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Unterwegs mit
Ralf Nestmeyer
Ist Historiker und Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Er lebt in Nürnberg und ist Autor von zahlreichen Reiseführern; zudem hat er ein Buch über „Französische Dichter und ihre Häuser“, das Sachbuch „Alles Mythos! 16 Populäre Irrtümer über Frankreich“ und drei Krimis, die in der Provence spielen, geschrieben („Roter Lavendel“, „Die Toten vom Mont Ventoux“, „Späte Rache im Luberon“). Im Michael Müller Verlag sind von ihm folgende Titel erschienen: London, Cornwall, Südengland, Paris, Marseille, Normandie, Languedoc-Roussillon, Provence, Haute-Provence, Côte d’Azur, Nürnberg sowie Franken.
Schon lange gehört Südfrankreich zu meinen persönlichen Sehnsuchtslandschaften. Begonnen hat diese „Liebesaffäre“ vor rund drei Jahrzehnten. Zusammen mit Freunden war ich nach dem Abitur aufgebrochen, um Südfrankreich zu erkunden - übrigens mit einem Reisehandbuch meines heutigen Verlegers im Gepäck. Stilecht fuhren wir mit einer Ente und einem R 4 durch den Midi, durchstreiften ein paar alte Dörfer und Burgen, tranken im Platanenschatten Café au lait, um schließlich nach einer Fahrt zwischen Lavendelfeldern hindurch an einem heute noch existierenden Campingplatz am Lac d’Esparron de Verdon zu landen. Wir badeten, faulenzten in der Sonne, tranken Rotwein und rauchten Gauloises. Mit anderen Worten: Wir erfreuten uns an all jenen Dingen, die wir für die Quintessenz des französischen Savoir vivre hielten. Nun, ein Restaurant habe ich in diesen Wochen bis auf die Pizzeria am Campingplatz nicht gesehen; es sollten noch ein paar Jahre und einige Frankreichreisen vergehen, bevor ich dem Midi auch kulinarisch verfallen war. Das Rauchen habe ich längst aufgegeben, meine Liebe zu Südfrankreich aber ist geblieben und hat sich in zahlreichen Reiseführern und drei Provence-Krimis („Roter Lavendel“, „Die Toten vom Mont Ventoux“, „Späte Rache im Luberon“) niedergeschlagen.
Bon voyage!
In eigener Sache
Während der Arbeit an dieser Auflage waren die Auswirkungen der Corona-Krise auf Restaurants, Hotels, Museen etc. noch nicht abzusehen. Deswegen können nicht alle Informationen in diesem Buch auf dem aktuellen Stand sein. Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis und bitten Sie, gelegentlich einen Blick auf unsere Internetseiten zu werfen, wo wir Sie über Ihr Reisegebiet auf dem Laufenden halten. Wenn Sie mögen, können Sie diesen Service mit eigenen Erfahrungen vor Ort unterstützen. Schreiben Sie uns unter info@michael-mueller-verlag.de, Stichwort „Reisebuch-Updates“. Wir sind dankbar für jeden aktuellen Hinweis.
Orientiert in Südfrankreich
Die Region im Profil
Südfrankreich ist ...
Kulturelle Sehenswürdigkeiten und landschaftlich wunderschön: trutzige Katharerburgen, herrliche Wandergebiete wie der Luberon oder die Cevennen. Es gibt traumhafte Städte wie Marseille, Lyon, Toulouse, Montpellier, Nizza, Arles und Aix-en-Provence. Weitere Highlights sind das römische Kulturerbe und die traumhaften, oft kilometerlangen Sandstränden.
Herrliches Bergdorf: Bormes-les-Mimosas
... voll von reizvollen Städten und Dörfern
Südfrankreich ist ohne Zweifel ein Land der Städte, man denke nur an Toulouse, Nîmes, Avignon, Arles, Aix-en-Provence (die französische Bilderbuchstadt schlechthin) oder die berühmt-berüchtigte Millionenmetropole Marseille. Entlang der Côte d’Azur reihen sich „Badeorte“ mit mondäner Vergangenheit wie Menton, Nizza und Cannes wie Perlen auf einer Schnur, westlich von Marseille locken Montpellier, Sète und Perpignan, das sich rühmen darf, früher die Residenz der mallorquinischen Könige gewesen zu sein. Freunde des Mittelalters wiederum werden an dem Städtchen Carcassonne ihre helle Freude haben. Zu den schönsten Orten an der Küste zählen trotz der nicht abreißenden Besucherflut immer noch Saint-Tropez, Collioure und Cassis.
Wer ein Faible für kleine, verträumte Bergdörfer hat, wird in Südfrankreich ebenfalls nicht enttäuscht: Mont-Louis, Gourdon, Sainte-Agnes oder Minerve wetteifern um die Touristengunst. Einen besonderen Reiz üben aber die Kleinstädte aus, die von ihrer Größe her oftmals besser als Markt charakterisiert werden sollten: so beispielsweise Cotignac oder Aups im Haut Var, L’Isle-sur-la-Sorgue in der Vaucluse, Sisteron in der Haute-Provence oder Céret und Pézenas in der Region Languedoc-Roussillon.
... reich an Kunst und Kultur
Freunde klassischer Altertümer finden nirgendwo außerhalb Italiens mehr römische Bauten vor als in Südfrankreich. Zu den bedeutendsten Monumenten aus dieser Epoche zählen der Pont du Gard, die Siegestrophäe von La Turbie, das antike Theater von Orange und das Amphitheater von Arles. Sieht man von der Antike ab, so hat vor allem die Romanik ihre Spuren hinterlassen, besonders in der Provence und im Roussillon. Neben den drei berühmten Zisterzienserklöstern Le Thoronet, Sénanque und Silvacane sind das Kloster Saint-Guilhelm-le-Désert und die Wallfahrtskirche Saint-Gilles für ihre Formensprache berühmt. Fantastisch ist auch die Ingenieursleistung des zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Canal du Midi, der sich mit seinen Platanenalleen und Schleusen wie ein überdimensionales Landschaftskunstwerk von Carcassonne bis ans Meer erstreckt.
Wer sich für moderne Kunst interessiert, kann in einen wahren Rausch verfallen. Angefangen bei der weltberühmten Fondation Maeght in Saint-Paul-de-Vence bis hin zu mehreren faszinierenden Museen, die jeweils einem einzigen Künstler gewidmet sind (in Biot Fernand Léger, in Nizza Matisse, in Antibes Picasso), ist einiges geboten. Eindrucksvoll ist auch der postmoderne Bau des Carrée d’Art in Nîmes, den Norman Foster dem römischen Tempel Maison Carrée kongenial gegenüberstellte.
... eine einzigartige Landschaft
Trotz der vielen Städte und Dörfer ist Südfrankreich ein dünn besiedelter Landstrich, die rauen Höhen der Cevennen und die kargen Täler der Seealpen sind genauso wie die unwirtliche Camargue von menschlicher Besiedlung weitgehend verschont geblieben und bieten eindrucksvolle Naturerlebnisse. Wanderfreunde finden im Luberon und den anderen südfranzösischen Gebirgszügen ein reiches Betätigungsfeld, und wer sich die schönste Schlucht Europas anschauen will, steuert den beeindruckenden Grand Canyon du Verdon an. Faszinierend sind auch die Cirque de Navacelles, ein imposanter Felskessel, der durch den veränderten Lauf der Vis entstanden ist, oder das bizarre Felsenmeer Montpellier-le-Vieux.
Auch die stellenweise stark zersiedelte französische Mittelmeerküste kann mit landschaftlichen Highlights aufwarten: Malerisch sind besonders der Küstenabschnitt zwischen Menton und Nizza, wo sich die Ausläufer der Seealpen bis an das Ufer heranschieben, sowie die Côte Vermeille am Fuße der Pyrenäen.
... Sonne und Wasser
Ein Flair, wie es die klassischen Badeorte der Côte d’Azur zu bieten haben, wird man andernorts vergeblich suchen. Selbst Großstädte wie Nizza und Marseille besitzen einen recht passablen Hausstrand. Manch traumhafter Strand auf der Halbinsel von Saint-Tropez mag während der Hochsaison zwar etwas überlaufen sein, dafür locken in der Camargue rund um Les-Saintes-Maries-de-la-Mer ausgedehnte und wenig besuchte Sandstrände.
Schätze aus allen Epochen
Erlebnis Kultur
Südfrankreich besitzt eine Fülle an bedeutenden kulturellen Sehenswürdigkeiten - angefangen von antiken Bauwerken über Kirchen bis hin zu Dutzenden von interessanten Museen. Vor allem die Antike steht im Fokus, so beim Pont du Gard oder dem Amphitheater von Arles.
Am Hafen von Saint-Tropez verkaufen Maler ihre Kunst
Antike Bauwerke
Théâtre Antique in Orange: Einer der schönsten und besterhaltenen Bauten der Antike.
Les Arènes Romaines in Arles: Eines der größten Amphitheater im Römischen Reich.
Les Alyscamps in Arles: Reste des größten spätantiken Friedhofs Galliens.
Pont du Gard: Eines der prachtvollsten und besterhaltenen römischen Baudenkmäler in ganz Europa.
Maison Carrée in Nîmes: Beeindruckender antiker Tempel.
Klöster und Kirchen
Abbaye du Thoronet: Älteste und zugleich wohl schönste Zisterzienserabtei der Provence.
Abbaye de Sénanque: Traumhaftes Zisterzienserkloster mit vorgelagerten Lavendelfeldern.
Chartreuse du Val de Bénédiction: Eine der größten Klosteranlagen Frankreichs.
Eglise Saint-Gilles: Abteikirche mit überaus reichem Skulpturenschmuck.
Abbaye de Fontfroide: Schönste Zisterzienserabtei im Languedoc.
Abbaye de Saint-Martin-du-Canigou: Wie ein Adlerhorst auf einem kleinen Ausläufer des Canigou-Massivs thronende Abtei.
Kulturmuseen
Musée de Préhistoire: Das prähistorische Museum von Quinson ist ein spektakulärer Bau.
Camp des Milles: In der ehemaligen Ziegelei von Les Milles und heutigen Gedenkstätte wurden im Zweiten Weltkrieg berühmte Exilanten wie Lion Feuchtwanger interniert.
Caverne du Pont d’Arc: Nachbau der Grotte Chauvet mit den berühmten vorgeschichtlichen Felszeichnungen.
Musée de la Romanité: Neuer Museumstempel in Nîmes zur römischen Vergangenheit der Region.
Narbo Via (Musée Régional de la Narbonne Antique): Spektakuläres Museum zur Antike, erst 2020 eröffnet.
Mémorial du Camp de Rivesaltes: In der Geschichte des Flüchtlingslagers spiegelt sich die europäische Geschichte des 20. Jh.
Cité de l’Espace: Weltraumpark in Toulouse, ein Muss für Technikfreaks!
Kunstmuseen
Musée Matisse: Bilder aus allen Schaffensperioden des Künstlers.
Fondation Maeght: Ein Highlight für Liebhaber moderner Kunst - faszinierend vor allem der Giacometti-Hof und Mirós verspieltes Labyrinth.
Musée National Fernand Léger: 350 Kunstwerke aus den verschiedenen Schaffensperioden des Künstlers.
Atelier Paul Cézanne: Ausstellung in Cézannes weitgehend im Originalzustand belassenem Atelier.
Carré d’Art: Das Museum für zeitgenössiche Kunst in Nîmes ist ein Werk von Stararchitekt Norman Foster.
Musée d’Art Moderne de Céret: Picasso, Chagall, Dufy, Miró & Co.
Musée Toulouse-Lautrec: Nicht nur Werke von Toulouse-Lautrec, sondern auch von Matisse, Bonnard, Marquet, Vuillard und Vlaminck beeindrucken.
Burgen und Festungen
Palais des Papes: Der Palast von Avignon ist ein monumentales Zeugnis des päpstlichen Herrschaftsanspruchs.
Château von Tarascon: Das Schloss zählt zu den beeindruckendsten Wehrbauten der Provence.
Château von Beaucaire: Das Château war einst eine der mächtigsten Burganlagen Frankreichs.
Cité von Carcassonne: Die Altstadt von Carcassonne ist ein Traum nicht nur für Mittelalter-Fans.
Château de Peyrepertuse: Eine der mächtigsten und eindrucksvollsten Katharerburgen.
Montségur: Weltentrückt liegt eine der letzten Bastionen der Katharer auf einem Bergkegel.
Villefranche-de-Conflent: Der gesamte Ort wurde von Vauban zu einer Festung ausgebaut.
Palais des Rois de Majorque: Der Palast der mallorquinischen Könige in Perpignan ist imposant.
Hoch hinaus, tief hinab
Erlebnis Natur
Südfrankreich besitzt aufgrund des milden Klimas eine einzigartige Vegetation sowie prachtvolle, exotisch anmutende Gartenanlagen. An der Küste erstrecken sich herrliche Strände, vor allem rund um die berühmte Halbinsel von Saint-Tropez. Und im Hinterland erheben sich mehrere Bergzüge sowie die Alpes-Maritimes, die größtenteils zum Mercantour-Nationalpark gehören.
Den Tarn kann man wunderbar mit dem Kanu erkunden
Nationalparks und Berge
Parc National du Mercantour: Der Nationalpark erstreckt sich entlang der französisch-italienischen Grenze von den Seealpen (Alpes-Maritimes) bis zu den Alpes de Haute-Provence.
Mont Ventoux: Bis heute übt der höchste Berg der Provence einen unwiderstehlichen Reiz aus, eine Fahrt zur fahlen, wie ewiger Schnee schimmernden Gipfelkuppe ist ein bleibendes Erlebnis.
Luberon: Der Luberon ist ein langgestreckter Bergrücken, der sich von Cavaillon bis Manosque erstreckt. Während er nach Norden hin sanft ausläuft, weist er an seinen Südhang ein markantes Relief auf.
Calanques: Die fjordartig, tief in die Kalksteinfelsen eingeschnittenen Calanques mit ihrem türkis schimmernden Wasser sind die Hauptattraktion des rauen Küstenabschnitts zwischen Cassis und Marseille.
Carmargue: Das Land der weißen Pferde, der auf und ab stolzierenden Flamingos, der schwarzen Stiere und der Gardians ist der von der Zivilisation am wenigsten berührte Teil der Provence.
Cevennen: Die Cevennen und die Kalkhochebenen der Causses wurden 2011 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, um ihren einzigartigen Charakter als Kulturlandschaft zu würdigen.
Mont Lozère: Die mächtige Granitkuppe des Mont Lozère ist mit 1699 Metern die höchste Erhebung der Cevennen.
Haut-Languedoc: Der größte Teil des Gebiets steht als Parc Régional du Haut-Languedoc unter Naturschutz.
Pyrenäen: Eine faszinierende Hochgebirgslandschaft, deren höchster Gipfel der 2921 Meter hohe Pic Carlit ist.
Schluchtenlandschaften
Grand Canyon du Verdon: Der Grand Canyon du Verdon begeistert mit einem atemberaubenden Naturszenario: Wie mit einem überdimensionalen Schwert in den Fels geschlagen, fallen die Felswände bis zu 700 Meter steil ab. Besonders imposant ist der Abschnitt zwischen dem Point Sublime und dem Lac de Sainte-Croix.
Gorges de la Nesque: Nicht ganz so spektakulär wie die Gorges du Verdon, dennoch sind die Gorges de la Nesque ein einzigartiges Naturdenkmal.
Gorges de l’Ardèche: Die einzigartige Schluchtenlandschaft der Ardèche kann mit dem Kanu erkundet werden.
Gorges de la Cèze: Nicht ganz so imposant wie die Gorges de l’Ardèche, aber dennoch sehenswert.
Gorges du Tarn: Stellenweise hat sich der Tarn ein teilweise mehrere Hundert Meter tiefes Bett in das steinige Hochplateau der Causses gegraben.
Gorges de l’Hérault: Schöne Schlucht, die auch mit dem Kanu erkundet werden kann.
Gorges de la Vis: Weitgehend unbekannter Fluss mit glasklarem Wasser.
Gorges de Colombières: Schöne Schlucht mit Felsbecken und kleinen Wasserfällen.
Gorges de la Fou: Spektakuläre Felswände in einer engen Schlucht.
Gorges d’Héric: Die Gorges d’Héric gehören zu den schönsten Schluchten des Haut-Languedoc und können bequem zu Fuß erkundet werden.
Gorges de Galamus: Die Schluchten von Galamus sind eine beeindruckende Naturszenerie mit Bademöglichkeiten.
Gärten und Parks
La Serre de la Madone: Ein wunderschöner Park mit seltenen subtropischen Pflanzen.
Jardin exotique du Val Rahmeh: Die Gartenanlage fasziniert mit ihren tropischen und subtropischen Pflanzen, die zum großen Teil essbare Früchte tragen.
Jardin Exotique: Der „Exotische Garten“ von Monaco beherbergt mehrere tausend Kakteenarten.
Fondation Ephrussi de Rothschild: Auf dem höchsten Punkt von Cap-Ferrat befindet sich die wohl schönste Gartenanlage der Côte d’Azur samt einer palastartigen Villa.
Domaine du Rayol: Eine traumhafte Parkanlage, die sich bis hinunter zum Meer erstreckt. Pflanzen aus allen Teilen der Welt sind hier zu sehen.
La Bambouseraie de Prafrance: Der einzige europäische Bambuswald ist ein verwunschener Ort.
Breites Angebot
Südfrankreich mit Kindern
Südfrankreich ist geradezu ideal für einen Aktivurlaub mit Kindern: Kanutouren auf der Ardèche, Schnorcheln und Tauchen in den Calanques, Eselswanderungen durch die Cevennen und, und, und.
Kanuparadies Ardèche
Boot, Wandern und Kanu
Bestens auf den kindlichen Aktionsdrang zugeschnitten ist ein Bootsausflug zum berüchtigten Château d’If vor Marseille oder eine Tour mit dem Hausboot auf dem Canal du Midi. Kids, die abenteuerliche Herausforderungen lieben, werden noch monatelang von einer Kanufahrt auf der Ardèche oder dem Tarn schwärmen. Wem dieser Nervenkitzel noch nicht ausreicht, kann auch eine geführte Rafting-Tour auf der Aude oder dem Verdon unternehmen.
Wanderungen gelten beim Nachwuchs zwar prinzipiell als langweilig, aber wenn man sich auf Stevensons Spurenmit einem Esel durch die Cevennen begibt, sind die Kinder mit Begeisterung dabei.
Eisbären, Wölfe und Elefanten
Ein Highlight ist der Besuch des Marineland bei Biot. Im größten europäischen Meerwasserzoo sind neben Eisbären, Seelöwen und Pinguinen auch Schwertwale, Haie und Delphine zu bewundern. Eine Alternative oder Ergänzung ist der Besuch des Ozeanographischen Museums von Monaco. Kinder sind vom farbenfrohen Meeresgetier derart angetan, dass sie Stunden im stummen Dialog vor den Glasscheiben verbringen können. Und ein riesiges Walskelett dürfen sie auch noch bewundern.
Ein ganz besonderes Erlebnis ist es auch, Wölfe in freier Wildbahn beobachten zu können. Dazu bietet sich der in den Alpes-Maritimes gelegene Wolfspark Alpha-Loup an, in dem rund zwei Dutzend Wölfe in umzäunten Arealen leben und von Beobachtungspunkten in Augenschein genommen werden können.
Eine kleine Safarireise bietet das Réserve africaine de Sigean, in dem es Löwen, Geparden, Nashörner und sogar Elefanten gibt.
Am, im und unter Wasser
Mit ihren zahlreichen Stränden eignet sich die französische Mittelmeerküste für Kinder und Jugendliche ausgezeichnet als Urlaubsgebiet. Wer Sandburgen bauen und zwischendurch plantschen will, findet vor allem westlich von Fréjus ausgedehnte feinsandige Strände. Herrlich schnorcheln und tauchen kann man unter anderem in den Calanques bei Cassis, und als Hochburg der Kitesurfer gilt La Franqui nördlich von Perpignan. Und wenn’s nicht das Meer sein soll: Toll baden kann man zum Beispiel auch in den Felsbecken der Gorges du Verdouble oder im Lac de Sainte-Croix nahe der berühmten Verdon-Schlucht.
Wer mit dem Nachwuchs durch Nizza spaziert, sollte unbedingt den riesigen Wasserspiegel auf der Promenade du Paillon besuchen. In regelmäßigen Abständen werden zur sommerlichen Freude Wasserfontänen hoch in die Luft gestoßen, durch die die Kinder jauchzend hindurchlaufen. Für jugendliche Wasserratten empfiehlt sich das Aqualand bei Fréjus, eine ausgedehnte Wasserlandschaft mit Riesenrutschen, einem Wildwasserbach und zahlreichen anderen Attraktionen.
Burgen und Ruinen
Sehr eindrucksvoll sind die Festungsanlagen von Carcasonne mit ihren Türmen und Zinnen sowie die Ruinen von Les Baux, sogar Riesenkatapulte und Rammböcke gibt es hier zu bewundern. Noch spektakulärer sind die zahlreichen Katharerburgen, die meist auf schwer einnehmbaren Bergkuppen errichtet wurden, so die Burg von Montségur, das Château de Quéribus oder das Château de Peyrepertuse, das im Hochsommer auch Greifvogelvorführungen im Programm hat.
Mit der Eisenbahn
Attraktiv für die ganze Familie ist eine Fahrt mit dem Petit Train Jaune durch das Vallée de la Têt, bei der 19 Tunnel durchquert und 22 Brücken überwunden werden. Ebenso interessant ist eine Fahrt mit dem Train des Pignes. Der Pinienzapfenzug tuckert von Nizza aus durch das Hinterland bis nach Digne-les-Bains. Zwischen Mai und Oktober wird jeden Sonntag das Teilstück zwischen Puget-Théniers und Annot sogar mit einer alten Dampflok befahren!
Unterwegs in Südfrankreich
Tal der Rhône und Haute-Provence
Die alten Römerstädte Lyon, Vienne und Valence sind kulturelle Schwergewichte im Tal der Rhône. Wesentlich ruhiger geht es in der Haute-Provence und den Hautes-Alpes zu. Statt Kultur spielt hier die Natur die Hauptrolle und begeistert nicht nur mit herrlichen Lavendelfeldern.
Lac de Serre-Ponçon
Die Rhône ist zwar nur der zweitlängste, dafür aber mit Abstand der wasserreichste Fluss Frankreichs. Schon in römischer Zeit war das breite Flusstal ein beliebtes Siedlungsgebiet, wie die Gründungen von Lyon, Vienne, Valence, Orange, Avignon und Arles eindrucksvoll beweisen. Auf den entlang der Rhône verlaufenden römischen Handelsstraßen wurden zudem edle Gewürze, feine Textilien, Schmuck, Edelsteine und Papyrus in den Norden Frankreichs transportiert. Und im Mittelalter gelangte die geistige und materielle Kultur der Mittelmeerländer auf der gleichen Route in das fränkische Gallien. Die Rhône fungierte gewissermaßen als TGV des vorindustriellen Zeitalters: „Die Rhône schießt mit äußerster Geschwindigkeit hinab“, notierte ein Reisender, der im Mai 1704 von Lyon nach Avignon fuhr, „und ist deshalb für alle, die in den Languedoc und die Provence wollen, sehr bequem.“
Östlich der Rhône erstrecken sich das Département Drôme, die Hautes-Alpes und die Haute-Provence - noch sehr ursprüngliche Regionen mit wenig Industrie, dafür gibt es hier hohe Berge und zahlreiche wunderschöne Dörfer wie beispielsweise Banon oder Simiane-la-Rotonde. Der Lac de Serre-Ponçon und der Lac de Sainte-Croix gehören zu den größten Stauseen Frankreichs und bieten viele Wassersportmöglichkeiten. Ein ganz besonderes Highlight ist der Grand Canyon du Verdon, eine gigantische Schlucht, die auch durchwandert werden kann.
Was anschauen?
Musée des Beaux Arts: Das in einer ehemaligen Benediktinerabtei untergebrachte Museum der schönen Künste gilt als eine der größten und bedeutendsten Kunstsammlungen Frankreichs.
Temple romain: Der Tempel von Vienne zählt zu den am besten erhaltenen römischen Tempeln Frankreichs.
Musée et Sites Archéologiques de Saint-Romain-en-Gal: In der Nähe von Vienne wurden die Grundmauern einer antiken Siedlung mit herrlichen Mosaiken freigelegt.
Palais Idéal: Der Phantasiepalast eines fleißigen Briefträgers.
Château des Adhémar: Die Burg von Montélimar dominiert das Stadtbild bis heute.
Ferme aux Crocodiles: In der in Europa einzigartigen Reptilienfarm leben mehr als 350 Krokodile.
Château de Grignan: Das Rennaissanceschloss wurde durch die Marquise de Sévigné berühmt.
Citadelle: Die beeindruckende Zitadelle von Sisteron sicherte einst den nördlichen Zugang zur Provence ab.
Prieuré de Ganagobie: Das Kloster gilt als bedeutendstes romanisches Bauwerk der Haute-Provence. Faszinierend sind das ungewöhnliche Skulpturenportal und die Bodenmosaike.
Notre-Dame-de-Salagon: Die ehemalige Benediktinerabtei ist von mehreren Gärten umgeben, darunter einer mit Gewürzpflanzen, einer mit Heilpflanzen und einer im Stil eines mittelalterlichen Klostergartens.
Musée de Préhistoire: Das prähistorische Museum von Quinson ist ein spektakulärer Bau. Ein Besuch gehört zum Pflichtprogramm!
Was unternehmen?
Routes des Crêtes: Eine Fahrt auf der Kammstraße nördlich des Grand Canyon du Verdon ist ein imposantes Erlebnis.
Wanderung auf dem Sentier Martel durch den Grand Canyon du Verdon: Schwere, fünfeinhalbstündige Wanderung auf der bekanntesten Route durch den Canyon.
Bootsexkursion über den Lac de Serre Ponçon: Von Savines-le-Lac aus kann man mit einem Ausflugsboot den See erkunden.
Kanutour von Quison auf dem Verdon: Eine herrliche Schlucht und ein tolles Erlebnis!
Was sonst noch?
Librairie Le Bleuet: Eine ungewöhnlich gut sortierte Buchhandlung mit über 100.000 Titeln in Banon.
Lavendelduft: Zwischen Mitte Juni bis Ende Juli lohnt eine Fahrt über das Hochplateau von Valensole mit seinen ausgedehnten Lavendelfeldern. Der Duft ist umwerfend.
Das Tal der Rhône
Bereits die Römer schätzten die Rhône und ihre weiterführenden Nebenflüsse als geeigneten Wasserweg; auch mit schweren Frachten beladen konnten römische Schiffe weit ins Innere Galliens vorstoßen. Ganz im Süden bildete die Rhône jahrhundertelang die natürliche Grenze zwischen dem Languedoc und der Provence.
Das fruchtbare Schwemmland der Rhône - im Französischen übrigens männlich, le Rhône - ist seit jeher aber auch ein traditionelles Obst- und Gemüseanbaugebiet. Leider hat das breite Tal mit seiner gut ausgebauten Infrastruktur heute durch zahlreiche Industrieansiedlungen weitgehend seinen Reiz eingebüßt. Die Rhône, dieser „wilde, aus den Alpen herabstürmende Stier“, wie der große französische Historiker Jules Michelet einmal sagte, ist längst durch Kanäle, Deiche, Schleusen und Kraftwerke domestiziert worden. Besonders um die Wasserqualität ist es schlecht bestellt, da zudem auch fünf Kernkraftwerke (Cruas-Meysse, Montélimar, Pierrelatte etc.) ihr Kühlwasser in den Fluss einleiten. Kein anderer französischer Fluss wird intensiver von der Nuklearindustrie genutzt als die Rhône. Doch ein wenig Hoffnung ist in Sicht: Seit ein paar Jahren treten Bürgerinitiativen vehement für eine Verbesserung der gegenwärtigen Situation ein, die unter umweltpolitischen Gesichtspunkten als katastrophal bezeichnet werden muss.
Die Rhône als Grenze?
Die Rhône ist in vielerlei Hinsicht weniger die wichtigste Wasserstraße Südfrankreichs als eine Grenze gewesen, und dies nicht nur zwischen der Provence und dem Languedoc. Bereits im Vertrag von Verdun (843) diente die Rhône als Grenzfluss zwischen Westfranken, das Karl der Kahle erhielt, und dem Lothar zugesprochenen Lotharingen. Hinzu kam, dass die Rhône und ihre Inseln bis 1789 vom französischen König als Eigentum der Krone betrachtet wurden. Auffallend sind die zahlreichen Doppelstädte wie Villeneuve-lez-Avignon und Avignon oder Tarascon und Beaucaire. Dies veranlasste den bekannten französischen Historiker Fernand Braudel zur Annahme, „dass es für die Händler und Anwohner vielleicht beinahe wichtiger war, den Fluss zu überqueren, als ihn abwärts oder aufwärts zu fahren“. Die Kontraste und Gegensätze zwischen beiden Ufern fanden ihren Niederschlag in zahlreichen Querelen, Feindschaften und gerichtlichen Konflikten, selbst in der Gegenwart bleibt die Rhône als mentale Grenze wahrnehmbar.
Lyon
Die meisten Südfrankreichreisenden lassen Lyon links liegen, denn die ausufernden Ränder der zweitgrößten Metropole Frankreichs wirken wahrlich nicht gerade einladend. Dies ist allerdings ein Fehler: Das einzigartige Renaissanceensemble der Altstadt wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.
„Lyon war eine schöne, eine regsame, eine lebendige Stadt, es blickte auf eine blutige Geschichte zurück und war immer fleißig und immer ein Platz der Aufstände, ein Herd der Unruhe gewesen“, notierte der Romancier Wolfgang Koeppen vor mehr als vier Jahrzehnten auf einer Reise durch Frankreich. Koeppen zeigte sich bei seinem Besuch vor allem von dem Stadtbild und den Flussufern angetan. Von Letzteren hat Lyon gleich vier zu bieten: Hier fließen die träge, aus den Vogesen kommende Saône und die Rhône, eine manchmal ungebärdige Alpentochter, zusammen. „Vater Rhône“ und „Mama Saône“ bilden ein großes „Y“ und schließen eine lang gestreckte Schwemmland-Halbinsel ein, auf der seit Jahrhunderten das Herz der Stadt schlägt. Leider sind die Rhônekais inzwischen zu mehrspurigen Verkehrsachsen mutiert, so dass die Stadt den Kontakt zum Wasser verloren hat.
Hoch über der Saône und über Vieux Lyon erhebt sich die Basilika Nôtre-Dame-de-Fourvière, die als „Zwillingsschwester“ von Sacré-Cœur gerühmt wird. Kunsthistorisch bedeutungslos, fasziniert allerdings der Panoramablick vom Turm der Wallfahrtskirche. Er reicht an klaren Tagen bis zum Montblanc. Schon die Römer siedelten auf dem Plateau Fourvière, der Name leitet sich von Forum Vetus ab. Weiträumige Ausgrabungen lassen die Bedeutung der römischen Stadt erahnen. Sogar das weltweit am besten erhaltene antike Odéon ist auf dem Hügel zu finden. Das mittelalterliche Lyon (Vieux Lyon) mit der Cathédrale Saint-Jean liegt unterhalb des Plateaus am westlichen Ufer der Saône. Fraglos findet sich hier die größte Restaurantdichte in Europa, schließlich gilt Lyon ja als die „Welthauptstadt der Gastronomie“. Bei den Einheimischen beliebt sind die einfachen Kneipen, so genannte Bouchons, in denen es sich aber zumeist ebenso vorzüglich wie bodenständig tafeln lässt.
Vom Fourvière-Viertel führt eine Brücke hinüber nach Pentes de la Croix-Rousse, dem auf einem stetig ansteigenden Hügel gelegenen historischen Weberquartier von Lyon. Einst lebten und arbeiteten mehr als 60.000 Weber in den dicht aneinandergedrängten Häusern, deren charakteristisches Merkmal die hohen Decken im Erdgeschoss - damit die Jacquard-Webstühle Platz hatten - und die schmalen Traboules sind. Das Wort Traboules - es stammt vom lateinischen transambulare ab - bezeichnet ein Gewirr von Gängen und Stiegen, die Haus mit Haus, Hinterhof mit Hinterhof und Gasse mit Gasse verbinden. Sie ermöglichten den Webern, ihre kostbaren Produkte zu transportieren, ohne den Unbilden des Wetters ausgesetzt zu sein. Auch im Viertel Vieux Lyon sind diese charakteristischen Gänge zu finden. Eine besonders lange Traboule erstreckt sich von der Hausnummer 54 in der Rue Saint-Jean bis zur Hausnummer 27 in der Rue du Boeuf. Während der Weberunruhen in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts dienten die Traboules als Fluchtwege; im Zweiten Weltkrieg bedienten sich ihrer die Kämpfer der Résistance. In jenen düsteren Jahren war Lyon das Zentrum der französischen Widerstandsbewegung; ihr Führer Jean Moulin wurde 1943 in der Weberstadt verhaftet und von der Gestapo zu Tode gefoltert. Wer als Unkundiger durch Lyon streift, wird sich allerdings schwertun, die Eingänge zu den Traboules zu finden, zudem sind die Wege durch die Hinterhöfe oft kaum nachzuvollziehen.
Eingeschlossen von der Rhône und der Saône, präsentiert sich Lyon im belebten Viertel La Presqu’île von seiner repräsentativsten Seite. Optischer Fixpunkt im Norden der Schwemmlandhalbinsel ist das Hôtel de Ville an der Place des Terreaux mit der riesigen Fontaine de Bartoldi; die Figuren des Brunnens symbolisieren die dem Meer zustrebenden Flüsse. Die breiten Einkaufsstraßen des Viertels sind von prachtvollen Bürgerhäusern gesäumt und führen irgendwann zur Place Bellecour, einer der größten und schönsten Plätze des Landes. Östlich der Rhône erstrecken sich die modernen Viertel der Stadt. Am interessantesten ist das 3. Arrondissement rund um den Bahnhof Part Dieu; es besitzt mehrere kulturelle Einrichtungen und eines der größten Einkaufszentren Europas. Auch die Markthallen von Lyon sind dort zu finden.
Um die Attraktivität der Stadt zu erhöhen, ohne die vorhandene städtebauliche Struktur zu gefährden, wurde 1992 ein Entwicklungsplan ins Leben gerufen, der mittlerweile zu großen Teilen umgesetzt worden ist. Ein Hauptziel, die berühmten Lyoneser Plätze, die damals zu tristen Großparkplätzen verkommen waren, wieder aufzuwerten, ist schon erreicht. Die Blechkarossen stehen längst in den riesigen unterirdischen Parkhäusern. Auf eine intensive Begrünung wurde verzichtet, da man den städtischen Charakter der Freiräume hervorheben wollte; die urbanen Raumproportionen und die prächtigen Häuserfassaden sollen so besonders betont werden. Im Jahre 2005 wurde ergänzend das Projekt „Lyon Confluence“ in die Wege geleitet, um das großteils brachliegende Areal der unteren Hälfte der Presqu’île zwischen Saône und Rhône aufzupeppen. In dem geplanten Geschäfts- und Wohnviertel sollen rund 25.000 Menschen leben und arbeiten. Zudem wurde dort das Musée des Confluences errichtet.
Hinweis: Verwaltungstechnisch ist Lyon - ähnlich wie Paris - in neun Arrondissements aufgeteilt. Jedes Arrondissement hat eine eigene Postleitzahl, die bei den Adressen in diesem Buch mit angegeben ist. 69005 steht beispielsweise für das 5. Arrondissement, die Altstadt von Lyon (Vieux Lyon).
Geschichte
Lyons Wurzeln reichen fast dreitausend Jahre zurück. Bereits die Phönizier und die Griechen unterhielten an der Mündung von der Saône in die Rhône einen florierenden Handelsplatz, der reichlich vorhandene Hanf (Canabae) wurde in mehreren Seilereien verarbeitet. Als die Römer im Jahre 43 vor unserer Zeitrechnung an diesem strategisch wichtigen Platz eine Stadt nach ihren architektonischen Prinzipien gründeten, existierten bereits zwei keltische Siedlungen. Innerhalb weniger Jahre stieg Lugdunum zur Hauptstadt der Provinz Gallia Lugdunensis auf. Mit einer Ausdehnung von mehr als 140 Hektar war das antike Lyon größer als Paris, Köln oder Verona. Lugdunum - was übrigens so viel wie „Hügel der Raben“ bedeuten soll - war die wirtschaftlich bedeutendste Stadt Galliens, ein Töpfereizentrum und zudem mit dem Monopol des Weinhandels gesegnet. Fast selbstredend durften da auch Tempelanlagen, ein Amphitheater und ein römischer Zirkus nicht fehlen. Mehr noch: Der römische Kaiser Claudius (10-54) erblickte in Lyon das Licht der Welt. Einen schweren Schlag musste die Stadt hinnehmen, als sie in den Kämpfen um die Kaiserwürde mit Albinus auf den falschen Mann setzte. Der siegreiche Kaiser Septimus Severus verübelte Lugdunum diese Parteinahme, ließ im Jahre 197 die Stadt anzünden und 18.000 Bürger hinrichten. Ein schwerer Schlag, von dem sich Lyon nur langsam erholte.
Nach dem Zerfall des Römischen Reiches siedelten sich die Bewohner unterhalb des Plateaus am westlichen Ufer der Saône an, dem heutigen Vieux Lyon. Die Burgunder und Franken gaben ein kurzes Zwischenspiel, zudem bestätigten mehrere in Lyon abgehaltene Konzile den hohen Einfluss der geistigen Würdenträger auf die städtische Kultur. Als sich der Erzbischof und das aufstrebende Bürgertum um die Vorherrschaft in der Stadt stritten, ergriff Philipp der Schöne 1307 die Gelegenheit, um die reiche Provinzmetropole seinem französischen Königreich einzuverleiben. Lyon musste trotz seiner großen galloromanischen Vergangenheit im Spätmittelalter hinter Paris zurückstecken. Erst im Laufe des 15. Jahrhunderts setzte, gefördert durch den französischen König, ein enormer wirtschaftlicher Aufschwung ein; Lyon wurde zu einem Zentrum des Gewerbes und des Handels. Durch vier jährlich abgehaltene Messen, die jeweils zwanzig Tage währten, sowie die Textilindustrie mit der Seidenverarbeitung an der Spitze erlebte die Stadt eine Blütezeit, die sich auch architektonisch niederschlug. Italienische Bankiers gründeten eine Börse und führten den Renaissancestil in Lyon ein.
Im 16. Jahrhundert erlebte Lyon ein überaus glanzvolles Zeitalter. Frankreichs erster literarischer Salon wurde gegründet, und Rabelais, der als Arzt am städtischen Hôtel Dieu praktizierte, veröffentlichte seine Satiren von Pantagruel und Gargantua. Zu den eindrucksvollsten Zeugnissen jener Epoche gehört Vieux Lyon, das sich auf dem rechten Ufer der Saône erstreckt. Mit seinen rund 300 denkmalgeschützten Häusern gilt es als das großartigste Renaissance-Viertel Frankreichs. Zu dem Ensemble gehören zwar auch spätgotische und klassizistische Bauwerke - darunter die Cathédrale Saint-Jean mit ihrer filigranen Fensterrosette -, doch am faszinierendsten sind die Renaissancebauten mit ihren fein gearbeiteten Loggien und Wendeltreppen.
Das Theater des antiken Lugdunum

Das Theater des antiken Lugdunum

Einen großen Tribut forderten die Wirren der Französischen Revolution: Ein Aufstand der Bürger gegen das revolutionäre Regime in Paris wurde 1793 blutig niedergeschlagen, mehrere Tausend Menschen starben und ein ganzes Stadtviertel wurde dem Erdboden gleichgemacht. Beim Wiederaufbau machten die Lyoneser aus der Not eine Tugend und legten auf der freien Fläche die Place Bellecour an, die als einer der größten innerstädtischen Plätze der Welt gilt. Das Wirtschaftsleben begann wieder zu florieren, die Erfindung des Jacquard-Webstuhls vereinfachte die Produktion - allerdings auf Kosten der Arbeiter, die immer mehr in die Lohnabhängigkeit von einigen wenigen Großunternehmern gerieten. Im Jahre 1831 probten die Weber einen großen Aufstand, um gegen ihre schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen zu demonstrieren. Drei Tage währten die Kämpfe, die mehr als 600 Tote und Verwundete forderten.