, reizvoll macht. Hoffmanns Werk wird der Epoche: RomantikEpoche der Romantik zugeordnet.

Das Fräulein von Scuderi spielt in Paris, 17. JahrhundertParis zur Zeit des »Sonnenkönigs« Ludwig XIV. Der Beginn der Ereignisse ist auf den Herbst 1680 datiert. Die Zusammenfassung der Handlung erfolgt gemäß inhaltlichen Abschnitten.

Erster Abschnitt (S. 3, Z. 1 – S. 8, Z. 14)

Die Handlung beginnt unvermittelt mit dem Nächtlicher Besuchmitternächtlichen Erscheinen einer verhüllten Gestalt vor dem Haus Magdaleine von Scuderis. Der nächtliche Besucher will die Hausherrin trotz der späten Stunde unbedingt sprechen. Da Baptiste, der Hausangestellte, zur Hochzeit seiner Schwester gefahren ist, ist die Scuderi mit ihrer Kammerfrau, der Martiniere, allein in ihrem Haus in der Straße St. Honoré – was der ungebetene Besucher zu wissen scheint. Nach einigem Zögern öffnet die Martiniere, durch das sanfte Flehen des vermeintlich harmlosen Besuchers gerührt, die Tür. Einmal im Haus, wird der junge Mann aber ungestüm und fordernd, zückt ein Stilett und verlangt nochmals vehement, zur Scuderi vorgelassen zu werden. Die Martiniere verweigert ihm jedoch den Zutritt zu den Gemächern ihrer Herrin. Als die berittene Polizei auf der Straße hörbar wird, ruft die Martiniere um Hilfe, und der Eindringling muss fliehen. Zuvor übergibt er der Kammerfrau ein Geheimnisvolles KästchenKästchen für die Scuderi. In ebendiesem Moment kommt Baptiste zurück,

Zweiter Abschnitt (S. 8, Z. 15 – S. 18, Z. 20)

Abb. 1: Verhaftung der französischen Giftmörderin Marquise de Brinvilliers. Holzschnitt von 1867 – © INTERFOTO / Sammlung Rauch

Der nächste Abschnitt enthüllt die Hintergründe der Befürchtungen Baptistes in einem ausführlichen Rückblick auf Ereignisse der jüngeren Vergangenheit: Ein neu entwickeltes geruchs- und geschmacksneutrales Gift, das durch bloßes Einatmen tötet, wird für eine Serie von Rückblick: GiftmordserienMordanschlägen verwendet und versetzt Paris in Angst und Schrecken. Lange Zeit bleiben die Mörder unentdeckt, da das Gift im menschlichen Körper keinerlei Spuren hinterlässt, bis sie durch Zufall enthüllt und zur Strecke gebracht werden. Doch schon bald hebt eine zweite Mordserie an. Gegenseitiges Misstrauen macht sich breit, niemand vertraut mehr seinen Nächsten. Zur Aufklärung setzt der König einen extra ernannten Gerichtshof ein – die Chambre ardenteChambre ardente, der la Regnie als Präsident vorsteht. Dessen Bemühungen bleiben jedoch fruchtlos. Stattdessen gelingt es Desgrais, einem Beamten der Marechausse, der sich bereits bei der Aufklärung der

Die Erzählung kehrt zurück in das Haus der Scuderi: Es ist der Morgen nach der nächtlichen Begegnung. Die Martiniere und Baptiste berichten dem Fräulein, was vorgefallen ist, und übergeben mit großer Sorge das Kästchen. Die Scuderi beruhigt sie – jeder wisse schließlich, dass bei ihr nichts zu holen sei. Sie öffnet das Kästchen und ist überwältigt: Außerordentlicher Juwelenschmuck …Juwelenschmuck funkelt ihr entgegen. Bei näherem Hinschauen bemerkt sie einen Zettel, dessen Inhalt jetzt auch die zuvor so ruhige Dame in Aufruhr versetzt. Es sind die Worte, die sie beim König gesprochen hat, begleitet von einem Anschreiben, in dem »Die Unsichtbaren« ihr dafür … und Dank der »Unsichtbaren«danken, sie vor verschärfter Verfolgung gerettet zu haben – nun könnten sie weiter das »Recht des Stärkern« (S. 20) walten lassen und ungestört rauben. Der Schmuck solle ihre Dankbarkeit zum Ausdruck bringen. Die Scuderi ist außer sich. Als sie sich wieder beruhigt hat, überlegt sie, was zu tun sei, und beschließt, das Kästchen mit den Juwelen zur Marquise de Auskunft der MaintenonMaintenon, der Mätresse des Königs, zu bringen. Diese erkennt in der außergewöhnlichen Goldschmiedearbeit die Handschrift des Meisters René Cardillac.

An dieser Stelle unterbricht die Handlung für eine Beschreibung René CardillacCardillacs durch den Erzähler. Dieser sei einer der »kunstreichsten und zugleich sonderbarsten Menschen seiner Zeit« (S. 22), in der Gesellschaft hoch angesehen, hilfsbereit und höflich und